„F.Minthe“ ist in aller Munde: AZ-Leserinnen und -Leser haben die Zollhafen-Location zum beliebtesten Biergarten in Mainz gekürt. Was der Betreiber sich erhofft.
MAINZ. Erfahren hat er es von Freunden, via Instagram. Und, na klar, die Nachricht hat ihn „stolz und glücklich“ gemacht. Was soll er auch sonst sagen? Die Leser dieser Zeitung haben „F. Minthe“ zum beliebtesten Biergarten in Mainz gewählt. Das ist nicht nur eine Bestätigung der eigenen Arbeit, die Özgür Ivecen täglich im Mainzer Zollhafen leistet: „Ich bin morgens der erste, der kommt, und abends der letzte, der geht.“ Das Votum ist auch eine Auszeichnung für die Familie, die die örtliche Gastroszene nun schon seit rund 20 Jahren belebt, und das mit viel „Mainz-Gefühl“. Obwohl sie eigentlich aus Hessen stammt.
Hier findet ihr unserBiergarten-Voting.
Gegründet hat das kleine Imperium der älteste Bruder, Kamil. Der studierte Jura, war parallel aber schon früh im Gastgewerbe umtriebig – „und hat sich dabei oft über Köche geärgert“, erzählt Özgür Ivecen. Drum überredete Kamil seine beiden Brüder, diesen Beruf doch selbst zu erlernen, um sich mit ihm gemeinsam anschließend ein harmonisches Familienleben in der Gastro-Welt zu sichern. Gesagt, getan. Das „Lomo“ am Mainzer Ballplatz war nach abgeschlossener Ausbildung Özgür Ivecens erster Arbeitsplatz. Anschließend zeichneten die Brüder unter anderem fürs „Cuvée“ (Vinothek) am Liebfrauenplatz und das „Hintz und Kuntz“ am Domplatz verantwortlich. Aktuell betreiben Kamil und Veli das „Le Bon Bon“ in der Spritzengasse und das „Lehmanns“ in der Holzstraße.
Der ehemalige Stadtwerke-Chef Detlev Höhne, der zeitweise auch als „Hafenmeister“ in der Marina am Zollhafen fungierte, sowie Hilmar Hoenes von der ebenfalls auf dem Gelände aktiven „Onwater“-GmbH fragten Anfang 2018 bei den Ivecens an, ob sie mit den ihnen eigenen Händchen nicht auch einen Kultur- und Biergarten in dem neu entstehenden Areal führen wollten. Die Brüder erkannten sofort das Potenzial. Auch, weil ihnen noch im Bewusstsein war, wie beliebt der Biergarten am Zollhafen auf der anderen Seite des Hafenbeckens einst war. Vor allem junge Mainzer liebten den alles andere als „geleckt“ daherkommenden, ein wenig verwitterten industriellen Charme unter dem alten Industriekran.
Der durfte am neuen Standort nun wieder aufleben. Ihr besonderes Gespür für Mainz bewiesen sie mit der Wahl des Namens: „F. Minthe“, nach Franz Minthe. Eine der prägenden Unternehmergestalten am Beginn der Geschichte des Mainzer Zoll- und Binnhafens, der zwischen 1880 und 1887 nach Plänen des Stadtbaumeisters Eduard Kreyßig erbaut worden war. 1944 gründeten sein Sohn Franz und sein Enkel Joachim die F. + J. Minthe-Firmengruppe, die heute noch existiert. Nachfahren waren auch bei der Eröffnung des Biergartens 2018 dabei – „und haben sich sehr darüber gefreut, dass nun in dieser Form an ihren Urahn erinnert wird.“
Doch nur mit Charme, Ambiente und Gefühl für Geschichte und Mentalität lässt sich so ein Leservotum natürlich auch nicht erklären. „Wir schenken nur Rheinhessen-Weine aus, von Winzern, die schon lange hinter uns stehen – und wir hinten ihnen“, nennt Özgür Ivecen ein weiteres Erfolgsgeheimnis. Eingeschlagen hat auch die Gourmet-Bude, die seit drei Jahren das Getränke-Angebot ergänzt. Und nach dem Motto betrieben wird, „eher nicht so viel, das aber richtig gut.“ Besonders beliebt sei der Flammkuchen, „aber auch unsere beiden Bowls sind richtig stark.“
Auch mitgebrachte Speisen sind erlaubt
Dazu komme die Art von Zwanglosigkeit, die der Mainzer ebenfalls besonders schätzt. Wie es unter anderem in bayrischen Biergärten üblich ist, darf sich der Gast seine Speisen auch selbst mitbringen – oder sogar einen Lieferdienst ordern. „Nur die Getränke müssen bei mir am Stand abgeholt werden“, so der Geschäftsführer, der stets persönlich anwesend ist. Und der stark angeheiterte Gäste auch schon mal persönlich vom Gelände führt. Um sicherzustellen, dass sie einer eventuell nun befeuerten Sangeslust nicht allzu lautstark nachgeben. Mit Rücksicht auf die Nachbarn – „denn die liegen uns besonders am Herzen.“
Eines aber soll die Auszeichnung zum beliebtesten Mainzer Biergarten vor allem sein: ein Signal, dass es mit „F. Minthe“ auch nach 2023 weitergehen muss. Denn nur solange noch läuft der Pachtvertrag. „Wie es danach weitergeht, ist unklar, noch nicht einmal, ob dieses Gelände weiter gastronomisch genutzt wird.“ Falls nicht, hoffen die Betreiber, dass ihnen eine „Alternative am Wasser“ angeboten wird. Denn auf den Rhein als Hintergrund wollen weder sie noch ihre Gäste verzichten.