Schleusenpark, Städtebau und gebogene Sicht-Räume: Hochschule Mainz zeigt moderne Fotokunst
Von Marianne Hoffmann
Zum Unesco-Welterbe gehört die Zeche des Zollvereins in Essen. Das attraktive Objekt wurde fotografisch dokumentiert und als IBA-Projekt an der Hochschule näher beleuchtet. Foto: Axel Heimken
( Foto: Axel Heimken)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ - Ein kolossales, verrottetes, über 700 Meter hohes Hochofenwerk, das nachts in prächtigen Farben leuchtet. Eine über 500 Meter lange stählerne Förderbrücke, die stillgelegt in der Landschaft steht. Ein monumentales Zechenbauwerk im Bauhausstil, heute Unescco-Welterbe. Das ist die Zeche Zollverein, zweifelsfrei.
Vom Strukturwandel ganzer Regionen
Aber was hat das alles mit der Internationalen Bauausstellung, kurz IBA genannt, zu tun, die Thema der Ausstellung in der Hochschule Mainz ist? IBA steht für Modernisierung, Innovation und den Strukturwandel ganzer Regionen. Die IBA ist ein deutsches Instrument zur Stadtentwicklung unter Beteiligung internationaler Architekten und Planer. Am Beispiel der „IBA See in der Lausitz und Emscher Park“ zeigen die Professorin für Stadtplanung an der Mainzer Hochschule Susanne Reiß und der Fotograf Axel Heimken Ausschnitte einer fotografischen Dokumentation von IBA-Projekten im Foyer der neuen Hochschule in der Lucy-Hillebrandt-Straße.
Die erste IBA fand 1901 in Darmstadt statt. Sie wurde von Großherzog Ernst Ludwig initiiert. Aus ihr ging die Künstlerkolonie Mathildenhöhe hervor. Axel Heimken arbeitet für die Deutsche Presse Agentur (dpa) und Associated Press (AP) und ist mehrfacher Preisträger der „Rückblende“, des renommiertesten Preises für Fotojournalismus. Seit vier Jahren setzt er bei seinen Bildern intensiv Kameras zusammen mit funkgesteuerten Multikoptern ein, sogenannten Drohnen und fertigt dadurch Luftbilder aus völlig neuen Perspektiven.
Steigflug am Schiffshebewerk Henrichenburg
Im Laufe der fotografischen Dokumentation entstand die Methode der „Steigsequenz“: Das Schiffshebewerk Henrichenburg des Schleusenparks Waltrop zeigt sich in der Vorderansicht wie ein Wall aus historischem Gemäuer, der verbirgt, was hinter dem monumentalen Bauwerk versteckt liegt. Durch das Steigen der Drohne, Meter für Meter, lässt sich der Perspektivwandel zweidimensional dokumentieren, bis man den grandiosen Wasserpark hinter dem Hebewerk erkennt. Der Betrachter wird auf eine oft überraschende Reise mitgenommen und gewinnt aufschlussreiche Erkenntnisse über den Zusammenhang und die stadtplanerische Wirkung bis hin zur räumlichen Wirkung der tatsächlich gebauten Umwelt.
Damit diese ungewöhnliche fotografische Dokumentation ausstellungswirksam präsentiert werden kann, haben die beiden Kommunikationsdesigner Uwe Zentgraf und Manfred Liedtke für gebogene Sichträume gesorgt, für die Nachtaufnahmen in verdunkelten kleinen Räumen mit hinterleuchteten Rahmen. Städtebau neu erfahrbar machen und das Bewusstsein für Internationale Bauausstellungen öffnen, das haben Susanne Reiß und Axel Heimken erreicht.