Ob nach Afrika oder Indien, Andalusien oder in die Karibik: Auf eine Reise um den Globus mit Musik und Poesie entführten Luqas Bonewitz und Negyh Ra mit ihrem Ensemble.
Von Fred Balz
Ob arabisch, afrikanisch oder indisch, ob Flamenco oder Sinti-Swing: Luqas Bonewitz und Negyh Ra nahmen das Unterhaus-Publkum mit auf eine musikalische Weltreise.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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MAINZ - Vielleicht wird sich das Unterhaus einmal rühmen können, zwei außergewöhnliche Musiker mit auf den Weg gebracht zu haben: Der Mainzer Luqas Bonewitz und die Kölnerin Negyh Ra – letztere mit persischen Wurzeln – stellen im Unterhaus nicht nur ihre erste CD „OaYim“ vor. Zusammen mit befreundeten Musikern begeben sie sich, ausgehend vom Flamenco, auf eine musikalisch-theatralische Weltreise (Dramaturgie und Regie: Marlene Haagen) um den Globus auf der Suche nach Inspiration und Mystik fremder Musikkulturen.
Gemeinsam mit der Geigerin Güldeste Mamac und Peter Hinz an orientalischen Perkussionsinstrumenten erstreckt sich ihr Weg vom Flamenco über persische, afrikanische und indische Musik bis hin zu südamerikanischen und karibischen Klängen. Umrahmt wird die musikalische Reise von Gedichten, Erzählungen und Szenen voller Poesie, Humor sowie bewussten Irritationen und Brechungen, die der Reise in die Welt der Fantasie Flügel verleihen. Wie sonst soll man Liedzeilen wie „Dass es ohne schwarze Lichter keine weißen Schatten gibt“ verstehen? In Liedern wie der Rumba flamenca „Schattenspiel“ steckt eine Menge Nachdenkliches.
Die deutschen Texte stammen von Luqas, während Negyh die spanischen und persischen Texte in Farsi beisteuert. Das Konzert beginnt mit einer rhythmisch-melodischen Meditation auf Geige und Fretless Gitarre in indischer Sarod-Stimmung mit lautmalerischen Schamanengesängen. Mit bluesigem Flair erklingt „Miyao“, das rückwärts gelesen den Namen der Gruppe ergibt. Negyh singt das lasziv-geheimnisvolle Lied über verspielte schwarze Katzen in der Nacht auf Farsi und faucht auch mal zwischendrin. Dass Negyh eine studierte Pianistin ist, zeigt sie in ihrem impressionistisch-pianistischen Zwischenspiel „Nostalgique“.
Wenn man glaubt, eine passende Schublade für die hochmusikalischen Freigeister gefunden zu haben, wird man prompt auf eine andere Fährte gelockt. „Getragen von Flügeln“ ist ein Bossa-Flamenco im Tangostil über die leidenschaftliche Hingabe zum Leben.
Inspiriert von Andenmusik und lateinamerikanischen Balladen ist das Sehnsuchtslied „La Luna“. Zen-Buddhismus und die Philosophie des Taoismus klingen ebenso an wie die Geisteshaltung des Sufismus und der Schamanen. Letztlich sind es Mystik und Flow der Musik, die es schaffen, Herzen zu rühren und die Vergänglichkeit des Augenblicks erklingen zu lassen. Die Rumba flamenca „Primavera“ ist eine lautmalerische Darstellung von Frühling, Gewitter und Sonne. Schmerz und Trauer drückt der polyrhythmische Song „Agni“ (Feuer) in Sanskrit aus. Dass Humor und Ironie nicht zu kurz kommen, zeigen die Sufi-Geschichte in „IHMN“ und die Eselsparabel über verschlungene Kohlköpfe. Melismatischer Gesang trifft im abschließenden „Der Weg“ auf zünftige Sinti-Swing-Klänge.