
Der ÖPNV in Mainz steht heute still. Verdi hat zum Streik aufgerufen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
MAINZ.Aus dem Depot der Mainzer Mobilität fährt heute kein Bus und keine Bahn raus. Schülerinnen und Schüler müssen sich genau wie Pendlerinnen und Pendler anders behelfen, um zur Schule oder zur Arbeit zu kommen. Laut Polizei gibt es bislang allerdings keine Staus oder Behinderungen durch erhöhtes Verkehrsaufkommen im Berufsverkehr im Mainzer Stadtgebiet.
Die Gewerkschaft Verdi hat zum Streik aufgerufen. Es geht um 10,5 Prozent mehr Lohn, erklärt Verdi-Gewerkschaftssekretär Marko Bärschneider am frühen Freitagmorgen im Gespräch mit dieser Zeitung. Bislang sei das Angebot der Arbeitgeber „unverschämt“ gewesen, sagt er. Es seien drei Prozent zum Ende diesen Jahres und zwei Prozent Mitte nächsten Jahres. Das sei angesichts der hohen Inflation „ein unverschämtes Angebot“, das man nicht annehmen wolle.
Die Forderung laute 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro für alle Beschäftigten, sagt er. Gestreikt wird in zahlreichen Städten in ganz Deutschland. Dass der Streik immer die Schüler und Pendler treffe, also diejenigen die nichts dafür könnten, bedauere er, so Bärschneider; man habe den Streik daher schon vor mehreren Tagen angekündigt, damit man sich darauf einstellen und Alternativen finden könne.
Gleichzeitig finden heute in Städten in ganz Deutschland auch Klimaproteste von „Fridays for Future“ statt – auch in Mainz. Verdi und Fridays for Future wollen den gemeinsamen Aktionstag nutzen, um auf die Bedeutung des öffentlichen Personennahverkehrs im Kampf gegen die Klimakrise aufmerksam zu machen.
Im Depot der Mainzer Mobilität, wo sich die Streikenden versammelt haben, herrscht gute Stimmung, immer wieder gibt es Trillerpfeifen-Konzerte, es wird Kaffee getrunken, Wurst gegessen. Akin Turbay ist seit einem Jahr Busfahrer in Mainz. Zum ersten Mal ist er bei einem Streik dabei. Er sei optimistisch, dass die Forderungen der Gewerkschaft Gehör finden, so der 47-Jährige. „Ich weiß gar nicht, worüber wir hier reden, man sieht ja die Inflationsrate“, sagt er. Einmalzahlungen seien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wie Marion Paul, Geschäftsführerin bei Verdi, berichtet, werde auch die DB Regio bestreikt. Das habe die DB Regio zwar am Donnerstag noch mit einer einstweiligen Verfügung verhindern wollen, das Gericht habe dies allerdings abgeschmettert. Am Morgen trafen auch Aktivisten von Fridays for Future bei den Streikenden ein, um dort eine Ansprache zu halten. Im Gegenzug, so war zu erfahren, sollen auch Verdi-Vertreter am Nachmittag auf dem Gutenbergplatz bei der Kundgebung der Klimaprotestler zugegen sein.
Im Streiklager wurde beim Auftauchen der „Fridays for Future”-Aktivisten dann sogar zu orientalischer Musik getanzt. Eine Sorge konnten die jungen Leute den Streikenden nehmen: „Wir haben gehört, es gab die Angst, dass wir uns hier festkleben. Keine Angst! Wir finden, es gibt auch andere Wege.”
Auch im Umland von Mainz, in Rheinhessen, hat der Warnstreik der Busfahrer teilweise Auswirkungen. Die zweistelligen Linien der Mainzer Mobilität (MM), die von Mainz aus ins Umland unterwegs sind, werden am Freitag wie angekündigt nicht bedient. Das bestätigte Uwe Hiltmann, Geschäftsführer des Kommunalverkehrs Rhein-Nahe (KRN), am Freitagmorgen auf Nachfrage der Redaktion. Die KRN-Buslinien, die die Landkreise Mainz-Bingen und Bad Kreuznach umfassen, fahren laut Hiltmann hingegen wie gewohnt. Hiltmann sagte: „Wir fahren normal und konnten nichts Ungewöhnliches feststellen. Alles ist im grünen Bereich.“ Die Leitstelle der KRN habe man im Vorfeld wegen des angekündigten Streiks doppelt besetzt, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können, so Hiltmann. Der Schülerverkehr sei am Morgen reibungslos gelaufen. Überfüllte KRN-Linien hat es laut Hiltmann nicht gegeben. Das war im Vorfeld befürchtet worden, weil Fahrgäste der MM auf die überregionalen Linien der KRN, beispielsweise 660 und 630, hätten ausweichen können. Der Nahverkehr in Ingelheim und Bingen ist ebenfalls nicht vom Streik betroffen, wie das Unternehmen INGmobil und die Binger Stadtwerke auf Anfrage mitteilten.