Schule als Türöffner und Wegbereiter

Ministerin Doris Ahnen besucht die integrative Realschule plus. Eine landesweite Kampagne will diese Schulform und ihre Möglichkeiten mehr in die Öffentlichkeit rücken. Foto: hbz/Michael Bahr
MAINZ - Die Hände des Neuntklässlers zittern so stark, dass er nur mit Mühe schreiben kann. „Das fühlt sich unangenehm an“, sagt er. Schuld sind die speziellen Handschuhe, die er trägt und mit denen sich ein Tremor simulieren lässt. Gemeinsam mit seinen Mitschülern berichtet er von den Erfahrungen, die sie im Rahmen des schuleigenen Wahlpflichtfachs „Gesundheit und Pflege“ gemacht haben. Es ist eines von mehreren Angeboten zur Berufsorientierung, mit denen die Schüler der integrativen Realschule plus Mainz-Lerchenberg ihre Talente entdecken und auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet werden sollen.
„Wir wollen Interessen wecken, Türen öffnen und Begegnungen schaffen“, sagt Schulleiterin Katrin Herter. Im Rahmen der „Wochen der Realschulen plus“ stellt sie an diesem Tag das Konzept ihrer Schule vor und erläutert die Bausteine der Berufsorientierung. Die Veranstaltung ist Teil einer landesweiten Informationskampagne, mit der das Bildungsministerium die Durchlässigkeit und die damit verbundene Aufstiegsorientierung der Realschule plus verdeutlicht. Denn die junge Schulart sei in der Öffentlichkeit nur unzureichend bekannt.
Viele Eltern glauben, nur mit einem Abitur könnten ihre Kinder beruflich erfolgreich sein. „Das ist ein gesellschaftliches Problem“, sagt der stellvertretende Schulleiter Matthias Schäfer. Um den Eltern wie auch den Schülern ihre Bedenken zu nehmen, sei noch viel Aufklärungsarbeit nötig. „Wir wollen, dass Eltern genau wissen: Was geht an einer Realschule plus“, sagt auch Finanzministerin Doris Ahnen, die sich an diesem Tag vor Ort ein Bild von den Angeboten der Schule macht. Dabei ist die Berufsorientierung Schäfer zufolge eine ihrer besonderen Stärken.
So lernen die Schüler zum Beispiel durch Praktika und den Alltag das Arbeitsleben kennen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Individualität der Schülerinnen und Schüler und ihre unterschiedlichen Voraussetzungen, sagt Herter. „So vielfältig und bunt die Schülerschaft ist, so vielfältig sind die Angebote.“
Aktuell hat die Realschule plus Mainz-Lerchenberg 460 Schüler. Etwa 75 Anmeldungen hat es Herter zufolge in diesem Schuljahr gegeben; mehr als letztes Jahr. „Der Bedarf ist da“, sagt Schäfer. Dennoch, sind sich die Schulleiterin und der stellvertretende Schulleiter einig, könne man am Image der Realschulen plus noch arbeiten.