Er sagt, er habe keine Träume. Er habe Ziele. Lars Smekal ist versiert, ohne verbissen zu sein, ab und zu ist er gescheitert, ohne sich unterkriegen zu lassen, es muss...
MAINZ. Er sagt, er habe keine Träume. Er habe Ziele. Lars Smekal ist versiert, ohne verbissen zu sein, ab und zu ist er gescheitert, ohne sich unterkriegen zu lassen, es muss weitergehen, immer weiter. Dabei ist er schon weit gekommen, hat Auszeichnungen eingeheimst, sieben an der Zahl, allein fünf davon im vergangenen Jahr. Hier ein Jugendfilmpreis, dort einen Publikumspreis, auch mal einen Kulturpreis. Bedeutet, dass seine Reichweite steigt. Und der Kontostand sich kurzfristig anhebt – damit er sein nächstes Projekt finanzieren kann.
Ein Satz hat Lars Smekal das Herz gebrochen: „Bin einsam.“ Den hat sein Opa in ein Tagebuch geschrieben, an einem Montag, Pfingsten, am 1. Juni 1998. Smekal war neun Jahre alt, als sein Opa starb, er war ihm ein Freund, eine enge Bezugsperson. Vor zwei Jahren blätterte er in den beiden Tagebüchern seines Opas. Sie inspirierten ihn zu dem Film „Alter Junge“, er ist fast fertig. Lars Smekal hat feine Antennen für Zwischenmenschliches, läuft mit wachen Augen durch die Straßen, schnappt immer wieder Wortfetzen auf, ist Schwamm für die Fülle der Welt. Daraus entstehen seine Filme. Am wichtigsten ist ihm, dass sie berühren. Dass es ein Echo im Inneren des Betrachters gibt.
Obwohl er nach außen ruhig, ausgeglichen wirkt, ist er doch einer, der einen starken inneren Antrieb hat. Mit 14 stand er das erste Mal auf der Theaterbühne, dann folgte die Musik, eine Band. Der gebürtige Regensburger machte eine Ausbildung zum Schauspieler, nahm Gesangsunterricht, entdeckte seine Leidenschaft für die Regie, weil er für jemanden eingesprungen ist. „Als Schauspieler bin ich eine Figur auf dem Schachbrett. Als Regisseur bin ich der Strippenzieher der ganzen Geschichte“, sagt der 27-Jährige. Er schreibt seine Drehbücher selbst, ist so Herr über den Stoff, den er auf Film bringen will.
Seine Neigung zur Kunst war schon früh ausgeprägt. Als Kind hat er gerne zu Stiften gegriffen, hat Comics gemalt, sich Geschichten ausgedacht. Nach dem Abitur hat Smekal Kunstgeschichte an der Uni in Regensburg studiert. Seit Oktober macht er seinen Master in „Zeitbasierte Medien“ an der Mainzer Hochschule. Bedeutet für ihn: Weiterentwicklung. Aber auch: Neuvernetzung. In Regensburg hatte er viele Kontakte. Aber wer weiterkommen will, muss weitergehen.
Irgendwann will er es ohne Sponsoren schaffen
Lars Smekal nennt sich Perfektionist, der keiner sein will. Mit 22 hat er eine Art Gedichtband veröffentlicht, „Die Aufzeichnungen eines jungen Dichters“. Klar, irgendwo ist der Dichter auch er, autobiografisch, aber Lars Smekal würde über jede einzelne Zeile drübergehen, korrigieren, noch besser machen. Sein Alter Ego, dieser „junge Dichter“, ist da lockerer, lässt Dinge auch einfach mal so stehen. Das hat dem 27-Jährigen geholfen. Er hat sich ein Stück weit von sich selbst befreit.
Es gibt immer etwas, das ihn umtreibt. Eines davon ist die politische Lage in Europa, die Spannung, die zwischen den Zeilen zu hören ist im Alltag. Smekal muss das verarbeiten, als Film. Er sieht als nächstes Projekt eine junge Muslima vor sich, die sich auf Youtube darstellt, wie es heutzutage modern ist. An ihrem Beispiel wird gezeigt, wie die Stimmung kippt. Plötzlich verschwinden Familienmitglieder. Rechtsradikale sind an der Macht, die Demokratie eine Erinnerung an bessere Zeiten. Es ist eine Dystopie, die Parallelen mit der Realität hat, die den Zuschauer aufrütteln soll, im besten Falle.
Smekal hat bisher „nur“ Kurzfilme gemacht. Je länger ein Film ist, desto teuerer ist er in der Regel. Und das Geld ist immer knapp am Anfang, trotz der Preisgelder, die Smekal „Zuckerl“ nennt. Er brauche immer Sponsoren. Eines Tages will er es ohne sie schaffen, will, dass sich seine Filme selbst tragen. Es geht ihm nicht um die roten Teppiche und das Schulterklopfen der anderen. „Das Wichtigste ist, dass man an sich selbst glaubt“, sagt er mit festem Blick. Auch wenn, wie in seinem Fall, 13 Vorsprechen an verschiedenen Schauspielschulen nicht geklappt haben. Aufgeben is’ nicht. Geschlossene Türen halten eine offene bereit.
Von Lisa Maucher