Tag der Deutschen Einheit: Einbußen für Mainzer Läden - viele Geschäfte bleiben geschlossen
Schon am Montag bleiben viele Ladentüren verschlossen: Viele Mainzer Einzelhändler haben an den Tagen der Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit nicht geöffnet.
Von Maike Hessedenz
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Das Schaufenster ist zwar festlich dekoriert, doch am Tag der Einheit bleibt Listmann geschlossen. Foto: Harald Kaster
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MAINZ - Wer zum Einkaufen am 2. Oktober nach Mainz kommen möchte, der könnte bei dem einen oder anderen Laden vor verschlossenen Türen stehen; längst nicht alle Einzelhändler wollen sich den massiven Beeinträchtigungen, die mit den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit verbunden sind, aussetzen.
Zumal die Einschränkungen ja nicht erst am Montag, 2. Oktober beginnen. Schon seit Anfang der Woche haben viele Ladeninhaber mit Kundenschwund und Behinderungen des Lieferverkehrs zu kämpfen.
„Normalerweise haben wir um diese Zeit schon 70 bis 100 Kunden mehr gehabt“, sagt Andreas Blau, Apotheker in der Mohrenapotheke um 15 Uhr. Schon seit Anfang der Woche sei deutlich zu merken, dass die Kunden die Innenstadt meiden. Dass am Montag geschlossen bleibe, sei den Umständen geschuldet, dass nicht klar sei, ob und wie die Lieferanten pünktlich liefern könnten; somit könne er auch den Kunden keine festen Abholzeiten zusagen. Auch die Mitarbeiter kämen nur schwer in die Stadt. Die gleichen Argumente nennt auch die Schillerapotheke in der Großen Langgasse. Auch sie wird am 2. Oktober geschlossen bleiben.
"Nicht als Geisterstadt präsentieren"
Die Boutique von Daniela Diehl am Leichhof wird am 2.Oktober ebenfalls dicht sein. „Es ist schön, dass die Stadt sich herausputzt für das Fest“, sagt sie. „Aber ich glaube nicht, dass die Leute, die zum Fest in der Stadt sind, zu mir zum Einkaufen kommen.“ Weswegen sie sich ein langes Wochenende in Frankreich gönne. Dennoch hoffe sie, dass viele Läden offen bleiben, „wir sollen uns ja nicht als Geisterstadt präsentieren.“
In der Sperrzone
Das Hintz & Kuntz am Liebfrauenplatz liegt am 3. Oktober mitten in der Sperrzone, dort werden morgens, bei der Eintragung der Politprominenz ins Goldene Buch, Angela Merkel und Co. bewirtet. Wann er danach für den normalen Betrieb öffnen kann, weiß Inhaber Kamil Ivecen allerdings noch nicht. „Es hieß, dass wir aus Sicherheitsgründen bis mindestens 15 Uhr nicht öffnen dürfen.“ Ob es sich dann noch lohne, wolle er spontan entscheiden. Am Montag, 2. Oktober, sei geöffnet.
Martin Schneider-Reuter, der die Läden „Monsieur C.O. Reuter“ am Gutenberplatz 2 und Reuters Sportswear in der Schöfferstraße betreibt, wird beide Läden öffnen. Auch, wenn er nicht weiß, was ihn erwartet. „Von der Staatskanzlei sind wir überhaupt nicht informiert worden, was sich vor unserem Geschäft abspielt“, sagt er. Von Seiten der Veranstalter habe er wenig Ansporn erfahren, sich am Festgeschehen zu beteiligen. „Ohne dieses Fest wäre der 2. Oktober ein toller Tag für uns gewesen, da hätten wir schöne Geschäfte gemacht.“ So wolle er abwarten, wie sich die Lage gestalte und eventuell am Nachmittag entscheiden, wie lange er am Montag geöffnet lasse.
Bei Listmann am Höfchen können Kunden die Vorfreude auf den Tag der Deutschen Einheit schon im Schaufenster bewundern. Schwarz-Rot-Gold, mit gehäkeltem Reichstag und tollen typisch deutschen Motiven gibt es da. Die Mitarbeiter haben sich richtig ins Zeug gelegt. Dabei hält sich die Begeisterung bei der Belegschaft und der Geschäftsführung angesichts der wachsenden Beeinträchtigungen inzwischen sehr in Grenzen. „Prinzipiell hätten wir großen Spaß an einem solchen Fest“, sagt Alexandra Tannert von Listmann, „allerdings bringt die Infrastruktur, die das Fest benötigt, für uns erhebliche Einbußen mit sich.“
"Eine Zumutung"
Dass die Bushaltestelle am Höfchen nicht mehr angefahren werde, mache sich klar in der Kundenfrequenz bemerkbar. Geschäftsführer Oliver Listmann formuliert es noch deutlicher: „Fast 14 Tage lang müssen wir unter enormen Beeinträchtigungen arbeiten. Eine Zumutung, dass ein solches Fest in der Innenstadt stattfindet“, sagt er.
Vermutlich werden in der historischen Altstadt etwa die Hälfte der Läden dicht bleiben, schätzt Martin Lepold, Chef der Werbegemeinschaft. Zwei Umfragen unter den Händlern hätten zu diesem Ergebnis geführt. „Wir hätten uns gerne als Einkaufsstadt präsentiert“, berichtet er, „aber inzwischen häufen sich die Hiobsbotschaften.“ Es gebe keine Parkplätze mehr in der Stadt, die Aufbauten versperrten die Sicht auf die Läden. „Vor lauter Zelten sieht man die eigentliche Stadt überhaupt nicht mehr“, meint er. „So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt.“ Auch er weiß, dass bereits die Woche vor dem Einheitsfest „den Handel richtig Geld kostet.“ Zudem bemängelt er die sehr dürftige Ausschilderung der Sperrzonen in den Einfallstraßen der Stadt. „Ich kann jedem nur raten, mit dem ÖPNV in die Stadt zu kommen.“