In die Finanzierung des Staatstheaters kommt Bewegung. Künftig könnte das Land seinen Anteil bei den öffentlichen Zuschüssen schrittweise erhöhen.
TERMINE
17. August: Operngala (19.30 Uhr, Großes Haus)
18. August: Theaterfest (11-18 Uhr)
25. August: Premiere Maria Stuart (19.30 Uhr, Großes Haus)
Karten: 06131-2 85 12 22, online: www.staatstheater-mainz.com
MAINZ - Mit der Operngala am Freitag und dem Theaterfest am Samstag eröffnet das Mainzer Staatstheater die fünfte Spielzeit unter Intendant Markus Müller.
Herr Müller, die vergangene Spielzeit war äußerst erfolgreich, Theaterpreise, Abo- und Publikumsrekorde. Erwarten Sie Ähnliches für die kommende Saison?
Wir sind sehr froh, dass wir in der letzten Spielzeit, die wegen der frühen Sommerferien kürzer war, die Publikumszahlen nahezu auf dem Stand der vorhergehenden Saison bei 222 211 Besuchern (Saison 2017/18: 223 067) halten konnten. Auch die Einnahmen durch den Kartenverkauf sind bei knapp 3,5 Millionen Euro fast konstant geblieben. Die Abonnentenzahl betrug letzte Spielzeit 4485, der höchste Wert, den das Theater je hatte. Wir sind sehr dankbar für den hohen Zuspruch und die Begeisterung der Menschen für das, was wir hier tun. Seit Beginn meiner Intendanz 2014 sind die Ticketpreise nicht gestiegen. Dafür kämpfe ich auch. Ich möchte nicht, dass der Preis eine Barriere darstellt.
Wie viele Premieren wird es geben?
Diesmal 33. In den beiden ersten Spielzeiten hatten wir mehr Premieren, und sind dann etwas zurückgegangen, weil wir insgesamt ein sehr großes Repertoire haben. Seit Bestehen des Hauses gab es noch nie so viele Wiederaufnahmen. Es stehen neben den Neuinszenierungen 23 Stücke auf dem Spielplan, die die Menschen weiterhin sehen wollen.
Die finanzielle Situation des Hauses ist nach wie vor unbefriedigend. Bei einem Gesamtetat von 29 Millionen Euro teilen sich Stadt und Land die öffentlichen Zuschüsse in Höhe von circa 24 Millionen Euro. Die Stadt wird sich auf Dauer diese Summen nicht leisten können. Muss man nicht über eine andere Verteilung der Lasten nachdenken?
Die Gespräche mit der Stadt und dem Land darüber sind in vollem Gange. Ich gehe davon aus, dass bis zur nächsten Sitzung des Aufsichtsrates Mitte November eine grundsätzliche, zukunftsfähige Lösung gefunden wird.
Wie könnte die aussehen?
Etwa so, dass sich der Anteil des Landes gegenüber der Stadt schrittweise erhöht. Es geht jetzt nur noch darum, die genauen Wege festzulegen. Für die künftige Finanzierung habe ich ein gutes Gefühl. Es gibt seitens des Aufsichtsrates einen Konsens, den Status Quo zu erhalten. Klar ist auch, dass das Haus die jährlich wachsenden tarifbedingten Kostensteigerungen beim Personal nach den vielen Einsparungen der Vergangenheit nicht selber stemmen kann. Ich denke, wir sind kurz davor, weißen Rauch aufsteigen zu lassen.
Wird es weiterhin Gastspiele in der Region geben?
Ja. Die Besucherzahl bei den Aufführungen an externen Orten hat sich in der vergangenen Spielzeit von 5 500 auf 11 000 erhöht. Wir geben aber nicht nur Gastspiele in Ingelheim oder Nierstein, sondern etwa auch in Aschaffenburg, Liechtenstein oder Luxemburg. Die Kulturhalle King in Ingelheim eignet sich aber nur für Produktionen, die keinen Bühnenverwandlungsraum brauchen.
In den letzten zwei Monaten wurde die neue Obermaschinerie in das Kleine Haus eingebaut. Wann ist sie einsatzbereit?
Die Bauherrn-Abnahme findet vom 25. bis 29. August statt. Ein bisschen von der neuen Technik zeigen wir schon beim Theaterfest am Samstag. Spätestens im September soll es dann einen offiziellen Eröffnungstermin geben. Der Einbau liegt voll im Finanzrahmen von 3.5 Millionen Euro. Wir haben zu Beginn der Spielzeit bewusst keine Produktion ins Kleine Haus verlegt, um unsere Mitarbeiter zu schulen. Die erste Produktion, in der die Obermaschinerie richtig ausgespielt werden kann, ist die Premiere von Calderons „Das Leben ein Traum“ am 19. Oktober. Spektakulär dürfte auf jeden Fall am 26. April 2019 Jan Christoph Gockels Inszenierung der Eis-Trilogie von Ljod werden – die umfangreichste und längste Schauspielproduktion, die er je auf die Bühne gestellt hat.
Welche Neuzugänge gibt es im Ensemble?
Tanzmainz hat vier Tänzerinnen und einen Tänzer neu in der 21-köpfigen Compagnie. Zur Oper sind Bariton Michael Dahmen und Mezzosopranistin Jennifer Panara gestoßen. Beim Schauspiel ist Kruna Savic von Wiesbaden nach Mainz gewechselt. Daniel Mutlu ist eine hochtalentierte Entdeckung aus Kaiserslautern, Elena Berthold ein weiteres frisches Gesicht. Sehr froh bin ich, dass wir nach mehreren Anläufen Hannah von Peinen verpflichten konnten, die die Königin Elisabeth in „Maria Stuart“ spielt. Schillers Drama feiert am 25. August im Großen Haus Premiere. Regisseur Dariusch Yazdkhasti und Bühnenbildnerin Anna Bergmann haben eine fantastische Szenerie für das kompakt erzählte Stück entwickelt.
Welche Produktionen sollte man auf keinen Fall verpassen?
Maria Stuart. Wir glauben, große Parallelen entdeckt zu haben zwischen vermeintlich Historischem und dem, was uns aktuell umtreibt. Fragen von Macht, Herrschaft, Demokratie. Es ist uns ein großes Anliegen, zu vermitteln, dass es sich lohnt, die demokratischen Werte zu verteidigen, während man von Rechtsaußen versucht, die parlamentarische Demokratie schlechtzureden.
Das Interview führte Michael Jacobs.