CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig kritisiert die Rathaussanierung in Mainz. „Es gibt Alternativen zum Rathaus“, sagt Schönig. Nur seien die bislang nie wirklich in...
MAINZ. „Es gibt Alternativen zum Rathaus“, sagt Hannsgeorg Schönig. Nur seien die bislang nie wirklich in Betracht gezogen worden. OB Michael Ebling wolle mit aller Gewalt die Sanierung des maroden Baus durchdrücken, „und dabei ist der Bürgerentscheid nur ein Alibi, um steigende Kosten mit dem Bürgerwillen begründen zu können“, sagt der Fraktionschef der CDU im Stadtrat. Das jetzt ins Gespräch gebrachte Gebäude der West-Immo sieht er als Verwaltungsstandort aus Platzgründen kritisch. Seiner Meinung nach gäbe es in der Innenstadt aber durchaus noch andere Gebäude, die jetzt oder in absehbarer Zeit leer würden.
Seine Fraktion habe damals den Vorschlag gemacht, das Schloss und das Allianzhaus zum Rathaus umzufunktionieren. Das sei nicht gewünscht gewesen. Gleichzeitig habe der OB es aber versäumt, in den vergangenen Jahren Pläne und konkrete Projektionen fürs Rathaus zu erstellen, was beispielsweise Raumbedarf und Mitarbeiterzahl betreffe. Dass 50 Millionen Euro nicht ausreichten, habe seine Partei bereits vor zwei Jahren gesagt, als dieser „Deckel“ beschlossen worden sei. Ganz sicher ist er, dass auch die angekündigten 60 Millionen Euro nicht reichen. Zum einen seien in den jetzt genannten 60 Millionen Euro die Kosten für den Umzug der Verwaltung und eine Zwischenmiete nicht enthalten. Ein weiteres kostenintensives Thema: die Tiefgarage. Die sei nämlich technisch derart komplex mit dem Rathaus verknüpft, dass bei einem Umbau Zusatzkosten entstünden.
"All das hat mit einer Sanierung nach neuestem Stand nichts zu tun"
Ein weiteres Manko der jetzigen Planungen: Auf die komplette Abdichtung des Gebäudes im Keller soll verzichtet werden – diese sei, so zitiert er aus den Unterlagen der Architekten, „wirtschaftlich nicht darstellbar“. Was im Klartext heißt: Im Keller des Rathauses werde auch weiterhin das Wasser stehen. „Das ist doch Murks“, schimpft Schönig. Der Schallschutz sei verbesserungswürdig, auch dieser solle nur bedingt modernisiert werden. Zudem hofften die Architekten wohl darauf, dass Energieeinspar-Standards aufgrund des Denkmalschutzes vernachlässigbar seien. „All das hat mit einer Sanierung nach neuestem Stand nichts zu tun. Aber die Ampel will das Rathaus sanieren, koste es, was es wolle.“
So einiges liege im Argen in dieser Stadt, meint Schönig. Ruhig geworden sei es in der Verwaltung um das Zentrenkonzept – dabei sei das Thema nach wie vor höchst aktuell: Was solle beispielsweise aus dem ehemaligen „Promarkt“ in der Alten Mainzer Straße werden? Die Hechtsheimer wünschten sich hier einen Vollsortimenter – immerhin gebe es gegenüber ein großes Wohngebiet, in absehbarer Zeit kommt das Heiligkreuzareal als neues Wohnquartier hinzu. Das Zentrenkonzept aber verbietet hier Lebensmittel, da sie als zentrenrelevante Ware gelten. In Mombach sei ein Supermarkt, der sich gegenüber von Lidl und Rossmann ansiedeln wollte, verhindert worden. „Da soll ein Discounter vor einem Vollsortimenter geschützt werden“, beides große Unternehmen, die wohl wüssten, wo sie sich niederlassen möchten. Er kann nur den Kopf schütteln. „Wir stülpen eine Käseglocke über Mainz. Dabei stimmen die Kunden mit den Füßen ab und fahren zu den Globus- und Decathlon-Märkten im Umland“, sagt er.
Verkehrspolitik und Baustellenkoordination im Vorfeld angehen
Die nächsten Baustellen: Verkehrspolitik und Baustellenkoordination. Hier müsse eine bessere Abstimmung und Kommunikation mit Gewerbetreibenden und Anwohnern her. „Und zwar nicht erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, sondern im Vorfeld“, sagt Schönig. Mombacher Hauptstraße, Hopfengarten, zuletzt insbesondere auch der Tag der Deutschen Einheit, der den Gewerbetreibenden in der Innenstadt schwer zugesetzt habe –„hier muss die Stadt offensiv und früh auf die Anlieger zugehen und gemeinsam nach Lösungen suchen.“