Eine neue Info-Reihe samt Workshop soll die Bürger mit- und ihre Vorschläge zu Erhaltung und Pflege aufnehmen – und später in einen Architektenwettbewerb münden.
Von Bernd Funke
Bürgerbeteiligung ausdrücklich erwünscht: Im Mai lädt die Stadt zu einem Workshop über die Zukunft der ehemals größten antiken Spielstätte nördlich der Alpen.
(Foto: Sascha Kopp)
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MAINZ - Dass sich die Mainzer für das Römische Mainz und momentan speziell für die Zukunft des Römischen Bühnentheaters interessieren, wird nicht nur immer wieder deutlich, wenn sich der Archäologe Daniel Geissler im Namen der IRM, der Initiative Römisches Mainz, anschickt, durch die Reste des einstmals größten Bühnentheaters diesseits der Alpen zu führen. So auch an diesem Tag. Der allerdings gipfelt in der Kulturei in einer Informationsveranstaltung zur Entwicklung der Theater-Ruine. IRM-Vorsitzender Dr. Hans Marg führt moderierend durch das erste von drei geplanten Treffen, die letztlich nach längerer Vorbereitungsphase zur Auslobung eines Architektenwettbewerbs führen sollen.
„Wir wollen gemeinsam ein Konzept entwickeln und den umfassenden Prozess starten“, erklärt Gilbert Korte, Chef der Gebäudewirtschaft Mainz (GWM). Korte spricht von Partizipation, gesteht ein: „Beim Bibelturm haben wir Lehrgeld gezahlt.“ Dass sich die Bürger nicht gebührend gehört fühlen können, soll nicht wieder passieren. Und so lädt Korte schon für den 22. Mai zu einem öffentlichen Workshop in den Drusussaal der Zitadelle ein. Zuvor, am 8. Mai, erhoffen sich Stadt und IRM ab 17 Uhr in der Kulturei Impulse im zweiten Teil der Informationsreihe.
Jetzt aber sind zunächst grundlegende Informationen zum Theater unter archäologischen und denkmalpflegerischen Aspekten sowie zur städtebaulichen Einbindung und dem bevorstehenden Planungsprozess gefragt. Die Leiterin der Mainzer Archäologie, Dr. Marion Witteyer, unterstreicht einmal mehr die kulturgeschichtlich weit über Mainz hinausreichende Bedeutung der Mauerreste, weiß aber auch um deren Gefährdung. Sich auflösender Mörtel, reißende Steine sind Auswirkungen von Witterungseinflüssen. Witteyer weiß um die Notwendigkeit der Konservierung. Ihr oberstes Ziel ist, die Originalsubstanz zu erhalten. Wie dies mit welchen Mitteln möglich sein kann, soll mit Bürgern und Experten diskutiert werden.
„Wie konservieren wir? Soll es einen Schutzbau geben?“ Dr. Kathrin Nessel von der Unteren Denkmalschutzbehörde zeigt unterschiedliche Möglichkeiten auf, weiß aber auch, dass eine Sicherung der Pfeilerstümpfe der Theater-Substruktion nicht durch eine einmalige Konservierung gewährleistet werden kann. Eine kontinuierliche Pflege und eine Wintereinhausung, zitiert Nessel das Institut für Steinkonservierung, seien unabdingbar. Skeptisch sieht sie ein Überkronen der Pfeiler, lehnt ein „Reburial“, also ein wieder Verfüllen der Grabung ab („sehr teuer“) und warnt vor einer kompletten Überdachung: „Die Wahrnehmung würde sich ändern, Pflege ist trotzdem nötig, und es kann ein gefährliches Mikroklima entstehen.“
Jürgen Habel vom Stadtplanungsamt schließlich frischt das Wissen der hoch interessierten Bürger auf, zeigt auf Plänen, wie denn die Verkehrswege neu gestaltet werden sollen, und erläutert den barrierefreien Zugang zum Bahnhof „Römisches Theater“ durch einen gläsernen Aufzug, der „bis Ende 2020“ installiert sein soll. Hans Marg und Marion Witteyer widersprechen allerdings, als Habel ankündigt, dass Informationen zum Römischen Theater später im nahen „Archäologischen Zentrum“ gegeben werden könnten. Während Witteyer korrigiert, dass es kein Archäologisches Zentrum, sondern nur einen Neubau des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in der Neutorstraße geben werde, bringt Marg erneut die Idee ins Gedächtnis, eine Art Besucherzentrum mit Schau-Werkstatt zu planen.
„Im Rahmen der dritten Veranstaltung wird es zu den Vorschlägen der Bürgerinnen und Bürgern eine Rückmeldung geben“, verspricht die Stadt.