Seit 21 Jahren Anlaufstelle in Mainz für junge Leute
Im Kinderhaus „Blauer Elefant“ in der Mainzer Neustadt soll soziales Miteinander geübt und gelebt werden. Es gibt dazu viele Angebote, doch Corona sorgt jetzt für Hürden.
Von Julian Degler
Kindern und Jugendlichen das Gefühl geben, ernst genommen und gehört zu werden: Pascal Noormann, Leiter des Kinderhauses „Blauer Elefant“, mit dem plüschigen Namensgeber.
(Foto: hbz/Jörg Henkel)
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MAINZ - „Schön, dass du da bist. Wie geht es dir denn heute?“, so begrüßen Pascal Noormann, der Einrichtungsleiter des Kinderhauses „Blauer Elefant“ und seine Mitarbeiter alle Kinder, die die Einrichtung des Mainzer Kinderschutzbundes in der Neustadt täglich besuchen. Ein Ort, an dem Mitbestimmung, soziales Miteinander und ein offener Umgang großgeschrieben wird.
Und an dem Kindern das Gefühl gegeben wird: Deine Stimme zählt. Das Kinderhaus besteht aus vielen Räumen, in denen die Kinder all ihre Sorgen kurzzeitig vergessen und einfach Kind sein können. „Es ist ein Eintauchen in eine andere Welt, und alles andere bleibt einfach mal außen vor“ – eine Art Urlaubsgefühl. Ein zweites zuhause am Nachmittag, wie Noormann das Hilfsangebot beschreibt.
Angebote sind kostenfrei und freiwillig
Gegründet wurde das Kinderhaus „Blauer Elefant“ vor 21 Jahren. Damals reagierte der Kinderschutzbund auf das Problem einer fehlenden Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in der Neustadt. Denn das habe etwa auf dem Goetheplatz oftmals zu Schwierigkeiten geführt.
Kindern und Jugendlichen das Gefühl geben, ernst genommen und gehört zu werden: Pascal Noormann, Leiter des Kinderhauses „Blauer Elefant“, mit dem plüschigen Namensgeber. Foto: hbz/Jörg Henkel
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Und von diesem Tag an ist es das Ziel der Einrichtung und des Vereins, Familien zu stärken und Kindern einen Ort zu bieten, an dem sie sich ausprobieren und neue Fähigkeiten erlernen sowie erkannte Stärken weiterentwickeln können.
Das alles geschieht auf unterschiedlichste Art. So gibt es im Kinderhaus eine Hausaufgabenbetreuung, schulische Lernförderung, Sportangebote und pädadgogisch begleitete Freizeitangebote, mit deren Hilfe sich die kleinen Besucher Fertigkeiten in den Bereichen Kunst, Theater, Musik und Kochen aneignen können.
Die Angebote sind kostenfrei, freiwillig und bedürfen keinerlei Anmeldung – eine niedrigschwellige Unterstützung für die Kleinsten eben. Und die Kinder „kommen und gehen, wann sie möchten“. Denn die Türen des bunten Gebäudes in der Leibnizstraße sind normalerweise immer nachmittags für alle Schulkinder im Alter von 6 bis 12 Jahren zum Spielen und Lernen geöffnet. „Die Atmosphäre, die wir im Haus haben, ist schon besonders“, zeigt sich Noormann stolz. Die Freude bei den kleinen Besuchern sei groß. „Zu uns kommen viele Kinder, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen“, erklärt er. In diesen Familien sind die finanziellen und räumlichen Möglichkeiten meist begrenzt. Vielmals ist es für die Eltern wegen ihren Arbeitsverhältnissen unmöglich, die Zeit aufzubringen, um sich ihren Kindern so intensiv anzunehmen, wie es die Mitarbeiter des Kinderhauses tun können. „Bei unseren Angeboten geht es darum, die Kinder, ohne sie zu stigmatisieren, so zu stärken, dass sie mit den schwierigen Bedingungen zu Hause besser klarkommen.“
SPENDEN
Die Allgemeine Zeitung Mainz sammelt in diesem Jahr im Rahmen ihrer „Leser helfen“-Aktion Spenden für den Kinderschutzbund. Ihre Spende erbitten wir an:
Empfänger: Leser helfen
IBAN: DE07 5504 0022 0210 4057 00
BIC: COBADEFFXXX
Kreditinstitut: Commerzbank Mainz
Verwendungszweck: Projekt 02 (bitte unbedingt angeben)
Spendenquittungen erfolgen bei einem Betrag über 200 Euro automatisch, wenn die Adresse angegeben ist.
Mitbestimmung steht dabei immer an oberster Stelle. So werden die Kinder in das Tagesprogramm eingebunden und können selbst entscheiden, mit wem sie wann und was spielen. Dadurch sollen sie soziale Kompetenzen wie Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit erlernen: Es sei eine intensive Begleitung in interessanten, spannenden Lebensjahren. Ein weiterer Aspekt, der Pascal Noormann am Herzen liegt, ist die Bildungs- und Chancengleichheit für alle Kinder. Um das zu ermöglichen kooperiert die Einrichtung mit Kindergärten und Grundschulen in der gesamten Neustadt. So profitieren dieses Jahr 220 angehende Erstklässler von der Vorschule, die normalerweise vormittags angeboten wird.
Anmeldung nötig statt einfach kommen und gehen
Durch die Corona-Pandemie jedoch ist alles, was gerade beschrieben wurde, anders. Denn das Kinderhaus ist nur teilgeöffnet. Statt einfach kommen und gehen, heißt es nun vorzeitig anmelden. Bereits die Anmeldung stellt für viele Familien eine große Hürde dar. Außerdem dürfen derzeit nur Einzelbetreuungen zum Lernen angeboten werden – eine schwere Situation für das Haus, dessen Türen sonst immer offenstanden. Gleichwohl versuchen Noormann und sein Team die positive Atmosphäre, die in den Räumen des Kinderhauses vorzufinden ist, in die einzelnen Wohnungen der Familien zu tragen und aufrechtzuerhalten. Mit Koch- und Bewegungsvideos, digitalen Mitmachaktionen, Arbeitsblättern und vielen weiteren tollen Aktionen, sollen die Kinder auch weiterhin die Chance haben, sich entwickeln zu können und nicht abgehängt zu werden.
Es geht um das Gefühl, gehört zu werden: „Ich finde es wichtig, dass noch mehr auf die Stimme der Kinder gehört wird!“ Denn Kindern eine Stimme geben, sie und ihre Familien stark machen – das ist es, was den Kinderschutzbund Mainz seit jeher antreibt.