AfD attackiert Mainzer „Till Eulenspiegel“: Hass-Mails an...

Friedrich Hofmann in seiner Paraderolle als Till auf der Reichstagskuppel. Foto: Sascha Kopp
© Sascha Kopp

Die AfD tritt nach: Nach der TV-Fastnacht „Mainz bleibt Mainz“ wird vor allem Friedrich Hofmann, der "Till Eulenspiegel" mit Hass-Mails überhäuft. Und AfD-Chef Jörg...

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MAINZ. Im Saal haben die Vertreter der AfD dieses Jahr bei „Mainz bleibt Mainz“ gefehlt; sie waren nicht eingeladen. Vorm Fernseher saßen sie aber anscheinend sehr wohl. Jetzt treten nicht nur viele Anhänger der Rechtspopulisten, sondern auch ihr Parteivorsitzender Jörg Meuthen nach; auch vergangenes Jahr hatte die AfD bereits gegen politische Redner der Mainzer Fastnacht mobil gemacht. Der rheinland-pfälzische AfD-Chef Uwe Junge wollte damals sogar während der Live-Sendung auf die Bühne; angeblich, um sich persönlich vorzeitig aus der Sendung zu verabschieden.

Besonders Friedrich Hofmann, der als „Till“ mit einer gefeierten Rede die Missstände in der Politik angeprangert hatte, gerät dieses Jahr besonders ins Visier der AfD-Anhänger. Er erhält Hass-Mails, Briefe, sogar Anrufe gingen bei seiner Arbeitsstelle im Kulturdezernat ein, berichtet er. Die Anrufer versuchten herauszufinden, was er arbeite, welcher Partei er angehöre, auch seine Homosexualität wird zum Thema gemacht. „Das sind Methoden genau wie bei den Nazis“, sagt Friedrich Hofmann, dessen karnevalistische Heimat der Mainzer Carneval Club (MCC) ist. Einschüchterungsversuche, das Hinterherschnüffeln und Ausspionieren, all das habe es auch damals gegeben.

Heftige Ausdrucksweise

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Die Ausdrucksweise in den Zuschriften, die ihn erreichen, entbehrt teilweise jeglichen Niveaus. „Was ist das Bloß für ein Gesindel diese ,Hofmänner‘ und Arschlecker der Merkel!“, heißt es da wörtlich. Und weiter: „Einen Alexander Gauland kann dieser dumme Mensch nicht das Wasser reichen. Das hat mit Karneval und Satire nichts mehr gemeinsam …_das ist Merkel-Propaganda!“. Andere werfen ihm „Agitation übelster Sorte“ vor.

Friedrich Hofmann, der privat Mitglied der FDP ist, sprach in seinem Vortrag über „braunen Mief“, bezeichnet die AfDler als Volksverhetzer, erinnerte warnend daran, dass – wie die AfD – auch Hitler anno 33 demokratisch gewählt war. Ein weiteres Zitat des „Till“: „Die AfD, so ihr Geschwätz, steht feste auf dem Grundgesetz. So fest, damit sie zum Verdruss im Grundgesetz nicht lesen muss.“

"Widerliche Verhetzung des Volkes"

AfD-Chef Jörg Meuthen fühlt sich dadurch zu einem umfangreichen Facebook-Post unter der Überschrift „Mainz bleibt Mainz wird zur Skandalsendung“ veranlasst: Friedrich Hofmann müsse „von Sinnen sein, denn ein solcher Vorwurf hat nichts mehr mit Fastnachtstreiben zu tun, sondern ist perfider, geradezu hirnverbrannter, die Realität geradezu pervertierender und frei erfundener Quatsch. Eine widerliche Verhetzung des Volkes im eigentlichen Wortsinne.“

Einschüchtern lassen will sich Friedrich Hofmann nicht, ganz im Gegenteil. „Diese Leute entlarven sich selbst und bestätigen mich durch ihre Reaktionen nur noch“, sagt er. „Ich habe der AfD den Spiegel vorgehalten.“ Also das getan, was Aufgabe des Narren ist. Die persönlichen Beleidigungen will er dennoch nicht auf sich sitzen lassen. Gegen mindestens einen der Hass-Mail-Schreiber will er Anzeige erstatten.

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Drohbriefe aus der rechten Ecke

Auch Andreas Schmitt erhält während der Kampagne immer wieder Drohbriefe oder beleidigende Mails aus der rechten Ecke. Als Redner und „Mainz bleibt Mainz“-Sitzungspräsident erklärt er sich mit Friedrich Hofmann solidarisch. „Die Fernsehsitzung ist wie ein Schiff; der Sitzungspräsident ist der Kapitän. Wenn ein Mitglied seiner Mannschaft attackiert wird, fühlt sich auch der Kapitän attackiert“, sagt er. „Jörg Meuthen ist ein widerliches Subjekt und eine Schande für jedes Parlament“, schimpft Schmitt.

Auch Lars Reichow wird Ziel von Meuthens Wutrede: „Dieser Mann ist eine Schande für die politisch-literarische Fastnacht und einer ihrer Totengräber“, sagt der AfD-Mann. Reichow hatte in seinem „Fastnachts-Journal“ gefordert, den 90 AfDlern im Bundestag die „Diäten in Reichsmark von 1923 auszuzahlen“ und die AfD-Vorstände zu „entnazifizieren“.