Derzeit hat Mainz drei noch lebende Ehrenbürger: Professor Dr. Hermann Reifenberg (1965, Ehrenbürger von Ebersheim), Karl Kardinal Lehmann (2001) sowie Monsignore Klaus Mayer...
MAINZ. „Sensationell. Puh! Mir wird heiß und kalt. Das berührt mich sehr!“ – das war die erste Reaktion von Margit Sponheimer auf die Nachricht, dass sie Ehrenbürgerin von Mainz werden soll. Beim Telefonat mit der Allgemeinen Zeitung wusste die beliebte Fastnachterin noch nichts von der geplanten Auszeichnung und war entsprechend überrascht. „Ich habe schon viel erlebt, aber mit einer solch hohen Ehre habe ich nie in meinem Leben gerechnet“, sagt Sponheimer, die wir am Nachmittag in ihrem Zuhause in Ober-Olm erreichen.
Sponheimer sieht die Auszeichnung als Ehre für alle Mainzer Bürgerinnen und Bürger. „Ich fühle mich als Meenzer Medsche und Mainzer Bürgerin, diese Auszeichnung nehme ich stellvertretend für alle Mainzerinnen und Mainzer an“, sagt sie. „Und ein bisschen stolz darf ich sein“, ergänzt sie lachend. Und deswegen kündigt sie auch an, nach dem Telefonat erst mal mit einem Gläschen Sekt anzustoßen.
Fraktionen unterstützen Vorschlag
Oberbürgermeister Michael Ebling hatte am Mittwochnachmittag mitgeteilt, dass er den Stadtratsfraktionen vorgeschlagen habe, Sponheimer als Ehrenbürgerin zu bestimmen. Damit ist sie die erste Fastnachterin, der diese Ehre zuteil wird. „Sie hat sich in der Region und republikweit besondere Verdienste um die Landeshauptstadt Mainz erworben und genießt zugleich große Sympathien“, so Ebling. Die Stadtratsfraktionen von CDU, SPD, Grüne, FDP, ÖDP und FW-G haben bereits angekündigt, den Vorschlag zu unterstützen.
Margit Sponheimer ist erst die zweite Frau, die die Ehrenbürgerwürde der Landeshauptstadt erhält. Die erste war 1981 die Mainzer Schriftstellerin Anna Seghers. Die Entscheidung über die Ehrenbürgerschaft ist in der Stadtratssitzung am 7. Februar 2018 vorgesehen. Durch Zufall ein doppelt besonderes Datum. Denn an diesem Tag feiert Sponheimer auch ihren 75. Geburtstag. „Da hab ich dann ja ganz schön was zu feiern“, sagt die Grande Dame der Mainzer Fastnacht. Die Verleihung der Ehrenbürgerurkunde werde, so die Stadt, zu einem gesonderten Termin in festlichem Rahmen stattfinden.
Auch MCV-Präsident ist überrascht
Sponheimer wurde 1943 in Frankfurt am Main geboren und zog im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern nach Mainz. Sie ist seit Jahrzehnten einem Millionenpublikum durch ihre legendären Auftritte bei den großen Mainzer Fastnachtssitzungen bekannt. Erst am vergangenen Samstag trat sie als Überraschungsgast bei der ersten Prunkfremdensitzung ihres Mainzer Carneval Vereins (MCV) auf und wurde wie gewohnt vom Publikum gefeiert.
Auch MCV-Präsident Reinhard Urban erfährt durch die AZ von der Ehrenbürgerwürde. „Ich bin überrascht, das ist wirklich toll, das hat sie in jedem Fall verdienst“, sagt er. Sponheimer habe nicht nur für die Fastnacht und den MCV viel getan. „Sie hat mit ihren Auftritten für Mainz als Stadt unglaubliches geleistet. Sie ist ein Riesenwerbeträger für die Stadt in Deutschland und in der ganzen Welt“, so Urban.
Kurz bevor am 7. Februar die finale Entscheidung im Stadtrat fällt, wir der Verein mit Sponheimer eine kleine Geburtstagsparty veranstalten. „Dann haben wir doppelt Grund zum feiern“, so Urban. Danach geht es direkt weiter zur Generalprobe von „Mainz bleibt Mainz“ im Kurfürstlichen Schloss.
75. Geburtstag, Ehrenbürgerin der Stadt – da könnte es nahe liegen, dass Sponheimer auch bei der Live-Übertragung der TV-Fastnacht am 9. Februar eine Rolle spielen wird. „Ihr Auftritt in dieser Kampagne wäre sicher auch fürs Fernsehen geeignet“, meint Urban.
Seit über 50 Jahren in der Fastnacht aktiv
„Margit Sponheimer verkörpert in einer unnachahmlichen Weise fastnachtliches Brauchtum und Mainzer Lebensart, verfügt über ein großes Herz und erreicht damit alle Generationen. Durch ihre Bekanntheit weit über Mainz hinaus ist Margit Sponheimer zur bekanntesten Botschafterin der Mainzer Lebensfreude geworden“, so Oberbürgermeister Ebling.
Begonnen hatte Sponheimer ihre Karriere im Jahre 1959 mit einem ersten großen Auftritt in der Fastnacht. Ihren größten Erfolg erzielte sie mit dem 1969 erstmals gesungenen Lied „Am Rosenmontag bin ich geboren“ - inzwischen ein Evergreen. Margit Sponheimer kann aber nicht nur Fastnacht. Sie spielte viele Jahre am Frankfurter Volkstheater und gastierte häufig - und bis zum heutigen Tage - auf der Bühne im Mainzer Unterhaus.
Margit Sponheimers Auftritte in den frühen 1960er Jahren brachen zugleich mit einer „Männerdomäne“ in der Mainzer Fastnacht, würdigte auch der frühere Ministerpräsident Kurt Beck bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Jahre 2007.
Von Alexandra Eisen und Michael Erfurth