Ebling: „Sechsspurigen Ausbau der A643 überdenken“

So soll die auf sechs Spuren verbreiterte A 643 durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand (oben) bei Mombach aussehen.     Grafik: LBM
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Der Ausbau der A643 soll als „4+2“-Lösung geplant werden. Das fordert der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling in einem Appell an den Bundesverkehrsminister.

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MAINZ. Beim geplanten Ausbau der Autobahn 643 am Mombacher Sand soll statt eines sechsspurigen Ausbaus die sogenannte „4+2“-Lösung umgesetzt werden. Dafür machen sich der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) sowie Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) in einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) stark. Mit der 4+2-Lösung sind vier Fahrspuren plus zwei Standstreifen gemeint, die bei hohem Verkehrsaufkommen freigegeben werden könnten.

Vor kurzem hatte die Ampelkoalition im Mainzer Stadtrat in Pressemitteilungen über den Ausbau der A643 gestritten. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagte OB Ebling am Mittwoch: „Die 4+2-Lösung ist nicht nur die umweltverträglichere. Sie ist auch die Konfliktärmere. Denn es ist absehbar, dass die 6+2-Lösung wegen ihrer Einschnitte in das Naturschutzgebiet juristische Auseinandersetzungen provoziert, die zu einer erheblichen Verzögerung des Projektes führen werden. Ich hoffe, dass der aktuelle Bundesverkehrsminister bei diesem Projekt nicht wie seine Amtsvorgänger mit dem Kopf durch die Wand gehen will.“

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Zunehmend Blick auf Klimaschutz

In ihrem Schreiben an Wissing verweisen Ebling und Steinkrüger auf veränderte Rahmenbedingungen, angesichts derer eine Neubewertung des Projekts notwendig erscheine. Auch die Stadt Mainz stehe „zunehmend vor der Aufgabe, sich den Herausforderungen des Klimaschutzes zu stellen, um auch zukünftig einen lebenswerten Stadtraum zu erhalten.“ Die A643 führe durch ein Naturschutzgebiet von europaweiter Bedeutung, „das zusätzlich sowohl als FFH-Gebiet als auch als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen wurde“. Die Besonderheit des Gebiets beruhe auf dem Kalkflugsand, der sich mit seinen Dünen von Mainz aus nach Westen erstrecke.

Im vergangenen Jahrhundert sei dieser Lebensraum bereits „erheblich durch vielfältigen Flächenverbrauch reduziert, zerschnitten und beeinträchtigt“ worden. Die Verbreiterung der Autobahn im Rahmen einer 6+2-Lösung wäre „mit dem weiteren Verlust von FFH-Lebensraumtypen und von Standorten einer prioritären Pflanzenart verbunden“, meinen Ebling und Steinkrüger. Daher gehe es beim Ausbau „nicht nur um weitere Flächenversiegelung, sondern insbesondere auch um die unwiederbringliche Beseitigung eines begrenzten Lebensraumes für eine Vielzahl von seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten“.

Widerspruch kommt von der CDU: Parteichef Thomas Gerster zeigte sich „irritiert“, dass sich der OB und die Verkehrsdezernentin „eigenmächtig“ an Bundesminister Wissing gewandt haben. „Dafür hatten sie kein Mandat des Stadtrates“, so Gerster. Die in dem Schreiben geforderte 4+2-Lösung sei intensiv geprüft worden. Schlussendlich habe man sich „aus gutem Grund für zwei zusätzliche Spuren entschieden.“ So sei der Flächenverbrauch beim sechsspurigen Ausbau nur unwesentlich größer als beim vierspurigen. Darüber hinaus sei es bei der kleineren Lösung nicht möglich, eine Lärmschutzwand zu errichten. „Die Gonsenheimer Bürgerinnen und Bürger wären so den Lärmemissionen schutzlos ausgeliefert.“ Auch könne keine Landschaftsbrücke errichtet werden, damit wild lebende Tiere die Autobahn überqueren können. Zudem sei ein gut ausgebauter Mainzer Ring dringend erforderlich, um Durchgangsverkehr in der Innenstadt sowie Staus zu vermeiden. „Jeder Stau erhöht die Belastung mit Stickoxiden, Feinstaub und CO2“, betonte Gerster.