Sabine Flegel geht in ihre dritte Amtszeit als Chefin der Mainzer CDU - und gibt sich angriffslustig.
Von Dennis Rink
Leiter Lokalredaktion Mainz (stv. Chefredakteur)
Die CDU-Vorsitzende Sabine Flegel wirft der Ampelkoalition "billige Machenschaften" vor. Foto: Lukas Görlach
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MAINZ - Sabine Flegel redete gar nicht lange um den heißen Brei herum. "Wer gemeint hat, ich würde Konsequenzen aus dem Wahlabschneiden ziehen, hat sich getäuscht." Sie trete mit Leidenschaft wieder an und sei durch die Niederlage der CDU bei der Kommunalwahl nur noch motivierter. Applaus. Die 155 Delegierten auf dem Kreisparteitag der Christdemokraten nahmen die kämpferischen Worte an und bestätigten Flegel kurz darauf mit einem Ergebnis von 82 Prozent als Vorsitzende der Mainzer CDU. Die Gonsenheimer Ortsvorsteherin geht damit seit 2016 in ihre dritte Amtsperiode. Damals hatte sie die Nachfolge von Wolfgang Reichel angetreten.
In früheren Jahren wäre das nach den Wahlergebnissen in den vergangenen Monaten nicht selbstverständlich gewesen. Im Stadtrat büßte die CDU mit nur noch 23,5 Prozent ihren Status als stärkste Fraktion ein und verlor vier Sitze. Zudem stellen die Christdemokraten nicht mehr sechs, sondern nur noch vier Ortsvorsteher. "Unser Abschneiden hat mich ehrlich gesagt geschockt", sagte Flegel. Die CDU habe ihr Ziel, eine erneute Ampelkoalition zu verhindern, verfehlt und eine Niederlage eingesteckt. "Da muss man auch nichts beschönigen." Die Fortsetzung der Ampel sei keine gute Aussicht für die Stadt. Die Partei hätte sich bei der Kommunalwahl aber nicht von der schlechten Stimmung rund um die Große Koalition abkoppeln können und sei zudem von einer grünen Welle weggespült worden. "Dennoch mussten wir auch feststellen, dass wir mit unseren Themen zu wenig durchgedrungen sind", sagte Flegel. Gerade in der Altersgruppe der 18- bis 40-Jährigen. Aus diesem Grund müsse sich die Partei intensiv Gedanken über eine Strategie für die Zukunft machen. "Vielleicht müssen wir uns noch mehr zutrauen und unsere Vorstellungen lauter vertreten", sagte Flegel. Dann werde es vielleicht auch offensichtlicher, dass sich die Ampelkoalition regelmäßig aus Ideen der CDU bediene, sagte die Parteichefin - und schaltete in den Angriffsmodus. Es sei eine "billige Machenschaft" von SPD, Grünen und FDP "nach unseren Vorschlägen 24 Monate abzuwarten und sie dann als ihre zu verkaufen". Das Sondierungsgespräch der Grünen mit der CDU nach der Kommunalwahl sei eine "Alibi-Veranstaltung" gewesen ohne Chance auf eine Zusammenarbeit. Mainz brauche aber eine starke CDU. "Dafür will ich kämpfen."
Zu kämpfen hatte auch Markus Reinbold. Und zwar mit seinem Gegenkandidaten Marc-Philipp Janson im Kampf um das Amt des stellvertretenden Kreisvorsitzenden. Denn dabei wurde ein Dilemma der Mainzer CDU deutlich: Der Graben zwischen Vorstand und Junger Union. Schon im Kommunalwahlkampf hatte die JU für Missstimmung in der Partei gesorgt, weil sie eigene Plakate entworfen und geklebt hatte. "Ich bin mir sicher, dass uns dieser Alleingang keine Stimmen gebracht, sondern das Gegenteil bewirkt hat", sagte Reinbold. Dem war eine angriffslustige Wahlrede von Janson vorausgegangen, der eine stärkere Einbindung der JU gefordert hatte. Gemessen am Ergebnis traf Janson damit zumindest den Nerv einiger Mitglieder. Denn Amtsinhaber Reinbold wurde mit gerade einmal 59 Prozent der Stimmen wiedergewählt.
Das sollte nicht der einzige Konfliktpunkt zwischen Vorstand und JU bleiben. Als Flegel Marika Abada für das Amt der Mitgliederbeauftragten vorschlug, erklärte sie ebenfalls: "Es ist ja bekannt, dass es in diesem Bereich in der Vergangenheit Differenzen gab." Ein deutlicher Seitenhieb für den bisherigen Mitgliederbeauftragten und JU-Vorsitzenden Torsten Rohe, der die Bemerkung mit versteinerter Miene zur Kenntnis nahm. Rohe wurde später zu einem der Beisitzer gewählt.
Manuela Matz macht klare Ansage
Neben Reinbold wurden der bisherige Schatzmeister Karsten Lange und Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz als stellvertretende Kreisvorsitzende gewählt. Neuer Schatzmeister ist Ludwig Holle. Matz nutzte die Gelegenheit und stellte im Hinblick auf ihr Amt im Stadtvorstand klar: "Ich habe auch die Gerüchte gehört, dass ich nach der OB-Wahl hinwerfe, weil ich angeblich keinen Spaß mehr haben soll", sagte Matz - und betonte "Das wird nicht der Fall sein."