Der Wirtschaftsbetrieb, der alle 14 Friedhöfe in Mainz verwaltet, reagiert nach eigenen Angaben „mit Augenmaß“ und Einzelfalllösungen auf die Coronakrise.
Von Petra Jung
Lokalredakteurin Mainz
Jeanette Wetterling, Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsbetriebes
(Foto: Christian Schulze)
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MAINZ - „Wir wissen, wie schwer es im Moment ist, Abschiedsfeiern zu gestalten. Wir machen uns deswegen sehr viele Gedanken, treffen Entscheidungen mit hohem Verantwortungsbewusstsein und Augenmaß.“ Täglich seit Beginn der Coronakrise berät sich Jeanette Wetterling, Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsbetriebes Mainz, mit Sebastian Trüb, Abteilungsleiter Friedhof und Bestattung. Alle 14 Friedhöfe in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt werden vom Wirtschaftsbetrieb verwaltet. In Corona-Zeiten eine besondere Herausforderung.
Jeanette Wetterling: „In den letzten Tagen ändern sich die Bedingungen sehr schnell.“ Aktueller Stand ist: Maximal fünf Trauergäste aus dem engsten Familienkreis dürfen bei Bestattungen dabei sein. Wer das genau ist – ob die Tochter oder die Enkelin, die den Verstorbenen bis zuletzt gepflegt hat – diese Entscheidung überlässt der Wirtschaftsbetrieb den Angehörigen. Hinzu kommen laut Wetterling vier Mitarbeiter des sogenannten Kondukts, besser bekannt als Sargträger (oder im Fall einer Urnenbestattung der Träger der Urne), sowie Pfarrer und Bestatter: „Wir stehen in engem Kontakt zu den Dekanen und zu den Bestattern, finden dort und auch bei den Angehörigen viel Verständnis.“ Sebastian Trüb ergänzt: „Wir telefonieren vor jeder Beerdigung mit dem jeweiligen Friedhofswärter und erkundigen uns nach der Situation. Denn auch der Friedhofswärter kann auf die Trauergemeinde einwirken und im Zweifelsfall sagen, dass es einfach zu viele Personen sind.“ Eskaliert sei die Situation aber noch in keinem Fall: „Wenn sich alle an die Regeln halten, können die Beerdigungen in einem pietätvollen Rahmen stattfinden.“
Zur terminlichen Entzerrung könnte laut Abteilungsleiter Trüb auch beitragen, dass der Wirtschaftsbetrieb Mainz in Abstimmung mit der zuständigen Aufsichtsbehörde festgelegt hat, dass Urnenbeisetzungen vorerst bis 19. Juni aufschiebbar sind. Allerdings berichtet Bestatterin Sigrun Baum von zahlreichen Urnen, die bereits jetzt in ihrem Institut auf die Beisetzung zu einem späteren Zeitpunkt warten (siehe nebenstehender Artikel).
Jeanette Wetterling, Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsbetriebes Foto: Christian Schulze
Sebastian Trüb, Abteilungsleiter für Friedhof und Bestattung Foto: Wirtschaftsbetrieb
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Derweil ist die Regel „Fünf Trauergäste bei Beerdigungen“ offenbar nicht in Stein gemeißelt. Auf die Frage, was geschehe, wenn sich trotzdem weitaus mehr Trauernde einfinden, weil der Verstorbene vielleicht äußerst bekannt war, antwortet Vorstandsvorsitzende Wetterling: „Wir suchen nach Einzelfalllösungen. Dann ist es durchaus auch möglich, in einem gewissen Abstand in einer zweiten Runde ans Grab zu gehen.“
Unterdessen hat Sebastian Trüb alle verfügbaren Kräfte des Wirtschaftsbetriebes, darunter auch Gärtner und Handwerker, in insgesamt vier Bestattungskolonnen mit jeweils sieben Mitarbeitern gebündelt: „Von diesen jeweils Sieben werden vier als Sargträger und drei als Grab-Öffner und -Schließer eingeteilt. Und auch die halten jeweils Abstand voneinander.“ Ein Teil der vier Teams bleibe in Bereitschaft. So soll der Bestattungsbetrieb auch dann garantiert werden, wenn sich jemand mit Covid-19 infiziert und dessen Team dann unter Quarantäne gestellt werden müsste. Genauso wie für die Friedhöfe hat der Wirtschaftsbetrieb für das Krematorium geplant. Wetterling: „Auch dort haben wir Redundanzen gebildet, um die Kremierungen für Mainz weiter durchführen zu können.“ Man tue alles, versichert die Vorstandsvorsitzende, um die Ansteckungsgefahr für die Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten: „Wir treffen sehr viele Vorsichtsmaßnahmen und stehen in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt.“