Die Luft soll sauberer, Lärm weniger werden: 500.000 Liter Diesel jährlich will die Mainzer Mobilität durch die Investition einsparen. Auch für die Fahrgäste gibt es Neuerungen.
MAINZ. Sie sollen dafür sorgen, dass die Luft sauberer wird und es weniger Lärm in der Stadt gibt: Die Mainzer Mobilität hat 23 neue Elektrogelenkbusse des Fahrzeugherstellers MAN erworben und diese nun im Betriebshof der Öffentlichkeit vorgestellt. Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) erzählt, sie habe die Busse im vergangenen Jahr „schon mal Probe fahren“ können. Die Busse, so ihr „fun fact“, ließen sich auch in der Innenbeleuchtung farblich einstellen. Für sie sei „komplett grün gewählt worden“, wie sie schmunzelnd erwähnt. Doch die Busse können natürlich noch einiges mehr.
„Auch die Innenraumgestaltung haben wir bewusst so gewählt, dass jemand, der da einsteigt, auch merkt, dass er in einem Elektrobus ist“, erklärt MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof. Der Innenraum sei „hoch und fahrgastfreundlich“, erläutert Björn Söffner von der MAN-Vertriebsregion Süd. Im Hinterwagen gebe es „keinen Motor- oder Batterieturm, dafür eine Fünfer-Heckbank“. Das Heck „sei offen und lichtdurchflutet“, es gebe zwei Antriebsmotoren in der Mittel- und der Hinterachse. „Sie erzeugen zusammen über 400 Kilowattstunden Leistung, sodass alle Hügel und Berge hier im Umkreis locker bewältigt werden können“, spielt Söffner darauf an, dass Mainz für Elektrobusse auch eine „anspruchsvolle Topografie“ habe.
Verbaut worden seien auch pro Bus zwei leistungsfähige CO2-Wärmepumpen, die heizen und kühlen können. Dazu können Kunden das WLAN an Bord nutzen und es gibt USB-Ladebuchsen. Zudem sei es zum Fahren angenehmer – „man hört nur noch Nebengeräusche wie die Heizung und Lüftung“, erläutert Söffner. Und auch die Menschen, die sich nicht im Innenraum, sondern in der Umgebung des Busses befinden, sollen profitieren. „Es ist einfach angenehmer, mit dem Fahrrad dahinter zu stehen, weil es sauberer und leiser ist“, sagt Steinkrüger. Damit speziell Fußgänger jedoch nicht zu unvorsichtig werden – weil sie die Busse vielleicht gar nicht mehr wahrnehmen – gibt es einen Geräuschgenerator, der sich bei Fahrten in den Fußgängerachsen der Innenstadt bemerkbar machen kann.
Fünf der Busse, so Erlhof, sind schon auf den Straßen unterwegs, „innerhalb der nächsten Wochen“ sollen alle zum Einsatz kommen. Vorrangig geht es natürlich bei den Bussen ohnehin um höhere Ziele. „Das sind die Investitionen in den Klimaschutz und die Zukunft, die wir brauchen, um Mainz 2035 klimaneutral zu gestalten“, betont Dezernentin Steinkrüger. Die Busse haben eine Reichweite von mindestens 200 Kilometern. Jährlich 500.000 Liter Diesel sollen eingespart werden, was der Vermeidung von rund 1250 Tonnen Kohlendioxid jährlich entspricht. Seit Mai vergangenen Jahres fahren die ersten vier Elektrobusse – noch vom Hersteller Sileo – in Mainz. Geschäftsführer Erlhof sagt, ab 2025 will die Stadt nur noch Fahrzeuge mit alternativem Antrieb kaufen. Nur noch klimaneutrale Antriebe in den MVG-Fahrzeugen soll es ab 2035 geben. Damit wachsen muss aber auch die Ladeinfrastruktur. Für jedes der Fahrzeuge gibt es im Betriebshof eine eigene Ladesäule. Perspektivisch werden für das Laden der Batteriebusse circa 2,5 Megawatt Leistung benötigt – das entspricht etwa der Leistungsaufnahme von 25.000 Fernsehern. Die Fahrzeuge und die Ladeinfrastruktur zusammen kosten die Mainzer Mobilität knapp 26 Millionen Euro. Die Bundesregierung fördert das Projekt mit zehn Millionen Euro. Und auch die Stadt ist mit der gleichen Summe im Boot. „Ohne die positive Entwicklung mit der Gewerbesteuererhöhung durch die Entwicklung eines Impfstoffs wäre das nicht möglich gewesen“, gibt Bürgermeister Günter Beck (Grüne) deutlich zu verstehen.