Mainz bleibt Mainz: SWR veröffentlicht Liste der Mitwirkenden...

Mit dabei : Thomas Becker und Frank Brunswig mit ihrer Nummer: "Der Bruder von Trump", Foto: hbz / Stefan Sämmer

Der SWR hat am Samstag die Besetzungsliste für die Mutter aller Fernsehfastnachtssitzungen, "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht" herausgegeben. Die Sendung geht am...

Anzeige

MAINZ. Mittleres Beben auf dem Polit-Parkett von „Mainz bleibt Mainz“: Erstmals seit vielen Jahren wird Friedrich Hofmann (MCC) als „Till“ nicht auf seiner Reichstagskuppel das politische Geschehen kommentieren. Den Part des Protokollers übernimmt stattdessen Erhard Grom, der in diesem Jahr mit einem „packenden, bildhaften, originellen, über den Tellerrand der aktuellen Politik hinausschauenden“ Vortrag glänze, sagt SWR-Redakteur Günther Dudek bei der Präsentation des Programmpakets der Fernsehsitzung, die das Erste am kommenden Freitag, 20.15 Uhr, live aus dem Kurfürstlichen Schloss überträgt.

Als Opener sei der Redner des Gonsenheimer Carneval-Vereins (GCV), der bereits in früheren Jahren, damals noch als MCC-Protokoller, auf der Fernsehbühne stand, mit seiner präzisen, schwungvollen Weltschau die beste Besetzung. Die Entscheidung sei eine absolute Momentaufnahme für dieses Jahr und keinesfalls eine gegen Friedrich Hofmann, sondern eine für den GCV-Mann Erhard Grom, sagt Dudek.

Hofmann steht seit 1996 mit Unterbrechungen und seit 2008 jedes Jahr auf der „Mainz bleibt Mainz“-Bühne. Bei ihm und seinem Verein, dem MCC, ist die Enttäuschung groß. Der SWR habe seinen Vortrag als zu leise, zu intellektuell, zu pointenarm bezeichnet, berichtet er der AZ. „Die Zeiten geben die Themen vor“, sagt Hofmann, der auch Vizepräsident des MCC ist. Und die politisch-literarische Mainzer Fastnacht pflege eben auch die leisen und nachdenklichen Töne, „das hätte der Sendung gut getan“.

Anzeige

Ein letztes Mal "Guddi"

Er könne die Enttäuschung verstehen, meint Dudek. Man sei sich aber einig mit allen an der Sitzung beteiligten Vereinen Mainzer Carneval-Verein (MCV), GCV, Karneval-Club Kastel (KCK) und Mainzer Carneval-Club (MCC), gemeinsam am Produkt „Mainz bleibt Mainz“ zu arbeiten. Das will der SWR mit einer aufgepeppten Sendedramaturgie, bei der „Special Guests“ die Möglichkeiten der Livesendung erweitern, jünger, frecher und moderner gestalten, ohne am traditionellen Rahmen zu rütteln. So werden auch die Schnorreswackler des GCV dabei sein – allerdings soll der Auftritt wohl eher untypischer Art sein und etwas aus der Rolle fallen. Näheres wollte Dudek am Samstag noch nicht verraten. Wie die AZ erfuhr, werden Michael Emrich und Christian Schier als zwei grantelnde Alte nach dem Vorbild der Muppets-Show das Geschehen auf der Bühne kommentieren.

Wenig überraschend die beiden weiteren Redner in der Vorzeigemanege der politisch-literarischen Fastnacht: In seiner Paraderolle als „Guddi Gutenberg“ erklimmt Hans-Peter Betz mit Klartext zum letzten Mal den Denkmalsockel. Lars Reichow präsentiert als Anchorman kabarettreif die „Fastnachtsthemen im Elften“.

Als „Mainz bleibt Mainz“-Newcomer eröffnet Thorsten Ranzenberger mit seinem gewichtigen Stimmungs-Song „Ich wär so gern ein Schwellkoppträger“ die Mutter aller TV-Sitzungen. Sein Debüt beim närrischen Schloss-Spektakel feiert auch das Duo Thomas Becker und Frank Brunswig. Die pointensprühende, präsidiale Persiflage „Der Bruder von Trump“ sei ein „glatter Volltreffer“ und „die Überraschung der Kampagne“, frohlockt Dudek, der mit seinem Kollgen Norbert Christ in den vergangenen drei Wochen pausenlos die Säle nach der TV-Topbesetzung durchforstet hat.

Unter anderem Nahles, Altmaier und Dreyer erwartet

Anzeige

Das zweite Power-Duo Martin Heininger und Christian Schier darf sich als Sitzungshöhepunkt mit bewährt anarchischem Possenspiel nach der mutterwitzgetränkten Büttenpredigt von Obermessdiener Andreas Schmitt, der wieder die Präsidentenschelle schwingt, austoben. Aus der Riege der Mundart-Komödianten steigt Alexander Leber mit seiner Polizisten-Nummer“ in die Bütt, Jürgen Wiesmann ist als „Ernst Lustig“ im Familienurlaub-Stress. Detlev Schönauer hat die Trump-Maske abgelegt und spielt seine Gagtrümpfe wieder vom Comedy-Katheder des Biolehrers aus.

Andere vorab gehandelte Kokolores-Kandidaten wie Adi Guckelsberger oder der das Publikum begeisternde Pfarrer Sascha Jung haben es nicht in die SWR-Sitzungs-Setlist geschafft. Dafür sorgt nach letztjährigem Aussetzer wieder Andy Ost mit fastnachtsaffinen Hit-Parodien für Rock‘n‘Roll-Feeling in den Schunkelreihen und soll auch den einen oder anderen Promi am Songzipfel packen.

Als Gäste im Saal werden unter anderem Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU), Grünen-Chefin Simone Peter und der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Uwe Junge erwartet. Auch wenn der SWR sich bei seinem angekündigten Modernisierungsschub sogar ans Allerheiligste der Hofsänger wagt und deren traditionelles Potpourri zugunsten eines reinen Stimmungsliederfinales à la „Olé olé Fiesta“ gestrichen hat, hinkt man doch bei der Frauenquote weiter hinterher. Für weiblichen Schwung sorgen allein die Ballettdamen des TSV Schott.