
Nino Haase und Christian Viering haben im VRM-Forum über Personalgewinnung und ihre Chancen am Sonntag bei der Wahl zum Oberbürgermeister diskutiert. Hier die Aufzeichnung.
MAINZ. Es ist eines der letzten großen Aufeinandertreffen der beiden Stichwahlkandidaten für die Mainzer OB-Wahl: Am Dienstagabend diskutierten der parteilose Nino Haase, der im ersten Wahlgang 40,2 Prozent der Stimmen erhielt, und der Grünen-Kandidat Christian Viering, der 21,5 Prozent erhielt, über Themen wie Kita-Personal, ihre ersten Amtshandlungen, die städtische Verwaltung und mehr.
Zunächst aber stellten Dennis Rink, stellvertretender Chefredakteur der AZ, und die stellvertretende Lokalchefin Julia Sloboda im VRM-Verlagshaus die Fragen nach dem Gefühl nach dem ersten Wahlgang. Christian Viering gab sich optimistisch. Was ihm Hoffnung mache, den Rückstand noch aufholen zu können, lautete die erste Frage: „Die Tatsache, dass die übergroße Mehrheit jemand anderen gewählt hat“, meinte er. Die wolle er überzeugen.
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Nino Haase weiß auch, dass die Wahl noch nicht entschieden ist – weswegen er mit gleichen Intensität direkt nach dem ersten Wahlgang wieder in den Wahlkampf gestartet sei. „Wenn null Prozent der Leute, die mich im ersten Wahlgang gewählt haben, zur Wahl gehen, dann bin ich auch bei null Prozent.“ Der erste Wahlgang sei daher lediglich ein Zwischenergebnis gewesen.
Es geht in die Inhalte – und Nino Haase, der das erste Thema auswählen durfte, wollte über Kitas sprechen. Wobei er vorausschob, dass der Facharbeitermangel sich nicht nur auf die Kitas beschränke. Die Zahl der offenen Stellen in den Kitas habe sich seit 2019 verdoppelt, die Personalfrage sei nicht langfristig angegangen worden. Mehr Springerstellen müssten her; vor allem aber müsse schnellstmöglich an der Vergütung gearbeitet werden. Von Tarifgruppe 8a müsse man auf 8b gehen, das mache etwa 250 Euro pro Monat aus. Zur langfristigen Personalgewinnung müsse es Ausbildungsstipendien geben; auch Azubiwohnheime könnten dazu beitragen, Mainz zum attraktiveren Arbeitgeber zu machen. Es brauche eine bessere Kommunikation innerhalb der Verwaltung, „die Mitarbeiter müssen sich gehört fühlen.“
Dass die ErzieherInnen besser bezahlt werden sollen, hat auch Christian Viering vor. „Wir müssen uns bewusst machen, was zur Flucht aus dem Erzieherjob geführt hat“, sagte er. Corona habe „mit dem Brennglas“ gezeigt, was die Situation in den Kitas so unschön mache. Unter anderem müsse das pädagogische Personal mehr Verantwortung erhalten; aber auch eine Tarifanpassung müsse sein. „Es kann nicht sein, dass man in Wiesbaden 500 Euro mehr verdient als in Mainz.“ Er habe bereits mit Verdi Gespräche geführt, wie das gelingen könne. Was die von Haase geforderten Azubi-Wohnheime betreffe, ist er anderer Meinung. Junge Leute wollten eher in Azubi-WGs leben; da sei die Wohnbau ein guter Ansprechpartner.
Dann die Frage an beide, was sie in ihren ersten 100 Tagen im Amt machen würden. Menschen kennenlernen – da sind sich beide einig. Mit Fraktionen, Gremien, Mitarbeitern sprechen, sagte Haase. Vor allem aber wolle er so medial begleitet und öffentlich weiter arbeiten, wie er auch den Wahlkampf geführt habe, so der 39-Jährige. Eine „Feuerwehrrückholaktion“ im Bereich der Kitas wolle er angehen; zudem wolle er die Stellen der sechs Klimamanager besetzen, die bereits vom Stadtrat beschlossen sind.
Viering betont, sich mich mit den Menschen in der Verwaltung austauschen und sich einen Überblick verschaffen zu wollen, wie kommuniziert werde – mit dem Ziel vor Augen, die Klimakrise zu bekämpfen und sozialen Zusammenhalt zu fördern. Er wolle dabei aber zunächst ausloten, ob das Bild, das er von der Arbeit der Verwaltung habe, das richtige sei.