Sanierung der Mainzer Rheingoldhalle: 2019 mehr Fastnachtssitzungen in kleinerem Saal
Da der Kongresssaal in der Mainzer Rheingoldhalle wegen Umbauarbeiten ab November für ein Jahr geschlossen wird, muss man für die Kampagne 2019 auf den kleineren Gutenbergsaal ausweichen. Dafür sollen aber mit Hilfe des späten Rosenmontags gleich doppelt so viele Sitzungen angeboten werden.
Von Maike Hessedenz
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Der Kongresssaal in der Mainzer Rheingoldhalle wird während der Kampagne 2019 umgebaut. Foto: MCV/Thomas Gottfried
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MAINZ - Klingt doch eigentlich nach einer guten Nachricht: Es wird in der Kampagne 2019 in der Rheingoldhalle doppelt so viele Fastnachtssitzungen geben wie bisher. Diese finden allerdings nicht im Kongresssaal, sondern im Gutenbergsaal statt. Und der ist deutlich kleiner. Weswegen die Vereine den „Umzug“ eher skeptisch sehen – auch, wenn es sich beim Gutenbergsaal nur um eine Übergangslösung für ein Jahr handeln wird.
Die Tage der „alten“ Rheingoldhalle sind gezählt: Spätestens ab November ist der große Saal der Rheingoldhalle geschlossen. Etwa ein Jahr lang wird umgebaut und modernisiert. Pläne, die insbesondere in der Mainzer Fastnachtsszene für Gesprächsstoff sorgen – einen vergleichbaren Saal gibt es schließlich in der Mainzer Innenstadt nicht. Da natürlich dennoch im großen Stil gefeiert werden soll, hat sich Mainzplus Citymarketing mit den Vereinen inzwischen auf Alternativen einigen können: Der Gutenbergsaal, der zweite, kleinere Saal der Rheingoldhalle, wird stärker als je zuvor zum Zuge kommen. Mindestens 90 Prozent der Sitzungen, die ansonsten im großen Saal stattfinden, zögen 2019 in den benachbarten Raum, teilt Mainzplus Citymarketing mit. Da dieser aber nur knapp halb so viele Menschen fasst wie der Kongresssaal, bieten die Vereine eben doppelt so viele Sitzungen an. In die Karten spielt diesen Plänen dabei, dass die Kampagne 2019 drei Wochen länger ist als 2018; Rosenmontag ist kommendes Jahr erst am 4. März.
Die Vereine können sich, so zeigt sich im AZ-Gespräch, weitgehend mit dem neuen Domizil arrangieren – Begeisterung sieht allerdings anders aus. Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) wird voraussichtlich statt vier Sitzungen, wie in diesem Jahr, mindestens acht Sitzungen veranstalten, sagt MCV-Präsident Reinhard Urban. „Der MCV war der erste, der sich für den Gutenbergsaal entschieden hat“, sagt er. Auch die Halle 45 sei im Gespräch gewesen; allerdings sei diese, seiner Meinung nach, nicht geeignet. Die Lage sei ungünstig; und das auch, da viele Gäste des Vereins gerne in der Stadt, in der Nähe der Rheingoldhalle in einem Hotel übernachteten.
KEIN ZELT
Auch die Idee eines riesigen Zeltes, das vor der Rheingoldhalle hätte installiert werden können, und als Ausweichquartier für die Fastnacht hätte dienen sollen, wurde geprüft, bestätigt Mainzplus-Chef August Moderer. Finanziell sei das allerdings nicht umsetzbar gewesen.
Ticketpreise sollen stabil bleiben
Dass die Kampagne dank dieser „Notlösung“, wie er den Gutenbergsaal bezeichnet, ein Kraftakt werde, sei jetzt schon absehbar. Doppelt so viele Sitzungen bedeuteten schließlich in vielerlei Hinsicht auch doppelte Kosten. Die Kapelle müsse doppelt so oft anrücken, Redner müssen doppelt so oft gebucht werden, die Technik, die Gastronomie, die Rettungsdienste, all das verursache Kosten. Fastnachter und Mainzplus hätten die bestmögliche Lösung für die einjährige Bauphase erarbeitet. Auch dass Mainzplus den Vereinen mit der Saalmiete entgegenkomme, begrüße er. Dennoch: „Wir werden den Gürtel enger schnallen müssen“, sagt der MCV-Präsident. Die Ticketpreise sollen allerdings stabil bleiben.
Für eine beliebte Sitzung gibt es für 2019 allerdings noch keine Lösung: Die Gemeinschaftssitzung mit dem Mainzer Carneval-Club (MCC). Die 1060 Plätze im Gutenbergsaal seien dafür schlicht zu wenig. Der MCC ist ohnehin noch unschlüssig, wo er mit seinen drei Rheingoldhallen-Sitzungen hin soll, die er neben seinen Schloss-Sitzungen ausrichtet. Der Gutenbergsaal sei für Sitzungen wie den 2300 Frauen starken Närrischen Hausfrauenkongress deutlich zu klein. „Wir sind noch auf der Suche“, sagt MCC-Vizepräsident Friedrich Hofmann.
„Ein Armutszeugnis, dass es keine Ausweichquartiere gibt“
Die Eiskalten Brüder, die pro Kampagne eine ihrer Sitzungen in der Rheingoldhalle veranstalten, haben sich, wie der MCV, für den Gutenbergsaal entschieden. Zwei bis drei Termine sind geplant. Sitzungspräsident Andreas Schmitt zeigt Verständnis für die Maßnahme: „Die Technik im großen Saal muss erneuert werden“, sagt er. Der Saalwechsel sei für ein Jahr machbar.
Peter Gottron, Sitzungspräsident der Mainzer Prinzengarde, kündigt ebenfalls doppelt so viele Prinzengarde-Sitzungen an. Viermal wird die Garde 2019 im Gutenbergsaal feiern. Ideal ist die Lösung seiner Meinung nach nicht, der Verein könne sich allerdings für ein Jahr damit arrangieren. „Für eine Stadt wie Mainz ist es ein Armutszeugnis, dass es keine Ausweichquartiere gibt“, findet er.
Karneval-Club Kastel bereits seit 2014 im Gutenbergsaal
Der einzige Verein, der sich über die Belebung des Gutenbergsaals freut, ist der Karneval-Club Kastel (KCK). Seit 2014 ist der Verein mit seinen Sitzungen bereits im Gutenbergsaal. „Wir haben den Saal fastnachtsfähig gemacht“, meint KCK-Präsident Dirk Loomans, „wir waren die Wegbereiter der erfolgreichen Fastnacht im Gutenbergsaal.“ Die ersten Jahre seien wegen der eher kühlen Atmosphäre schwierig gewesen, inzwischen aber habe der KCK mit aufwendiger Deko eine gemütliche Atmosphäre geschaffen. Dass die anderen Vereine nun auch in den Gutenbergsaal kämen, sorge bei seinem Club für Kostenersparnisse. Schließlich könne die Deko geteilt werden, außerdem müsse nicht ständig auf- und abgebaut werden.