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Die AZ fragt die Menschen im Zufallsprinzip, was ihnen gerade im Kopf herumgeht.
Die Einstiegsfrage „Was beschäftigt Sie gerade?“ wird dabei jedem Einzelnen gestellt. Was dabei herauskommt, ist so individuell wie überraschend.
MAINZ - Herr Kuntzel, was beschäftigt Sie gerade?
Meine Firma beschäftigt mich gerade. Die zieht heute vom Fort Malakoff nach Darmstadt um. Ich wohne in Dalheim bei Nierstein, da muss ich dann immer pendeln. Es wird auch Personal abgebaut, der Außendienst wird abgebaut.
Haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, umzuziehen?
Ich habe eine Eigentumswohnung und dann ist das nicht ganz so einfach.
Die Arbeit an sich macht Ihnen Spaß?
Ja. Ich arbeite im Servicebereich. Es ist gerade alles eine Herausforderung, wenn die Firma fusioniert wird.
Wissen Sie denn noch, was Sie als Kind werden wollten?
Das weiß ich gar nicht mehr. Ich bin ein Büromensch. Zur Feuerwehr oder so wollte ich nie. Oder Astronaut werden.
Sind Sie gebürtiger Mainzer?
Nein, ich bin in Lahnstein geboren. Meine Eltern sind damals nach Mainz umgezogen. Erst nach Münchfeld, dann auf den Lerchenberg. Damals war ich noch bei einer anderen Firma, habe fünf Jahre in Köln gelebt. Die Firma ist dann aber nach Berlin, also bin ich wieder hierher zurück. Mainz habe ich ein bisschen vermisst.
Was genau?
Mainz ist übersichtlich. Und ich kenne hier Menschen. Ins Unterhaus gehe ich auch gerne mal, zum Kabarett. „Heinz Becker“ mag ich ganz gerne, also Gerd Dudenhöffer. Und ich mag die Straußwirtschaften in Mainz.
Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Das ist eine gute Frage. Ich denke mal, die Gesundheit. Ich will gut leben können, genießen können.
Was heißt für Sie „gut leben“?
Zum Beispiel, dass ich gut essen gehen kann, dass ich mal durchatmen kann. Ein Glas Wein trinken. Gute Freunde, gute Gespräche. Das ist mir wichtig. Vor allem, dass die Leute, mit denen ich mich umgebe, authentisch sind.
Authentisch?
Ich merke, dass die Leute nicht mehr so authentisch sind. Wie sie reden und handeln. Keiner ist wie ein Samariter, aber wenn man das eine sagt und das andere tut, das mag ich nicht.
Fällt Ihnen in manchen Situationen auf, dass Sie nicht authentisch sind?
Ja, das kann man nicht immer sein. Aber grundsätzlich versuche ich es. Das hat auch etwas mit Vertrauen zu tun.
Wofür begeistern Sie sich?
Ich bin Mainz 05-Fan, hatte lange eine Dauerkarte. Früher habe ich selbst Fußball gespielt, im Mittelfeld. Da kann man gut das Spiel steuern.
Welche Lebensweisheit würden Sie einem jungen Menschen mit auf den Weg geben?
Puh, das ist nicht einfach, gerade in diesen Zeiten. Wahrscheinlich: Kopf hoch!
Wie meinen Sie, „in diesen Zeiten“?
Sie ist schnelllebig durch die Digitalisierung. Oder wenn man in den Nahen Osten schaut oder nach Russland, da mache ich mir schon Gedanken. Vielleicht sind wir nicht mehr weit von einem Krieg entfernt. Alles nicht so einfach gerade.
Aber Ihnen geht’s gut?
Ja. Mir geht’s es im Moment soweit gut.
Danke für Ihre Zeit, Herr Kuntzel.
Das Interview führte Lisa Maucher.