Vor dem Haus der Kulturen der Malteser sammeln sich Hilfsgüter in Zelten. Von Bürgern, Vereinen und Firmen wurden über 30.000 Euro gespendet. Und die Aktion geht weiter.
MAINZ. Voll beladene Autos, Fahrräder mit Anhängern – vor dem Haus der Kulturen in der Wormser Straße 201 geht es am Mittwochnachmittag wie in einem Taubenschlag zu. Es sind Mainzerinnen und Mainzer jeden Alters, die Schlafsäcke, Decken, Isomatten und Erste-Hilfe-Kästen für die Menschen in der Ukraine und die Flüchtlinge aus dem Land abgeben. In Zelten werden diese Spenden auf dem Gelände sortiert und aufbewahrt. Am Abend startet ein erster Lkw in Richtung Ostpolen. Behrouz Asadi, der Leiter des Malteser Migrationsbüros Rheinland-Pfalz/Hessen, wird mit dabei sein. „Wir möchten, dass die Spenden in die Ukraine direkt gelangen und nicht nur an der Grenze abgeladen werden.“
Derweil geht die Aktion, hinter der sechs Mainzer Vereine stehen, in Mainz weiter. Über 30.000 Euro aus ganz Deutschland sind seit Dienstag zusammengekommen, Tendenz weiter steigend. Mit diesem Geld werden etwa Medikamente, Hygieneartikel, Babynahrung und Powerbanks gekauft. Allein bei Daniela Gönner klingelt das Telefon seit Tagen ununterbrochen. Als die Vorsitzende von „Mombach hilft“ sich bei einer Frau für ihre Spende bedanken möchte, sagt diese: „Wofür? Das ist doch alles nur grausam.“ Daniela Gönner macht aber deutlich: „Die Spenden sind Zeichen, die die Menschen vor Ort aufrechterhalten.“
Das können Björn Rodday und Tobias Christian Mayer bestätigen: Die Mainzer Freunde sind bereits auf dem Rückweg von Ostpolen. Rodday ist Leiter des Landesjugendchors, Mayer Schauspieler. „Wir haben uns am Montag gefragt: Was können wir spontan tun?“, erzählt Rodday. Dass in Mainz gefeiert wurde, während andernorts in Europa Krieg herrscht, habe sich unbehaglich angefühlt. Von Gönner erfuhren die beiden schließlich, dass ein erster Spendentransport bereits auf den Weg geschickt werden könnte. Prompt wurde ein Lkw gemietet, und noch am Abend fuhren die beiden los. Das Ziel: ein komplett leer geräumtes Einkaufszentrum in der Größenordnung vom Gutenberg-Center; 18 Fahrtstunden entfernt beim polnischen Dorf Korczowa. „Hunderte Menschen sind hier untergebracht“, erzählt Rodday. Die Logistik sei beeindruckend, die Hilfsbereitschaft rührend.
Gleichzeitig seien Gefühle wie Angst und Wut von den geflüchteten Menschen spürbar. „Allen ist eine unglaubliche Erschöpfung anzusehen“, sagt er. Für die Mainzer Künstler ist jetzt schon klar, dass dies nicht ihr letzter Einsatz war. „Der Landesjugendchor richtet sich an 16- bis 26-Jährige“, sagt Rodday. In der Ukraine müssten gleichaltrige junge Männer in den Häuserkampf ziehen. „Die Vorstellung ist grausam.“ Ein Teil der Einnahmen vom geplanten Konzert am Samstag, 23. April, um 19.30 Uhr in Sankt Bonifaz soll an die Ukraine gespendet werden.
Auch der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert hat sich am Mittwochmorgen um kurz nach 6 Uhr auf dem Weg nach Ostpolen gemacht. Mit dabei ein weiterer Arzt, eine Krankenschwester und ein Krankenpfleger. „In unserem fahrbaren medizinischen Sprechzimmer, ausgestattet mit allen wichtigen Medikamenten und Verbandsmaterialien, werden wir an der Grenze eine ärztliche Versorgung anbieten“, schreibt er bei Facebook. Zusätzlich hätten die Vier Hilfsgüter wie Windeln, Kinderkleidung, Mützen, Handschuhe, Schlafsäcke und Isomatten zum Verteilen dabei.
Ankunft der Flüchtlinge wird vorbereitet
Derweil bereiten sich die Malteser auf die Ankunft der ukrainischen Flüchtlinge in Mainz vor. Am 4. März wird montags, mittwochs und freitags von 13 bis 15 Uhr psychosoziale Beratung angeboten. „Die Menschen sind im Kopf nicht hier, sondern in der Ukraine“, sagt Asadi. „Deswegen haben wir uns bereit erklärt, ihnen zu helfen.“