Weihnachtskonzert der Mainzer Hofsänger in der St. Stephan
Christrose und Abendsegen: In der übervollen Mainzer „Chagall-Kirche“ intonieren die Hofsänger bekannte Advents- und Weihnachtslieder. Das Publikum spendet „standing ovations“
Von Bernd Funke
In der übervollen „Chagall-Kirche“ intonieren die Hofsänger bekannte Advents- und Weihnachtslieder.
(Foto: hbz/Judith Wallerius)
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MAINZ - „Gesellschaftliches Klangerlebnis mit Tradition und Spendenziel“ – so könnte es kurz und knapp heißen, wenn der Suchbegriff „Hofsänger Weihnachtskonzert“ in eine der Suchmaschinen des world wide web eingegeben würde. Damit wäre allerdings nicht einmal ansatzweise korrekt beschrieben, warum am Vorabend des dritten Adventssonntags in der übervollen „Chagall-Kirche“ St. Stephan begeisterte Menschen minutenlang stehend applaudieren. Der nicht enden wollende Beifall gilt einem nur 15-köpfigen Männerchor, der immer wieder sein vierfarbbuntes Etikett vergessen lässt, wenn er außerhalb der Kampagne nicht nur in deutschen Landen auf Tour ist. Chorleiter Michael Christ kennt „seine“ Stimmen, hat für die Vokalpalette zwischen rabenschwarzem Bass und sich im hohen C bewegendem Tenor bekannt-beliebte Advents- und Weihnachtsliteratur neu arrangiert und seinen Solisten aufbereitet. Deren Stunde schlägt nach dem ersten Weihnachtspotpourri: Tenor Stefan Zier eröffnet mit der herzbewegenden „Christrose“ (Robert Stolz) den Reigen, den José Wolf zwei Stunden später mit einem fröhlich-schwungvollen „Feliz Navidad“ (José Feliciano) beendet. Dazwischen breiten die Hofsänger vor mystisch strahlenden Chagall-Fenstern stimmstark die weite Decke adventlicher und weihnachtlicher Literatur aus, bewegen sich zwischen deutscher Besinnlichkeit, klerikaler Frömmigkeit und britisch-amerikanischen Fest-Gassenhauern. Da darf natürlich auch aus vollem Herzen und weiter Kehle geschmettert werden, wie es sich denn für einen Männerchor schickt. Da werden aber auch die leisen Töne angeschlagen, da wird nachgerade behutsam und aus tiefster Seele etwa Humperdincks „Abendsegen“ gegeben. Michael Christ und sein Klangkörper haben dabei in Andreas Leuck einen virtuosen Unterstützer. Der Pianist kredenzt weit mehr als lediglich tonale Stimmuntermalung, ist gar mehr als nur ebenbürtiger Partner auf der Reise zur stillen Nacht. Kapitän Christoph Clemens kann stolz sein auf die Besatzung des Hofsänger-Schiffs und vergisst nicht, zwei seiner Besatzungsmitglieder aus dem Tenor zu benennen: Volker Allendorf, der nunmehr seit drei Jahrzehnten an Bord ist und Michael Renke, den es nach sieben Jahren mit anderen Zielen von Bord zieht. Als der Schlussapplaus verklingt, treten die vorweihnachtsseeligen Besucher den Heimweg an im Wissen, mit Eintrittsgeld und Spenden die Aktion der Lotto-Stiftung, die sich gegen Gewalt gegen Kinder wendet, unterstützt zu haben. Und manch einer mag an die Aufforderung Renkes gedacht haben, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit Mitmenschen ein Lächeln zu schenken.
Oder vielleicht doch eine Reise, wie sie Christoph Clemens offeriert hat: Im März mit den Hofsängern nach New York und anschließend kreuzfahrend auf die Bahamas. Um letzteren „Geschenktipp“ umzusetzten, habe man sogar noch bis zum letzten Tag des alten Jahres Zeit...