„Auf der Pirsch mit Knittelwirsch“ heißt das Buch, in dem Peter Mayer alias Luzius Flunk seine Texte über Beobachtungen in Bioläden, Bussen oder Biergärten gebündelt hat.
Von Ida Schelenz
Der gebürtige Mainzer Peter Mayer kennt seine Stadt und ihre Menschen in- und auswendig und hält sie als „Luzius Flunk“ literarisch fest.
(Foto: Harald Kaster)
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MAINZ - Luzius Flunk sitzt in einer S-Bahn zum Frankfurter Flughafen. In seine Vierer-Sitzgruppe gesellen sich drei junge Frauen, von denen sich eine schnell als Anführerin der kleinen Gruppe herauskristallisiert. Sie nutzt die Zugfahrt, um ihre Französischkenntnisse zum Besten zu geben und die Mitfahrerinnen, die brav ihrem Vortrag lauschen, für den anstehenden Besuch der Buchmesse zu briefen – sie war bereits gestern da, gehört demnach zum Fachpublikum. Außerdem werde sie ihren Professor zur Verleihung des Literaturpreises begleiten, verkündet sie.
Das Ganze tut sie so lautstark, dass Luzius Flunk sich, von „Mona“ und ihrem Stimmvolumen nachhaltig beeindruckt, entscheidet, die Geschichte niederzuschreiben. Sie wird eine von etwa 70 Episoden aus Flunks Alltag, die nun in seinem Buch „Auf der Pirsch mit Knittelwirsch“ nachzulesen sind: Dialoge und Beobachtungen aus Warteschlangen, Bioläden, Fitnessstudios, Biergärten, Bussen und Bahnhöfen. Es sind „Begegnungen mit dem Leben der anderen“, wie er selbst untertitelt, die jedem irgendwie bekannt vorkommen.
Geboren ist Peter Mayer, wie Luzius Flunk in Wahrheit heißt, in Mainz und seit 1998 in der Neustadt zuhause. Seine Stadt und ihre Bewohner kennt er in- und auswendig und muss nie lange nach neuen Themen suchen. Im Gegenteil. Als echter Mainzer ist er auf Weinfesten zuhause, Dauergast im Stadion, gerne auch im Unterhaus und auf dem Weihnachtsmarkt. Überall da, wo Menschen sind. Insbesondere seine Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln liefern ständig neuen Stoff: „Zug fahre ich besonders gerne. Wenn man so eng zusammensitzt, passieren immer viele Dinge.“ Die Protagonisten seiner Geschichten merken meist selbst nicht, wie faszinierend sie sind, sagt Mayer. Seine Ohren habe er überall, weshalb im Grunde jeder, der seinen Weg kreuzt, in einer seiner Erzählungen enden könnte. Dass sich Leute wiedererkennen, glaubt er nicht. Für problematisch hielte er es aber auch nicht. „Mir ist wichtig, niemanden bloßzustellen. Ich blicke nicht von oben herab, sondern gebe einfach wieder, was ich aufgeschnappt habe“, erklärt er.
Die Idee, seine kuriosen Alltagsbegegnungen aufzuschreiben, kam ihm in der Schlange eines Fastfood-Restaurants, wo er eine ähnlich komische Unterhaltung wie die zwischen Mona und ihren Freundinnen belauschte. Er teilte das Erlebnis auf Facebook, erntete viele Likes und ließ weitere Posts folgen. „Meine Freunde fanden das lustig und schlugen mir vor, ein Buch daraus zu machen“, erzählt er. Anders als sein Künstlername sind seine Geschichten alle echt, betont der 48-Jährige, der eigentlich als Redakteur arbeitet. „Ich habe ein Faible für die Wahrheit, daher bleibe ich am liebsten bei den Fakten.“ Lediglich ein paar dramaturgische Kniffe und literarische Umdeutungen wendet er an, um seinen Lesern das Erlebte besser und kurzweiliger zu vermitteln. So wird aus der Odyssee einer Cellistin, die Mühe hat, ihr Instrument unbeschädigt in der vollen Bahn zu transportieren, ein Kammerkonzert. Die Geschichte zweier weinseliger Kirmesbesucher, die aus Jux ein Lebkuchenherz für ihren Freund kaufen, wird zur Ballade. Manche Geschichten sind nur wenige Zeilen lang, andere bis zu sieben Seiten. Sein Buch eigne sich hervorragend als Bestandteil einer Gästetoiletten-Bibliothek, merkt Mayer selbstironisch an. Offen bleibt die Frage, was denn nun der titelgebende „Knittelwirsch“ sein soll. Das erfährt man tatsächlich nur im Buch.
1 Meinen Kaffee trinke ich am liebsten ...
.. mit Ruhe und Milch.
2 Mein Lieblingscafé in Mainz ...
.. ist das TabaCasa am Dom vor dem Gutenberg-Museum. Da schnappt man bei einem schnellen Espresso viel Mainzer Gebabbel auf.