65 000 Euro gehen in Mainz an den Wendepunkt

Die Mainzer Einrichtung für Frauen in Wohnungsnot erhält in diesem Jahr die Spende aus der „Leser helfen“-Aktion dieser Zeitung und hat bereits Pläne, wie das Geld genutzt wird.

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MAINZ. 65 000 Euro – mit dieser ordentlichen Summe hätte Ina Raiser nicht annähernd gerechnet. „Mein Team und ich sind überwältigt“, sagt die Leiterin des Wendepunktes. „Das ist wirklich eine ganz tolle Unterstützung.“ In diesem Jahr gehen die Spenden aus der „Leser helfen“-Aktion dieser Zeitung an die Einrichtung für Frauen in Wohnungsnot in der Nahestraße 7. Dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, kann im Wendepunkt nun großzügig renoviert werden. Nach 28 Jahren Bestehen der Einrichtung ist vieles „in die Jahre“ gekommen. Die Zimmer könnten neues Inventar gebrauchen. Auch müssten alle Räume neu gestrichen werden.

Für Ina Raiser und ihre zehn Mitarbeiterinnen bieten die Spenden eine einmalige Gelegenheit, auf einen Schlag neue Betten inklusive Matratzen, Schränke und Kommoden zu kaufen. „Nun können wir uns vor allen Dingen etwas hochwertigere und robustere Möbel leisten, die nicht so schnell kaputt gehen“, sagt die Leiterin des Wendepunktes.

Seit Ende November wurde der Wendepunkt jeden Samstag in einer achtteiligen Serie vorgestellt. Darunter waren etwa die Mitarbeiterinnen des Sozialteams, eine Tag- und eine Nachtwache an der Pforte, die Ansprechpartnerin für die Finanzen und natürlich Frauen, die im Wendepunkt wohnen oder gewohnt haben. 1991 wurde die Einrichtung in der Neustadt gegründet. Seither haben dort über 1600 obdachlose Frauen ein vorübergehendes Zuhause gefunden – für ein paar Monate oder auch Jahre. Viele davon sind mit ihren Kindern eingezogen. Im Rahmen der „Leser helfen“-Serie wurde deutlich, wie wichtig die Arbeit ist, die der Wendepunkt leistet. Eindrucksvoll erzählten ehemalige Bewohnerinnen, dass ihnen die Einrichtung quasi das Leben gerettet habe, als sie beispielsweise aufgrund von Verschuldung, Arbeits- und Wohnungslosigkeit, aber auch Alkoholkonsum nicht mehr weiter wussten.

Mit der Hilfe des Wendepunkt-Teams schafften sie es, wieder auf eigenen Beinen zu stehen und irgendwann auch wieder in einer eigenen Wohnung zu wohnen – denn das ist schließlich das Ziel eines Aufenthalts in der Nahestraße. Geschichten von Frauen, die ganz unten sind, kann der Wendepunkt viele erzählen. Als Reporterinnen hatten wir das Glück, dass einige Frauen sich bereit erklärten, ganz offen über ihren ganz persönlichen „Wendepunkt“ im Leben zu sprechen. So wurde die Arbeit der Einrichtung noch greifbarer.

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In der Nahestraße 7 stehen dem Wendepunkt, dessen Träger seit 2005 die Evangelische Obdachlosenhilfe „Mission Leben“ ist, insgesamt 722 Quadratmeter zur Verfügung. Auf die sechs Etagen des Gebäudes verteilen sich die Verwaltungs- und Besprechungsräume, ein Gemeinschaftswohnzimmer mit Küche, vier Notübernachtungsplätze und die Wohngemeinschaften mit insgesamt zwölf Heimplätzen. In der Wallstraße befindet sich zusätzlich eine Außenwohngruppe mit drei Plätzen für Frauen, die sozial und finanziell wieder einigermaßen stabilisiert sind.

Leser bieten ehrenamtliche Unterstützung an

Wie Wendepunkt-Leiterin Ina Raiser erzählt, seien durch die Berichterstattung in den vergangenen Wochen viele Menschen auf die Einrichtung aufmerksam geworden, die auch ihre ehrenamtliche Unterstützung angeboten hätten. „Es tut unheimlich gut, diese Wertschätzung an unserer Arbeit zu erfahren“, sagt die Pädagogin. Darüber hinaus werde die Gesellschaft für den Wendepunkt als Einrichtung und für die Frauen sensibilisiert, die auf dessen Unterstützung angewiesen sind.