Von Pflegepraxis bis Medienkritik – die dritte Veranstaltung, die online verfolgt werden kann, bietet fachübergreifende Einblicke. Hier sehen Sie die Aufzeichnung.
MAINZ. Zur dritten Corona-Online-Nachtvorlesung erwartete die Zuschauer ein breites Spektrum der Wissenschaften und angewandten Heilkunde. Dies reicht von der Akutversorgung über die Pflege, die epidemiologische Bewertung der Erkrankung bis hin zu einer Medienkritik. Am Gründonnerstag gab es die Direktübertragung aus dem Hörsaal der Universitätsklinik per Stream.
Seit 16 Jahren gibt es an bis zu 20 Abenden im Jahr die „Nachtvorlesung“, stets mit mehreren hundert Zuhörern.
Seit den Einschränkungen und Verboten für Veranstaltungen arbeitet Professor Christian-Friedrich Vahl mit dieser bisher sehr erfolgreichen Online-Lösung. Vahl, Direktor der Herz-, Thorax- und Gefäßmedizin und Erfinder sowie Organisator der Reihe, hat damit sein Ziel erreicht, die Vorlesung auch im 17. Jahr auf keinen Fall ausfallen zu lassen.
Die komplette Aufzeichnung
Konkret: Belastung der Pflegekräfte
Zu Beginn wird Privatdozent Martin Sprinzl darüber berichten, wie die Akutversorgung der Covid-19-Patienten organisiert ist. Wie die soziale Isolierung aussieht, welche Folgen sie haben kann, was mit den Patienten konkret geschieht und welchen Aspekten das besondere Augenmerk der Mediziner gilt, sind wesentliche Teile seines Vortrags.
Viel Beifall erhalten derzeit die Pflegekräfte aller medizinischen Einrichtungen. Was deren Belastung im Alltag ausmacht, wie sie damit umgehen und wie sie darauf vorbereitet sind, erzählt Pflegedirektorin Marion Hahn. Einblicke in die tägliche Praxis geben zwei Pflegekräfte im Gespräch mit Moderator Stefan Schröder, der Michael Bermeitinger vertritt. Marion Hahn wird auch darauf eingehen, wie Mitarbeiter für neue Aufgaben bei einer Verschärfung der Lage geschult wurden.
Professor Konstantin Strauch ist als Epidemiologe mit all den Berechnungen wohl vertraut, die allabendlich in den Spezialsendungen der TV-Sender als Gradmesser für die Entwicklung der Corona-Pandemie genannt werden. Er wird im Interview erläutern, wie belastbar diese Zahlen sind. Das macht er an Beispielen deutlich, die unter anderem die unterschiedlichen Messmethoden in Bundesländern und Staaten behandeln. Strauch hat sich auch damit beschäftigt, welche Messungen eigentlich tatsächlich den Stand der Epidemie wiedergeben und welche Teststrategie er für geeignet hält.
Betrachtung der „medialen Breitseite“
Von einer völlig anderen Seite her beleuchtet Gregor Daschmann die Corona-Krise. Der Dekan des Fachbereichs Sozialwissenschaften und Medien und Professor für Medienwirkung am Institut für Publizistik befasst sich damit, wie die Mediengesellschaft mit dieser Extremsituation umgeht. Nie zuvor, so Daschmann, war ein Thema so dauerhaft und so allgegenwärtig in der Berichterstattung. Diese „mediale Breitseite“ habe einerseits für ein überraschend hohes Problembewusstsein und für hohe Akzeptanz der ungewöhnlichen Maßnahmen in der Bevölkerung gesorgt.
Doch aller gelungenen Übermittlung zum Trotz lassen sich zahlreiche Irrationalitäten im öffentlichen Diskurs beobachten, die vor allem entstehen, wenn die unterschiedlichen Logiken und Problemsichtweisen von Wissenschaft, Politik, Journalismus und Öffentlichkeit aufeinanderprallen.
Abschließend wird der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, Professor Norbert Pfeiffer, ein Lagebild abgeben.
Von Stefan Schröder