Xavier Naidoo unter Druck - Mainz-Konzert auf der Kippe
Seit Mittwoch geistert ein neues Video von Xavier Naidoo durch das Internet, in dem der Sänger gegen Flüchtlinge hetzt. Jetzt steht das Naidoo-Konzert im Mainzer Volkspark auf der Kippe.
Von Michael Jacobs
Lokalredakteur Mainz
Xavier Naidoo, hier bei einem Konzert in Mannheim.
(Archivfoto: dpa)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - Als publik wurde, dass der einstige Soulbarde Xavier Naidoo, der zuletzt immer wieder mit kruden Verschwörungstheorietexten in Reichsbürgernähe, Vorwürfen von Rassismus, Homophobie und Antisemitismus in die Schlagzeilen geriet, beim „Summer in the City“-Festival auftritt, hielt der Frankfurter Konzertveranstalter Marek Lieberberg noch seine schützende Hand über den Künstler seiner Agentur.
Nun scheint Naidoo den Bogen überspannt zu haben. Seit Dienstag geistert ein von Naidoo augenscheinlich selbst mit seinem Smartphone aufgenommenes, knapp einminütiges Video durch das Internet, in dem der Sänger nur leicht verklausuliert gegen Flüchtlinge hetzt.
In dem etwas lallend gerappten Songpamphlet heißt es: „Ihr seid verloren. Ihr macht nicht mal den Mund für euch auf (...) Eure Töchter, eure Kinder sollen leiden. Sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden. Und ihr steht seelenruhig neben dran. Schaut euch das Schauspiel an, das euch alle beenden kann. Weit und breit ist hier kein Mann, der dieses Land noch retten kann. Hauptsache es ist politisch korrekt – auch wenn ihr daran verreckt (...). Ich hab fast alle Menschen lieb, aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt. Da muss ich harte Worte wählen, denn keiner darf meine Leute quälen. Wenn doch, der kriegt es mit mir zu tun!“
1. Wir distanzieren uns von jeglicher Form von Rassismus 2. Auch wir sind irritiert von dem aufgetauchten Video 3. Wir erwarten klare Antworten von Xavier #Naidoo; RTL (@RTLde) March 11, 2020
Dieser Inhalt stammt aus einer externen Quelle, der Sie aktiv zugestimmt haben. Ihre Zustimmung ist 24 Stunden gültig. Sollten Sie Ihre Zustimmung vorher widerrufen möchten, können Sie dies jederzeit über den Cookie-Widerruf anpassen.
Man braucht kein großer Exeget zu sein, um hinter den Naidooschen Zeilen einen Aufruf zur Gegenwehr und Selbstjustiz gegen angeblich gewaltbereite Flüchtlinge („Gäste“) und als „Wölfe“ diffamierte Migranten zu sehen. Naidoos neuerliche fremdenfeindlichen Ausfälle haben eine Empörungswelle im Netz losgetreten und ihm bereits den Job bei der RTL-DSDS-Show gekostet. Der Sender distanzierte sich in einer Stellungnahme von jeglicher Art von Rassismus und warf Naidoo aus der Jury, wie das RTL-Boulevard-Magazin „Exklusiv“ am Mittwoch berichtete. Auch Naidoos für den 11. Juli terminierten Auftritt im Mainzer Volkspark, den vor Monaten schon der Mainzer Grünen-Politiker Daniel Köbler kritisierte, könnte nun auf der Kippe stehen.
„Ich bin entsetzt“, kommentiert Mainzplus Citymarketing-Chef August Moderer das neuste Machwerk des Sängers mit afrikanisch-indischen Wurzeln. „Jetzt ist eine Grenze überschritten.“ Zumal Naidoo in rechten Internet-Foren schon für den Videoclip, der nach Recherchen von T-Online am Montag erstmals in einer Messenger Telegramm-Gruppe von Naidoo-Fans hochgeladen wurde, gefeiert wird. „Im Hinblick auf das, was gerade an der griechischen Grenze vor sich geht und in Halle, Kassel und Hanau passiert ist“, sei Naidoos Video „schlicht und ergreifend widerlich“, postet FDP-Kreisvorsitzender David Dietz auf Facebook. „Einen derartigen Auftritt braucht’s in Mainz im Sommer nicht“. Angesichts des neu aufgetauchten Videos finde er es unerträglich, dass eine stadtnahe Gesellschaft jemandem eine Bühne gebe, der über Flüchtlinge und Zugewanderte hetze, so SPD-Vorsitzender Johannes Klomann.
In einer persönlichen Erklärung auf Facebook hat Naidoo am Mittwoch die Rassismus-Vorwürfe gegen das Kurzvideo, basierend auf einem Text aus dem Jahr 2018, zurückgewiesen. Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit seien ihm völlig fremd, auch wenn er sich zuweilen emotional künstlerisch äußere, schreibt Naidoo. Seine Aussagen seien „absolut falsch interpretiert“. Er setze sich seit Jahren aus tiefster Überzeugung gegen Ausgrenzung und Rassenhass ein. Liebe und Respekt seien der einzige Weg für ein gesellschaftliches Miteinander.
Fraglich ist, ob dieses den Aussagen des Videos konträr laufende Statement dem Sänger Absolution erteilt. Man werde in enger Absprache mit der Agentur Lieberberg Maßnahmen abwägen, wie man mit dem geplanten Auftritt Naidoos, der bereits mit 7200 Tickets nahezu ausverkauft ist, umgehe, so Mainzplus-Marketing-Bereichsleiter Philipp Meier.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 11.03.2020 um 14:19 Uhr publiziert.