Leser helfen: Wie die Mainzer Tafel den Menschen hilft

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Seit zehn Jahren ist Detlef aus Finthen Kunde bei der Mainzer Tafel.

Alle zwei Wochen dürfen die Kunden bei der Tafel Lebensmittel abholen. Was bedeutet das den Menschen? Ein langjähriger Abholer erzählt.

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Mainz. Dieses erste Mal hat Detlef noch ganz genau vor Augen. Zehn Jahre ist es her, dass der Finther zum ersten Mal bei der Mainzer Tafel vorstellig wurde. „Ich hatte damals wirklich nichts zu essen”, erinnert er sich. Bei der Tafel sei er jedoch noch nicht angemeldet gewesen, hätte somit eigentlich auch nichts bekommen dürfen. „Lauch und Kartoffeln”, erzählt Detlef an diesem kalten Dezembertag auf der Kaiserstraße. Das habe er damals erhalten. Und es habe ihm geholfen. Wie dem 65-jährigen Finther hilft die Tafel jeden Monat über 2000 Menschen. Alle zwei Wochen dürfen sie Lebensmittel abholen. Diese sind nicht für die Grundversorgung, sondern als Zusatz gedacht.

Detlef ist mit den Lebensmitteln an dem ihm zugewiesenen Abholtag kurz vor Weihnachten zufrieden. Joghurt, Trauben, zwei Brote, Wurst, Krustenbraten und etwas Marzipan. Zwei Stücke Kuchen sind auch dabei. Auf der Kaiserstraße fängt ihn eine weitere Kundin der Tafel ab und überreicht ihm zusätzlich ein Glas Pflaumenmarmelade, das sie selbst nicht benötigt. „Die Lebensmittel von der Tafel haben meistens eine gute Qualität. Manchmal staunt man richtig, was man da bekommt”, sagt Detlef. Der 65-Jährige ist dankbar über das Angebot. Vor zehn Jahren habe er am Supermarkt im Müll geschaut, irgendwann dann von der Tafel erfahren. Seitdem ist er Kunde.

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Neben der Tafel gehe er noch in den Supermarkt einkaufen, die Tafel sieht er als Zusatz – so wie es auch gedacht ist. „Manch einer geht nicht hin, weil er Angst hat, dass die Leute reden.” Das sieht Detlef nicht so. Er gehe gern zur Tafel, freut sich über bekannte Gesichter. „Man muss sich aufraffen, hingehen und anstehen – aber es lohnt sich”, sagt der 65-Jährige. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter würden ihn mittlerweile schon kennen. Auf etwaige Vorlieben müssten sie aber bei ihm nicht achten. „Ich bin nicht wählerisch. Man muss aus allem etwas machen können”, findet Detlef. Und ja, natürlich koche er selber.

Warum er bei der Tafel gelandet ist, möchte Detlef nicht ausführlich erzählen. „Zu viel Chaos, zu viel Leben”, blickt er zurück. Ab und zu gebe es eben auch mal eine Pleite. „Dann bricht dir der Boden unter den Füßen weg.” Vor acht Jahren habe er zudem einen Schlaganfall erlitten, ist seitdem gelähmt und gilt als schwerbehindert. „Man kann immer in etwas reinrasseln. Unser System ist wackelig”, sagt der 65-Jährige. Doch er habe schließlich den Mut gefunden, weiterzumachen. Auch wenn er nicht mehr arbeiten könne.

Und so fährt der 65-Jährige alle zwei Wochen zur Mainzer Tafel in der Heidelbergerfaßgasse. Dort lädt er die Lebensmittel in seinen Rollator und per Straßenbahn geht es zurück zur Finther Römerquelle. Detlef ist dankbar für die Unterstützung. „Die Tafel hat mich manchmal echt rausgerissen”, sagt er. „Wenn Kühlschrank und Küche leer sind, ist das wirklich ein Problem.”