Bürger in der Mainzer Neustadt mobilisieren gegen...

Kurz vor dem Zollhafen soll es einen neuen Schiffsanleger geben. Bürger wollen sich dagegen wehren. Foto: Sascha Kopp
© Sascha Kopp

Für Aufregung bei Anwohnern sorgt der Plan, am Rheinufer der Mainzer Neustadt Schiffsanleger und eine Anlage zum Anlanden von Kfz zu errichten.

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MAINZ. In der Neustadt brodelt der Widerstand gegen die geplante Autoabsetzanlage am Feldbergplatz. Rund 100 Anwohner aus dem Bereich zwischen dem neuen Wohnquartier Zollhafen und dem Frauenlobtor wollen nun eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben gründen.

Wie berichtet, plant die Gneraldirektion Wasser und Schifffahrt, an der Südmole neue Liegeplätze einzurichten. Diese sollen sich über den Feldbergplatz hinaus ziehen – etwa bis auf die Höhe des Spielplatzes in der Taunusstraße. Am Feldbergplatz selbst soll zudem eine Autoabsetzanlage für die Schiffer entstehen. Und genau dieses Vorhaben sorgt für Aufregung.

Einwendungen gegen das Vorhaben sind bis zum 4. Oktober möglich

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Die Offenlage der Planfeststellungsunterlagen ist mittlerweile beendet. Einwendungen gegen das Vorhaben können aber noch bis zum 4. Oktober beim Grün- und Umweltamt sowie der Generaldirektion Wasser- und Schifffahrt am Standort Lerchenberg eingereicht werden.

Anwohner Torsten Kirchmann hat die Einwendung längst eingereicht. Mit seiner Frau Birgit hat er in den vergangenen Wochen zudem Flyer in der Nachbarschaft verteilt, damit sie seinem Beispiel folgen. „Wir haben jede Menge Zuspruch erhalten“, erzählt er. Bei Facebook hat Birgit Kirchmann außerdem die Gruppe „Rheinblick 500“ gegründet. Dort steht auch ein Vordruck für den Widerspruch gegen den Schiffsanleger zum Download bereit. Auch per E-Mail (rheinblick500@web.de) kann Kontakt aufgenommen werden. Das Paar will mit Nachbarn nun eine Sammelklage vorbereiten.

Angst vor Dieselabgasen

Jan Schmidt aus der Taunusstraße befürchtet vor allen Dingen gesundheitliche Belastung durch den Schiffsdiesel. In seinem Widerspruchsschreiben schreibt er: „Die Feinstaub- und Stickoxidbelastung überschreitet schon jetzt zulässige Grenzwerte.“ Die Luftreinhalteinitiative der Stadt Mainz, um unter anderem ein Dieselfahrverbot abzuwenden, wirke vor dem Hintergrund des Projekts absurd.

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Peter Hoffmann, Pächter der Caponniere auf dem Feldbergplatz, unterstützt den Widerstand der Anwohner. Er befürchtet, dass die Schiffe den Rheinblick massiv versperren können. Von politischer Seite aus erfahren die Anwohner Support von der Neustadt-CDU. Karsten Lange, Sprecher der CDU-Ortsbeiratsfraktion, rät den Anwohnern, eigene Einwendungen abzuschicken. „Die politische Arbeit kann nach dem 4. Oktober losgehen.“ Als Vorsitzender des Gewerbevereins hat Lange selbst die Generaldirektion Wasser- und Schifffahrt angeschrieben, weil er sich Sorgen um sein Mitglied Peter Hoffmann macht. Seine Hoffnung liegt nun bei der CDU-Stadtratsfraktion, dass diese in der nächsten Stadtratssitzung am 21. November die Autoabsetzanlage mit einem Antrag verhindert.

Bürgerbeteiligung zum zweiten Mal verlegt

Wie CDU-Fraktionssprecher Hannsgeorg Schönig bestätigt, wurde das Thema bereits vor dem jüngsten Stadtrat in der Fraktion angesprochen. „Unsere Fraktionsmitglieder hatten dem Vorhaben im Bauausschuss zugestimmt“, sagt Schönig – allerdings hätten sie sich an den Sachverhalt nicht mehr detailliert erinnern können und wollen sich erneut einlesen. Am Montag werde besprochen, ob und wie die CDU-Fraktion den Widerstand aus der Neustadt unterstützt.

Die Stadt möchte die nahende Gründung der BI nicht kommentieren, heißt es aus der Pressestelle. Dass die Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Feldbergplatzes zum zweiten Mal verschoben wurde, habe jedenfalls nur bedingt mit der geplanten Autoabsetzanlage zu tun, teilt Ralf Peterhanwahr von der Pressestelle mit. Es gebe noch Abstimmungsprozesse, etwa wegen der Parkplätze.

Höchstens vier Autos pro Tag?

Peter Zantopp-Goldmann von der Zollhafen GmbH meint, dass die Belastung durch Schall und Diesel zu hoch bewertet werde. „Die Rheinschiffe sind verpflichtet, die Stromtankstellen zu nutzen, wenn sie anlegen.“ Im Vorfeld habe es auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) gegeben, die online einsehbar sei. Zantopp-Goldmann ist überzeugt, dass sich die Situation Mainz entschärft, sobald die Liegeplätze in Bingen fertig sind, die derzeit geschaffen werden. „Ich rechne damit, dass die geplante Autoabsetzanlage am Feldbergplatz maximal viermal am Tag genutzt wird“, sagt er.