60 Millionen Euro plus x: So viel würde nach den Berechnungen des Generalplaners agn Niederberghaus und Partner die Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses inklusive...
MAINZ. 60 Millionen Euro plus x: So viel würde nach den Berechnungen des Generalplaners agn Niederberghaus und Partner die Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses inklusive Baunebenkosten kosten. Das „x“ steht dabei für die jährliche Anpassung des Budgets an die Baupreise von etwa 2,5 Prozent. Also: Sollte in drei Jahren mit den Bauarbeiten begonnen werden, würden die Kosten auf 64,5 Millionen Euro steigen. Ein stolzer Betrag, der die Stadt geradezu dazu zwingt, nach Alternativen Ausschau zu halten. Auch wenn rund 60 Prozent der Kosten durch eine Landesförderung gedeckt werden könnten.
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Stadtratssitzungen im Landesmuseum?
Eine Alternative hat Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) beim Pressegespräch am Dienstag benannt (die AZ berichtete): die teils leer stehende Immobilie Große Bleiche 46, ehemaliges Domizil der Westimmo und von Teilen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Gleichzeitig stellte er auch klar, dass ihm viel am Erhalt des jetzigen, repräsentativen Standortes direkt am Rhein gelegen ist.
Als Stadtratssaal bei der Großen-Bleiche-Lösung könnte womöglich der während des Umbaus des Landtages als Provisorium eingerichtete Plenarsaal in der Steinhalle des Landesmuseums, also im Gebäude gegenüber der Westimmo gelegen, genutzt werden. Während der Stadt für Teile der ehemaligen, 1999 errichteten Bankimmobilie seit 3. November ein Kauf- oder Mietangebot des Vermarkters Areal Estate AG vorliegt, hat es über die Folgenutzung des Plenarsaales noch keine Verhandlungen mit dem Land gegeben. Der Kaufpreis für die Bankimmobilie beträgt 20 Millionen Euro, hinzu kommen laut einer Ratsvorlage des OB etwa zwei Millionen Kaufnebenkosten. Die jährlichen Betriebskosten belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro. Bei einer Anmietung wären rund 1,26 Millionen Euro pro Jahr fällig. Hinzu kämen die noch nicht berechneten Kosten für einen rathaus-gerechten Umbau sowie die Anmietung des Plenarsaals.
Da in der Großen Bleiche 46 nur knapp 6000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung stehen, das Rathaus aber über rund 13 000 Quadratmeter verfügt, müsste die Stadt zusätzliche Büroräume anmieten. Dafür würden jährlich rund 500 000 Euro zuzüglich Nebenkosten anfallen. In der Tiefgarage des ehemaligen Bankhauses stehen rund 50 Stellplätze zur Verfügung. Diese Kapazität sei im Vergleich zu den 200 Parkkarten, die an die Stadt und die Mitarbeiter in der Rathausgarage und im benachbarten Parkhaus Löhrstraße vergeben wurden, zu gering. Die genauen Kosten für die Variante Große Bleiche muss die Stadt noch ermitteln.
Nicht bekannt ist derzeit, ob die Stadt auch das benachbarte Landesbank-Gebäude an der Ecke zur Flachsmarktstraße übernehmen könnte, um so weitere Flächen an der Großen Bleiche zu erhalten. Die LBBW will 2020 dieses Gebäude räumen und an den Zollhafen ziehen.
Fraglich aber ist, ob sich bei einer Entscheidung für einen Umzug der Stadtverwaltung an die Große Bleiche überhaupt ein Käufer für das Rathausgebäude finden wird. Ob sich eine Nutzung zum Beispiel als Hotel für einen privaten Investor vor dem Hintergrund der Auflagen des Denkmalschutzes rechnet, erscheint derzeit ungewiss. Es könnte ein Leerstand an dieser exponierten Stelle am Rheinufer drohen. Ein Rathaus-Neubau an anderer Stelle ist laut agn-Gutachten keine sinnvolle Alternative, da die Sanierung die wirtschaftlichere Lösung sei.
Die CDU erinnerte jetzt daran, dass sie vor mehr als zwei Jahren vorgeschlagen hatte, die bisher im Rathaus angesiedelten Teile der Verwaltung in das Kurfürstliche Schloss und in einen Neubau auf dem Areal des Allianzhauses an der Großen Bleiche zu verlagern. Dieser Variante erteilte der OB aber unter anderem aus Kostengründen erneut eine Absage.
Von Michael Erfurth