Wie geht es weiter mit dem Schloss? Mit dieser Frage befasste sich der Mainzer Altertumsverein bei einer Podiumsdiskussion im Landesmuseum. Foto: Harald Kaster
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MAINZ - „Wie geht es weiter mit dem Schloss?“ will der Mainzer Altertumsverein (MAV) an diesem Abend im vollbesetzen Vortragssaal des Landesmuseums wissen. Er hat dafür Experten zur vom Bonner Kunsthistoriker Martin Bredenbeck fachkundig moderierten Podiumsdiskussion geladen.
Schließlich gilt es, wie MAV-Vorsitzender Günther Knödler in seiner Begrüßung erklärt, darum, „Chancen und historische Verpflichtung“ auszuloten.
Georg Peter Karn (MAV) ruft in Erinnerung, dass die Erhaltung des Schlosses, einst Sitz des mächtigsten Kurfürsten im Deutschen Reich, schon 1897 von „Kulturprälat“ Friedrich Schneider als „nationale Aufgabe“ interpretiert wurde.
Karn kritisiert die Machbarkeitsstudie der Stadt, warnt mit Blick auf darin enthaltene Hotelbau-Gedanken davor, den Ernst-Ludwig-Platz „auch nur annähernd zu überbauen“. Und er moniert, dass der Wiederaufbau des Schlosses nach den Kriegszerstörungen „fast provisorisch“ durchgeführt worden sei. „Das Schloss ist mehr als nur eine repräsentative Hülle“, sagt Karn und gibt die Meinung des MAV wieder, dass die Stadt dem Rang ihres bedeutendsten Profangebäudes nicht ausreichend gerecht werde. Karn regt die Bildung eines Schlossbeirats an. Auch, in geeigneter Form die untergegangene Schlosskirche St. Gangolf und die Martinsburg wieder sichtbar zu machen. „Das Schloss befindet sich im Dämmerzustand“, stellt Karn unter nicht enden wollendem Beifall der höchst interessierten Gäste fest.
DENKSCHRIFT
Inzwischen hat der Kulturausschuss das Schloss besichtigt, hat viel bis dahin Unbekanntes erfahren können. Und wurde einmal mehr konfrontiert mit der im September 2016 verfassten Denkschrift des MAV, in der unter anderem die Freilegung der Grundmauern der spätgotischen Martinsburg und eine archäologische Untersuchung des Schloss-Umfelds gefordert werden. Dezernentin Marianne Grosse kann Öl auf die Wogen gießen: „Die Denkschrift gibt Impulse. In unserer Studie ist das Schloss für Kongresse und Seminare vorgesehen, ein Standesamt soll im Isenburg-Flügel Platz finden und wir wollen in die historische Bauforschung einsteigen.“
Dem Thema „Hotelbau“ am Schloss entzieht Bau-, Kultur- und Denkmaldezernentin Marianne Grosse die Brisanz: „Ich halte die Realisierung für ganz schwierig.“ Grosse unterstreicht, dass das Schloss auch als Kongressgebäude „weiter für Mainzer nutzbar“ sein werde, bemerkt nicht ohne Stolz, dass der Stadtrat gerade erst 2,8 Millionen Euro nachträglich für Untersuchungen des Schlosses zur Verfügung gestellt habe und verteidigt die Machbarkeitsstudie von 2015.
Luzie Bratner (MAV) nimmt Karns Ball auf, fordert, einen „angemessenen Stellenwert“ des Schlosses wiederherzustellen und eine grundlegende Bauforschung. Und: Man müsse unbedingt ob des nationalen Wertes des Schlosses Bund und Land mit ins Boot holen, wenn die „gut Stubb“ nach Auszug des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) zum Kongress- und Kulturgebäude umgestaltet werde. Dem Altertumsverein schwebt ein „Residenzmuseum“ im Erdgeschoss des Rheinflügels vor, in dem die Geschichte des Schlosses, der Martinsburg und des Residenzviertels gezeigt werden könne. Und: die im Schloss erhaltenen, aber zugemauerten Prunkfenster der Martinsburg müssten wieder sichtbar gemacht werden.
„Braucht die Stadt noch ein Museum?“ Thomas Metz, Chef der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) ist skeptisch, bremst den Tatendrang der Diskutanten. Erst einmal müsse geklärt werden, „was ist da und wie gehen wir damit um?“ Es gehöre auch eine Analyse vergleichbarer Häuser zu den Vorarbeiten. Und dann stellt Metz ernüchternd fest: „Das Schloss ist nie richtig von den Mainzern in ihr Leben integriert worden.“ Dass es anders sein kann, berichtet Wolfgang Wiese (Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg). Nach langer Projektplanung seien die Schlösser Bruchsal und Mannheim wieder erlebbar gemacht worden. „Sie ergänzen unsere Museumslandschaft.“ Die Besucherzahl habe sich verzehnfacht.
Matthias Müller (Uni Mainz) bricht eine Lanze für die Sicht auf das Schloss in seinem Umfeld, für die Nutzung des Restes des ehemaligen Schlossgartens als innerstädtisches Naherholungsgebiet. Müllers Vorschlag: das restaurierte Schloss an das Land zu vermieten. Und auch in diesem Punkt ist sich der Universitätsprofessor mit Karn einig: Auf keinen Fall dürfe der ehemalige Schlossgarten als Baulandreserve gesehen werden.