Insgesamt 80 000 Euro haben die Leser der AZ für die Palliativstationen der beiden Kliniken in Mainz gespendet.
Von Paul Birkner
Das Team der Unimedizin möchte mit den 40 000 Euro für eine schönere Beleuchtung in den Patientenzimmern sorgen.
(Foto: Peter Pulkowski)
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MAINZ - „Ein kleiner Scheck mit großer Wirkung“, freut sich Heike Jores. Die Sekretärin auf der Palliativstation der Universitätsmedizin und ihre Kollegen sind gut gelaunt: Sie empfangen an diesem warmen Frühlingstag 40 000 Euro aus der AZ-Spendenaktion „Leser helfen“.
Insgesamt 80 000 Euro haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, im Winter für die Palliativstationen der Unimedizin und des katholischen Klinikums (KKM) gespendet – das höchste Ergebnis in der Geschichte von „Leser helfen“. Ihre Spenden kommen, je zur Hälfte auf beiden Stationen, schwerkranken Menschen unmittelbar zugute: Das KKM wird damit Spezialbetten anschaffen, die es einigen Patienten ermöglichen sollen, sich wieder etwas mehr zu bewegen. In der Uniklinik wird es dank der Spenden eine neue, schönere Beleuchtung der Patientenzimmer geben.
Neben diesen ganz konkreten Projekten zeigt die hohe Spendenbereitschaft der AZ-Leser: Das Thema Palliativmedizin kommt in der Gesellschaft an, stößt auf Interesse statt Abwehrreaktionen. „Die Aufnahme von außen ist sehr positiv“, sagt Michael Osypka, Geschäftsführer am KKM. „Durch Aufklärung und regelmäßige Berichte rückt die Palliativmedizin stärker ins öffentliche Bewusstsein.“ Und damit auch, dass die Palliativstation eben keine trostlose Sterbekammer ist, sondern ein warmer, lebendiger Ort der Ruhe und Begegnung.
Das Team der Unimedizin möchte mit den 40 000 Euro für eine schönere Beleuchtung in den Patientenzimmern sorgen. Foto: Peter Pulkowski
Auf der Palliativstation des KKM sollen Spezialbetten angeschafft werden, die es einigen Patienten ermöglichen, sich mehr zu bewegen. Foto: Sascha Kopp
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Palliative Versorgung ist kein Bereich, mit dem sich Gewinn machen lässt. Für die Leiter der beiden Kliniken hat sie aber einen Stellenwert, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist. „Jemanden am Lebensende zu begleiten ist eine Notwendigkeit“, sagt Prof. Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin. „Da kann es keinen Vorwurf geben, dass das ein überzogener Bedarf ist.“
Dieses Bewusstsein sei auch für die Ausbildung neuer Mediziner von grundlegender Bedeutung: „Zuwendung darf nicht aufhören, wenn eine Genesung nicht mehr möglich ist. Das müssen auch die Studierenden lernen“, sagt Pfeiffer. Die palliative Versorgung und der Umgang mit sterbenden Menschen gehören deshalb fest zum universitären Auftrag der Uniklinik.
Beim KKM ist die Begleitung am Lebensende auch religiös begründet: „Unser Anspruch als christlicher Träger ist es, dass niemand alleine sterben muss“, sagt Osypka. Das gelte für das gesamte Haus, aber auf der Palliativstation stehen dafür besondere Möglichkeiten zur Verfügung.
Mit dem Palliativteam, besonders den Seelsorgern, können Patienten und Angehörige unabhängig von Konfessionen über die spirituellen Fragen sprechen, die sich in ihrer schweren Situation aufdrängen. KKM und Uniklinik arbeiten bei der Seelsorge eng zusammen.
Dass es zwei getrennte Spendenübergaben von „Leser helfen“ gab, hatte übrigens terminliche Gründe und nichts mit einer Konkurrenz zwischen den beiden Stationen zu tun. „Wir arbeiten im Einklang mit der Unimedizin“, sagt Dr. Bernd Wagner, leitender Arzt der Palliativmedizin am KKM. Seine Station hat im September eröffnet und profitiert von den Erfahrungen der Uniklinik, wo es schon seit 13 Jahren eine Palliativstation gibt. Deren ärztlicher Leiter, Prof. Martin Weber, bestätigt: „Wir stehen in einem ganz engen Austausch.“ Den laufenden Ausbildungskurs für Ehrenamtliche etwa bieten beide Häuser gemeinsam an.
In vieler Hinsicht setzt die palliative Versorgung ein Zeichen gegen alltägliche Hektik und Oberflächlichkeit. Trotzdem ist sie auch den Bedingungen des Gesundheitssystems unterworfen. „Da wird mit harten Bandagen gekämpft“, sagt Bernd Wagner über die Finanzierung der Palliativmedizin: Die Krankenkassen kalkulieren knapp.
„Die Dokumentationsanforderungen sind auch in diesem Bereich extrem hoch“, sagt Michael Osypka. Gerade in der Palliativmedizin lasse sich jedoch nicht alles erfassen – obwohl etwa Gespräche mit Patienten und Angehörigen zu ihren wichtigsten und wertvollsten Aufgaben gehören.
Um die Finanzierung der palliativen Versorgung in Deutschland zu verbessern, ist Ende 2015 ein Hospiz- und Palliativgesetz in Kraft getreten. „Bisher hat aber noch kein Krankenhaus ein angemessenes Zusatzentgelt für eine umfassende Versorgung der Palliativpatienten mit den Krankenkassen verhandeln können“, berichtet Prof. Norbert Pfeiffer. Die Uniklinik sei deshalb nach wie vor auf Spenden angewiesen, um die Palliativmedizin zu finanzieren.
Angesichts der desolaten finanziellen Situation der Universitätsmedizin betont Pfeiffer, an der Begleitung sterbender Menschen dürfe nicht gespart werden: „Wir müssen bei den Kassen vehement dafür streiten, dass dieser Bereich ordentlich finanziert wird.“