Als die Gaslaternen noch leuchteten

Das Stadthistorische Museum auf der Zitadelle rückt die Ära der Gaslaternen ins Blickfeld. Foto: hbz/Michael Bahr

Mainzer Museum erinnert an die Ära der Gaslaternen

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MAINZ. Mehr als 220 Wandtafeln der Reihe „Historisches Mainz“ sind bisher bereits in der Innenstadt und in den Stadtteilen angebracht worden. Die jüngste an Bau E der Zitadelle.

Gleich neben einer Gaslaterne aus den 1920er Jahren mit einer etwa 30 Jahre jüngeren Lampe, die dem Stadthistorischen Museum 2007 von den Stadtwerken als Dauerleihgabe übereignet wurde.

Schwerpunkt auf Mainzer Wirtschaftsgeschichte

Nicht ohne Grund, hat doch das Museum auf der Zitadelle einen Schwerpunkt seiner Präsentation auf die Mainzer Wirtschaftsgeschichte gesetzt. Stadtwerke-Vorstandsvorsitzender Daniel Gahr und Oberbürgermeister Michael Ebling übergaben jetzt offiziell die von den Stadtwerken gestiftete Wandtafel, die auf die Geschichte der Straßenbeleuchtung seit Mitte des 19. Jahrhunderts eingeht.

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1807 strahlte die erste, nach einem Patent des Deutschen Friedrich Albrecht Winzer gebaute Straßenlaterne in der Londoner Pall Mall Street zum Geburtstag von König Georg III. Das regte zur Nachahmung an: 1826 folgten Berlin und Hannover als erste deutsche Städte dem englischen Beispiel.

In Mainz sollte es länger dauern. Erst 1844 wurde der Beschluss im Stadtrat gefasst, Gasbeleuchtung einzuführen – allerdings zunächst nur für Privatpersonen. Fünf Jahre später erst erfolgte eine öffentliche Ausschreibung, die 1853 in einen Vertrag mit der Badischen Gesellschaft für Gasbeleuchtung mündete. Nachdem das Gaswerk der Gesellschaft in der Weisenauer Straße 1855 eröffnet war, konnten die bis dahin mit Petroleum betriebenen Mainzer Straßenlaternen auf Gas umgestellt werden.

Zu den bekanntesten Gaslaternen-Herstellern gehörte damals das Mainzer Gasapparate- und Gusswerk. Die älteste Mainzer Gaslaterne aus dem Jahr 1853 steht in der Dominikanerstraße.

Die Zahl der Gaslaternen in Mainz betrug 1987 noch 3538. Nach umfangreichen Kostenanalysen und unter dem Druck steigender Unterhaltungskosten beschloss der Stadtrat 1996 den Rückbau der Gas-Straßenbeleuchtung.

Heute noch etwa 80 Gaslaternen in der Stadt

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Heute gibt es noch etwa 80 Gaslaternen in Mainz, und die Zahl ist weiter rückläufig. Lediglich im Bereich der St. Stephanskirche sollen nach Vorgabe des Baudezernats langfristig 38 Gaslaternen stehen bleiben.

Die anderen noch vorhandenen Exemplare werden nach und nach im Zuge von Straßenumbauten oder anstehenden Erneuerungen durch elektrisch betriebene Leuchten ersetzt.

Übrigens: Im Oktober 1945 waren nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg erst 12 Straßenleuchten wieder in Betrieb.

Seit 1971 stehen die Straßenbeleuchtungsanlagen im Eigentum der Stadtwerke. Und schon 1974 gab es 370 Kilometer elektrisch beleuchtete Straßenzüge mit rund 13 000 Leuchten und 140 Kilometer Gasbeleuchtung mit 4000 Brennstellen in Mainz.