Stadt Mainz steigt in die Planungen für die City-Bahn ein
Von Heiko Beckert
Eine Trassenführung der City-Bahn durch die Große Bleiche favorisiert Verkehrsdezernentin Katrin Eder. Fotomontage: Sascha Kopp
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MAINZ - Die Stadt Mainz steigt in die Planungen für die City-Bahn Mainz-Wiesbaden ein. Das beschloss am Dienstagnachmittag mit großer Mehrheit der Verkehrsausschuss. Die letztlich entscheidende Abstimmung in der Stadtratssitzung am Mittwoch dürfte angesichts des eindeutigen Votums - es gab nur eine Enthaltung - Formsache sein. "Das ist der Auftakt für eine ganze Reihe von Beschlüssen", kündigte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) an.
Weitere Entscheidungen sind unter anderem nötig, weil noch nicht feststeht, welche Trasse in Mainz errichtet werden soll. Bei dieser Frage gibt es Differenzen zwischen Ampelkoalition und CDU. Während Thomas Gerster für die Union betonte, dass seine Fraktion die Ludwigsstraße bevorzuge, sagte Eder, dass die Verwaltung die Tram lieber auf der Großen Bleiche sehe. Die dritte Variante entlang der Kaiserstraße scheint kaum Anhänger zu haben. Auf Antrag der CDU wurde zudem beschlossen, dass ein Standort für eine weitere Rheinbrücke gesucht werden soll.
Für die Strecke Quintinsstraße-Ludwigsstraße-Schillerplatz spricht laut Gerster, dass Fahrgäste direkt in die Innenstadt gelangen. Bauarbeiten in der Lu seien günstiger und der Schillerplatz eine ideale Anknüpfung ans bestehende Netz. Dagegen meinte Ansgar Helm-Becker (Grüne), mit einer Straßenbahn auf der Großen Bleiche käme eine bauliche Aufwertung in das Gebiet: "Da kann man auch ein paar alte Sachen heilen."
Diese Gegensätze scheinen für die Verwaltung überwindbar zu sein. So meinte Eder zu den verschiedenen Trassen: "Mir ist es egal. Hauptsache sie fährt letztendlich." Denn die Stadt befürchtet angesichts schlechter Luftqualität, dass auf sie hohe Strafzahlungen zukommen könnten. Die City-Bahn sei auch ein Signal an Gerichte, dass Mainz umsteuern wolle. "Wir müssen einfach liefern", so die Verkehrsdezernentin. Um den Umstieg zu saubereren Verkehrsmitteln zu schaffen und Fahrverbote zu verhindern, will die Stadt zudem vom Sonderprogramm des Bundes "Green City Masterplan" - auch Dieselfonds genannt - profitieren. Doch noch sei das Prozedere auf Bundes- und Landesseite chaotisch, berichtete Eder: "Es ist ein bisschen wie ein Hühnerhaufen." Die Stadt will einen Bedarf von 120 Millionen Euro anmelden - 87 Millionen Euro allein für die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG). Wie viel Geld am Ende wirklich fließt, steht in den Sternen.
Umstritten ist weiterhin der Standort für ein Fahrradparkhaus. Die Stadt möchte das Parkhaus am Hauptbahnhof West unter der Hochbrücke errichten, wo bereits Stellplätze für Räder sind. Aus bisher 500 würden 1000 Plätze werden. Das stößt auf Widerspruch. "Wir sind mit dieser Lösung nicht glücklich", kommentierte Gerster den Vorschlag. Stattdessen solle ein Parkhaus seitlich des Bahnhofsvorplatzes errichtet werden. Das lehnte die Mehrheit im Ausschuss jedoch ab. Denn das Areal im Westen gehören der Stadt, die von der CDU vorgeschlagenen Flächen der Bahn. Verhandlungen mit der Bahn dauern aber Eder zufolge länger als mit dem "Vatikan". Für Helm-Becker eine Horrorvorstellung: "Das können wir uns nicht leisten."
Eine Entscheidung über eine ebenerdige Ersatzstrecke für die marode Mombacher Hochstraße, die in zwei Jahren nicht mehr nutzbar sein soll, wurde vertagt. Vorher sollen noch die Ortsbeiräte der betroffenen Stadtteile Gelegenheit haben, über die Pläne zu beraten. Die sehen vor, dass auf der Strecke Mombacher Straße, Rheingauwall, Hattenbergstraße, Zwerchallee und Rheinallee für etwa 800 000 Euro vier Straßenkreuzungen ausgebaut werden. Damit soll noch in diesem Jahr begonnen werden.