Dieter Lang ist der erste Absolvent des Mainzer JGU-Programms...

Die alten Ägypter haben ihn schon früh fasziniert. Dieter Lang hat nach der Pensionierung beschlossen, zu studieren. Foto: hbz/Michael Bahr  Foto: hbz/Michael Bahr
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Ägyptologie – das hat Dieter Lang schon immer interessiert. Diese fremde Schrift, Hieroglyphen, diese auf Abenteuer getrimmten Geschichten, die Kultur, die Religion. Mit 62...

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MAINZ. Ägyptologie – das hat Dieter Lang schon immer interessiert. Diese fremde Schrift, Hieroglyphen, diese auf Abenteuer getrimmten Geschichten, die Kultur, die Religion. Mit 62 hat Lang dann beschlossen, sich im Studium näher damit zu beschäftigen. Jetzt ist er 70 Jahre alt und hat sein Abschlusszertifikat vom Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung der Johannes Gutenberg-Universität bekommen. Er ist der erste Absolvent des Programms „Studieren 50 plus“. Es geht um lebenslanges Lernen. Etwas, das Dieter Lang begeistert.

Der „Frankfurter Bubb“, wie er sich selbst nennt, hat beruflich etwas ganz anderes gemacht, das hat nicht im Geringsten mit Ägyptologie zu tun. Lang ist gelernter Werbekaufmann. War aber nicht sein Ding, und als „leidenschaftlicher Kriegsdienstverweigerer“ ging er dann lieber zur Berufsfeuerwehr. Dort blieb er 20 Jahre, arbeitete sich hoch bis zum Einsatzleiter, sah Wasserleichen im Main und rettete Menschen aus misslichen Lagen. Später führte es ihn zum Ordnungsamt. „Manchmal ist eine Grenze erreicht, da weiß man, es muss weitergehen“, sagt Dieter Lang. Sich immer wieder auf Neues einzulassen ist für ihn ein Leichtes. Er fühlt sich motiviert dadurch, lebendig. Nach der Pensionierung musste etwas kommen. Seine persönliche Antwort darauf: Klar, ein Studium.

Den Mainzer Campus kannte er vorher nicht. Seine Schwägerin hat hier früher mal Biologie studiert, okay. Mainz war nun auch nicht sein Herzenswunsch, Lang wohnt im hessischen Eppertshausen, mit dem Auto eine Pendelei von 70 Kilometern pro Weg. Aber in Mainz gibt es den Studiengang Ägyptologie. Und das war das Wichtigste. Er schrieb sich ein, studierte den Campus-Plan, der auf den ersten Blick recht unübersichtlich sein kann, und fragte sich, wenn nötig, durch.

Zwischen all den jungen Leuten zu sitzen kam ihm nicht komisch vor. Und er war ja auch nicht der einzige Ältere. Gerade im Studiengang Ägyptologie waren noch andere „Seniorenstudenten“ eingeschrieben.

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Um ein Zertifikat im Programm „Studieren 50 Plus“ zu bekommen, müssen fünf Lehreinheiten aus dem Schwerpunktbereich besucht werden und drei weitere Lernbereiche aus anderen Themenfeldern belegt werden. Eine schriftliche Hausarbeit ist verpflichtend.

Dieter Lang hat seine Abschlussarbeit über „Das Grabdenkmal des Königs Sahure und seine Erforschung“ geschrieben – und mit der Note 1,7 bestanden. Eine glatte 1 wurde es nicht, weil die geforderte wissenschaftliche Sprache dann doch ein bisschen zu literarisch angehaucht war.

Eigentlich braucht es für so ein Zertifikat nur vier Semester. Lang hat sich Zeit gelassen, war mal in dieser, mal jener Vorlesung, ohne Eile. 16 Semester hat er gebraucht. Lachen muss er trotzdem. Er hat ja keinen Leistungsdruck mehr, studiert nur, weil es Spaß macht, zu lernen, zu wissen. „Die Festplatte da oben ist voller Hieroglyphen“, sagt Lang lachend und tippt sich an den Kopf. Ja, es dauere schon etwas länger im Alter, sich Dinge zu behalten. Geht aber trotzdem ganz gut. „Und wenn ich etwas nicht verstanden habe, hab’ ich immer gefragt. Auch zweimal oder dreimal.“

Die vergangenen Jahre ist Dieter Lang häufiger mit seiner Frau nach Ägypten gefahren, oder auch mal in größeren Gruppen. Da hat dann jeder, der wollte, zuvor eine Power-Point-Präsentation auf dem Laptop vorbereitet, dann saß man abends zusammen und referierte über das, was man sich am nächsten Tag anschauen wollte. Auch die Uni hat Exkursionen angeboten. Dieter Lang ist keiner, der in seiner Pension untätig auf dem Sofa sitzen mag. Dazu nimmt ihn auch die dreijährige Enkeltochter seines Sohnes zu sehr ein. Was das Nordic Walking angeht, das mochte er früher sehr gerne, sei die Motivation zwar im Keller, aber auch das möchte er wieder in Angriff nehmen. Es geht immer weiter. Auch an der Uni hat er noch nicht alles gelernt, was er wissen wollte. Er wird also weitere Veranstaltungen besuchen.

Von Lisa Maucher