Denkmalverein: Entwürfe für Museum geschichtsvergessen

Die Skizzen für den Neubau des Gutenberg-Museums ließen die Bedeutung des einst prominenten, im Zweiten Weltkrieg zerstörten „Hofs zum König von England“ vermissen, so die Kritik.

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MAINZ. Die „skizzenhafte Darstellung“ des Siegerentwurfs sowie aller anderen Entwürfe für den Neubau des Gutenberg-Museums haben den Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) zu einer kritischen Stellungnahme veranlasst.

„Wo verstecken die Wettbewerbsmodelle und -skizzen die heute noch auf dem Areal des Gutenberg-Museums prominent in Szene gesetzten Spolien des einstigen ,Hofs zum König von England‘“?: Unter anderem diese Frage stellt sich der RVDL.

Die Vereinsaktiven irritiert, dass den Wettbewerbsteilnehmern anscheinend keine oder nur unzureichende Informationen über die identitätsstiftende Bedeutung der nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Trümmern geretteten Architekturteile des einst so prominenten Stadthofs anhand gegeben worden sei.

„Weder die beiden Sandstein-Portalrahmen noch der schöne Wandbrunnen und schon gar nicht die bildhauerisch so bemerkenswerten Konsolsteine als herausragende Zeugnisse der Mainzer Spätrenaissance finden in den Entwürfen ihren angemessenen Platz“, beklagt Dr. Günther Stanzl, denkmalfachlicher Sprecher des RVDL-Regionalverbandes Rhein-Main-Nahe. Damit behandele insbesondere der Siegerentwurf das stadthistorisch so bedeutsame Grundstück wie einen letztlich geschichtslosen Ort.

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Auch die Nichtbeachtung der als Torflügel gearbeiteten Bronzetafeln des Künstlers Konrad Krause durch die Wettbewerbsteilnehmer kann der Rheinische Verein nicht nachvollziehen. RVDL-Regionalverbandsvorsitzender Hartmut Fischer: „Dabei veranschaulichen sie in beeindruckender Weise die außerordentliche Bedeutung, welche die Erfindung Gutenbergs für die Welt hatte.“

Der Rheinische Verein appelliert an die Stadt, im Rahmen der Weiterbearbeitung des siegreichen Wettbewerbsbeitrags dem Entwurfsverfasser aufzugeben, die genannten Architekturteile an geeigneter Stelle zu berücksichtigen und auf diese Weise dem Areal wieder so etwas wie eine historische Identität zu verleihen.