Der Mainzer Arzt Gerhard Trabert ist vom 21. September bis 2. Oktober in Kisumu, der drittgrößten Stadt Kenias, unterwegs, um sich dort um die Straßenkinder zu kümmern. Hier...
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Heute ist der Tag des Einkaufs von Medikamenten und Verbandsmaterial, aber auch ein Tag der Weiterbildung und Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Uhuru.
Die Mobile Clinic hat nur sehr wenige Medikamente zur Verfügung und es fehlt an Verbandsmaterial, Salben, Wundbehandlungssets und vielem mehr. Einen Großteil haben wir aus Deutschland mitgebracht, besonders im Hinblick auf eine gute Wundbehandlung. Natürlich sind die Frage und der Einwand berechtigt, ob denn ein kurzzeitiger Hilfseinsatz von nachhaltiger Wirkung sei. Mit diesem Aspekt haben wir uns intensiv auseinandergesetzt. Heidi hatte in meinen Augen eine sehr gute Idee: Wir bauen eine telemedizinische Versorgungs- und Kooperationsstruktur auf. Wir starten damit bei der Versorgung von Hautkrankheiten und Wunden.
Bildergalerie
Aus diesem Grund haben wir vor einigen Tagen in Kisumu ein gutes Smartphone gekauft, mit einer sehr guten Kamerafunktion. Heidi hat während unserer Wund- und Hautkrankheitssprechstunden unsere Patienten mit der Kamera fotografiert. Das bedeutet, sie hat Fotoaufnahmen von den Wunden und Hautaffektionen gemacht, um eine klare individuelle Zuordnung zu garantieren, auch eine Portraitaufnahme.
Diagnose über tausende Kilometer
Des Weiteren wurden anamnestische Befunde erhoben und in einem Patientenordner dokumentiert. Dieses Smartphone übergeben wir den Medical Health-Workern. Damit können sie Hautbefunde fotografisch erfassen, einen Verlauf bildlich dokumentieren und diese Daten per Whatsapp an Heidi senden. Heidi hat Kontakt zu Frau Dr. Hehl, eine Dermatologin aus Ulm, die sich bereit erklärt hat, aufgrund der Bilder und Krankheitsdaten eine Diagnose und Therapievorschlag zu erstellen.
Schulung der Uhuru-Mitarbeiter
Damit ist gesichert, dass wir kontinuierlichen Kontakt zu den medizinischen Mitarbeiterinnen von Uhuru halten und sie bei der Behandlung von Wunden und Hauterkrankungen auch tausende Kilometer entfernt, beraten können. Klingt vielleicht etwas verrückt, ist aber machbar und eine wirklich nachhaltige Methode in Bezug auf die Gesundheitsversorgung der Straßenkinder.
Diese Form einer telemedizinischen Versorgung erläutern Heidi und ich während einer Schulungsmaßnahme dem gesamten Team der Mobile Clinic von Uhuru. Gemeinsam erklären wir zudem die Anwendung des Wundbehandlungsequipments, die Indikation und Dosierung von bestimmten Medikamenten sowie die Funktionsweise von diagnostischen Hilfsmitteln. Dabei steht die Handhabung des Malariatests im Vordergrund. Heidi hat aufgrund ihrer bisherigen Afrikaeinsätze damit Erfahrung.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind voll konzentriert an dieser Art der Weiterbildung beteiligt. Der Medical Health-Worker bedankt sich. Es sei wundervoll, jetzt diese diagnostischen Möglichkeiten und die zur Behandlung erforderlichen Medikamente zu haben. Die Beschaffung der Medikamente war indes sehr schwierig und kompliziert, da es sich ja um verschreibungspflichtige Tabletten und Lösungen handelte, die man auch in Kenia nicht einfach so kaufen kann. Die Rettung war mein internationaler Arztausweis. Sofort wurde eine Fotokopie davon angefertigt. Nach genauer Inspektion dieses Dokuments wurden mir dann doch die aufgeschrieben und vorhandenen Medikamente ausgehändigt. Besonders die Antimalaria-Medikation wurde vom Uhuru-Team sehr geschätzt und freudestrahlend entgegengenommen. Kisumu ist eine Malaria-Hochburg und viele Straßenkinder sind an der Krankheit bereits verstorben.
Von Gerhard Trabert