Die Stadt gibt jetzt doch 75.000 Euro dazu. Nach der Kampagne sollen dann alle Zahlen auf den Tisch und neu beraten werden.
MAINZ. „Fastnacht ist eine ernste Sache“: So beginnt Bürgermeister und Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) den Pressetermin, zu dem er in Sachen Straßenfastnacht geladen hat. Die wichtigste Botschaft vorneweg: Die von Mainzer Carneval-Verein (MCV) und Mainzer Fastnachtsgenossenschaft erhofften 75.000 Euro macht Beck jetzt doch locker – und nicht nur die zuvor avisierten 61.250 Euro.
Beck lässt die Ereignisse Revue passieren: Am 9. November 2022 seien MCV-Chef Hannsgeorg Schönig und Vertreter der eG zum Gespräch bei ihm und Wirtschafts- und Ordnungsdezernentin Manuela Matz (CDU) gewesen; dort habe man die Bereitschaft signalisiert, den MCV durch einen einmaligen Zuschuss zu unterstützen. Bei der Höhe des Zuschusses, der dem Verein dann Anfang Dezember per Brief mitgeteilt worden war, habe man sich an dem Betrag orientiert, der auch 2020 gewährt worden war, so Günter Beck. Zusätzlich sei der Betrag von 11.250 Euro eingerechnet worden, der als Nachlass auf die Gebühren für die Flächen, die der MCV auf dem Markt bei der Straßenfastnacht beansprucht, zu sehen sei. „Wir erleben eine Vielzahl von Absagen von Umzügen“, sagt Beck mit Blick auf Frankenthal oder Mannheim.
„Und ich möchte nicht in der Verantwortung stehen, dass der MCV oder die Straßenfastnacht wegen eines so geringen Betrages gefährdet werden.“ Er hoffe, „dass die Irritationen damit beseitigt sind.“ MCV und Genossenschaft hatten sich enttäuscht gezeigt, dass Beck nur 50.000 Euro zugesagt hatte, zuzüglich der 11.250 Euro für die Marktflächen. Da Beck – ohne Stadtratsbeschluss – über einen Betrag von 75.000 Euro verfügen könne, hatte man mit diesem Betrag gerechnet.
Kosten müssen aufgeschlüsselt werden
Wie Beck vorrechnet, wende die Stadt unabhängig von den jetzt zugesagten 75.000 Euro für die Straßenfastnacht – darunter auch den 11.11. und weitere Termine – insgesamt etwa 300.000 Euro auf. Darunter fielen Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen, Straßenreinigung, Müllentsorgung, Absperrung und Ähnliches. Er habe nun angewiesen, dass alle betroffenen Ämter Kosten für die Fastnacht aufschlüsselten; nach der Kampagne sollten dann alle Zahlen auf den Tisch. „Und dann muss mit der Fastnacht, der Politik und der Verwaltung beraten werden, wie weiter verfahren wird.“
Wenn der MCV bereits vergangenes Jahr finanzielle Engpässe festgestellt habe, frage er sich, warum man dann nicht da schon darüber gesprochen habe. „Ich war überrascht von der Vehemenz, mit der hier über 13.750 Euro gestritten wird.“ Das sei „entwürdigend“.
Ich war überrascht von der Vehemenz, mit der hier über 13.750 Euro gestritten wird.
Klar sei, dass es ein umfangreiches Sicherheitskonzept geben müsse – dazu zählten die Straßensperren, die durch sogenannte „TrucBlocs“, durch große Lkw oder auch durch die bereits fest eingebauten ausfahrbaren Sicherheitspoller an einigen Zufahrtsstraßen umgesetzt würden; diese Kosten trage die Stadt.
MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig freut sich über Zusage Becks, jetzt doch mehr Geld für den Rosenmontagszug zuzuschießen, „auch, wenn diese Zusage recht spät kommt“. Für ihn sei das Thema damit aber noch nicht erledigt – nach der Kampagne müssten weitere Gespräche stattfinden, kündigt er an. Auch die SPD-Stadtratsfraktion meldet sich zu Wort: Zum einen zeigt sie sich irritiert, dass Wirtschafts- und Ordnungsdezernentin Manuela Matz (CDU),die bei den Gesprächsterminen anwesend war, jetzt im Wahlkampf verspreche, für Planungssicherheit für den Rosenmontagszug sorgen zu wollen. Schließlich hätte sie als zuständige Dezernentin „das Problem längst angehen und lösen können.“ Zudem fordert die Fraktionsvorsitzende Jana Schmöller, „einen durchdachten, aber auch schnellstmöglichen Lösungsansatz, egal ob dieser von der Verwaltung selbst kommt und durch den Stadtrat beschlossen wird oder auf Initiative des Stadtrates selbst.“