Der parteilose Sozialmediziner Gerhard Trabert will mit seiner Kandidatur das Thema soziale Gerechtigkeit in den Vordergrund rücken.
MAINZ. Die Partei Die Linke will den Mainzer Sozialmediziner Prof. Gerhard Trabert als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten gegen Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier (SPD) ins Rennen schicken. Die Parteivorsitzende der Linken, Janine Wissler, habe ihn vor drei Wochen kontaktiert, berichtet Trabert im Gespräch mit dieser Zeitung. Er wolle seine Kandidatur nutzen, um soziale Themen in den Vordergrund zu rücken. „Ich sehe es als meine Pflicht an, diese Möglichkeit zu nutzen als Fürsprecher für die Ausgegrenzten und die Abgehängten in unserer Gesellschaft. Es geht bei der Kandidatur nicht um mich, sondern um die Themen.“ Dazu gehörten unter anderem die soziale Ungleichheit, die unzureichenden Möglichkeiten zur Partizipation durch Hartz IV oder die Situation geflüchteter Menschen.
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"Meine Kandidatur steht unter dem Slogan: Mehr soziale Gerechtigkeit wagen", sagte Trabert. Im Programm der neuen Bundesregierung könne er dies nicht erkennen. "Viele Politiker sind so weit entfernt von der Lebensrealität der Empfänger von Transferleistungen, dass sie nicht mehr nachvollziehen können, was es bedeutet, von Hartz IV leben zu müssen." Es müsse Aufgabe eines Bundespräsidenten sein, das Thema der Ungleichheit in Deutschland stärker zu akzentuieren. Gerade in der Pandemie werde viel zu wenig beachtet, dass Krankheit und Sterblichkeit sehr mit dem sozialen Status verbunden seien. Trabert warf der Bundesregierung außerdem vor, angesichts der Not von Flüchtlingen im Mittelmeer der humanitären Verantwortung Deutschlands in keiner Weise gerecht zu werden.
Der weiterhin parteilose 65-Jährige hatte sich bereits bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr mit Unterstützung der Linken um das Direktmandat im Wahlkreis Mainz beworben und mit 12,4 Prozent der Stimmen das stärkste Ergebnis der Partei in Westdeutschland geholt.
Der Bundespräsident wird von der Bundesversammlung gewählt, die am 13. Februar zusammentritt. Sie wird 1472 Mitglieder zählen - die 736 Abgeordneten des Bundestags und eine gleich große Zahl von Menschen, die die 16 Landtage entsenden. Die AfD hatte ebenfalls angekündigt, einen Kandidaten aufzustellen, aber noch keinen Namen genannt.