Mit der bizarren Performance „Stücken & Schittchen“ verabschiedet sich die Kulturbäckerei in der Mainzer Neustadt in lange Umbauphase. Man wurde Zeuge einer grotesken...
MAINZ. Eine bizarre Vorstellung für rund hundert Besucher der Kulturbäckerei: Ein letztes Mal vor dem Umbau öffnete das in der Rheinallee 111 entstehende Kulturzentrum seine Türen und lud die Besucher zu „Stücken & Schnittchen“. Sieben Performance-Künstler und -Gruppen traten in der großen Halle der ehemaligen Kommissbrotbäckerei auf und gaben einen Vorgeschmack auf das, was dort ab 2023 regelmäßig zu sehen sein könnte. Die raue Hallenatmosphäre diente als Grundlage einer grotesken Kunstshow.
Hohes Vogelgezwitscher erklingt aus der einen Ecke der Halle. Die Stimmkünstlerin Silvia Sauer trällert helle Töne in die Luft und ins Mikrofon. August Priebe begrüßt in dickem Pelz die Besucher mit einem eigenwilligen Karaoke-Auftritt. Eine Kommissarin muss einen Brand aufklären, die Verdächtigen: unschuldig dreinblickende Tiere. Wenig später stellt die „dansgroep“ der Uni Mainz das Synchronschwimmen der russischen Olympia-Mannschaft dar, in der schnell Streit ausbricht. So geben die Scheinwerfer abwechselnd den Blick frei auf die verschiedenen Nischen, in denen sich die Künstler eingerichtet haben. Stühle für die Besucher gibt es keine; sie können sich frei in der Halle bewegen. Nahtlos gehen die Performance-Schnipsel ineinander über, verschmelzen miteinander und treten in Kommunikation. „Wir wollen Begegnungen schaffen“, erklärt Joachim Schulte vom Verein „Kulturbäckerei“: Begegnungen zwischen Menschen, aber auch zwischen den Künsten. Zur Stärkung werden belegte Brote an die Zuschauer verteilt: eine Reminiszenz an das, was in dem denkmalgeschützten Gebäude einst erschaffen wurde. Jürgen Waldmann verpackt frische Handy-Brote und verteilt sie ans Publikum. „FoodFone – organic conversation“, so der Name der obskuren Handy-Firma.
Nach einer Stunde ist die Performance vorbei. Besucherin Petra ist zwiespältig: „Mit manchen Stationen konnte ich mehr anfangen, mit anderen weniger.“ Reiner findet die Aktion „kreativ und mutig“: „Sie hat gezeigt, was die Location so hergibt.“ Und Astrid hat den Eindruck von einem „Schaufenster zu dem, was hier entstehen kann.“
Von Fabian Dombrowski