Rassismus im Sport: Ex-Profis Célia Šašic und Jimmy Hartwig erzählen in Mainz
Von Maximilian Brock
Online-Redakteur
Fußball gegen Rassismus: Célia Šašic, Jimmy Hartwig und Jan Lehmann (v.l.) diskutierten mit Schülern in der Opel Arena. Foto: hbz/Jörg Henkel
( Foto: hbz/Jörg Henkel)
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MAINZ - Affenlaute aus der Fankurve von Hannover 96 – erst vor einigen Wochen wurden beim Auswärtsspiel von Mainz 05 in Hannover die Mainzer Profis Anthony Ujah und Leon Balogun auf diese Art rassistisch beleidigt. Rassismus gegenüber Sportlern ist aktuell. Über das Thema „Rassismus im Fußball“ diskutierten jetzt rund fünfzig Schülerinnen und Schüler in der Opel-Arena mit ehemaligen Profis. Dazu hatten der Weltladen Mainz, die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und die Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus eingeladen, Räumlichkeiten stellte der FSV Mainz 05 zur Verfügung.
„Bundesliga und Fußball funktioniert nur, wenn man tolerant ist“, sagte Jan Lehmann vom FSV Mainz 05 bei seiner Begrüßung und machte gleich zu Beginn deutlich, dass sich der Verein klar gegen Rassismus positioniert. Jimmy Hartwig war einer der ersten Fußballer mit dunkler Hautfarbe in Deutschland, erzählt der ehemalige Profi des HSV und des TSV 1860 München. Als Jugendlicher habe er es zunächst schwer gehabt, sich gegen Anfeindungen zu wehren. „Verbale Schlagfertigkeit ist dann aber wichtiger als körperliche Gewalt“, sagt Hartwig. Gegen Rassismus könnte, ebenso wie beim Mobbing in der Schule, „die schweigende Mehrheit“ etwas ändern, sagte der ehemalige Fußballprofi. Er appellierte daher an das Engagement der Schülerinnen und Schüler sowie für gegenseitigen Respekt.
Weniger mit Ausgrenzung konfrontiert sah sich in ihrer Karriere die zweimalige Fußballeuropameisterin Célia Šašic. Vorurteile gegenüber Frauenfußball gebe es zwar immer wieder, diese würden aber meist bei persönlichen Aufeinandertreffen relativiert, so Šašic.
Daniel Boettcher vom Fanprojekt Mainz berichtete, dass viele Fans heute antifaschistisch eingestellt seien – nicht nur in Mainz. Er beobachtet eine „sehr positive Entwicklung“ in den vergangenen Jahren. Wichtig sei es jedoch, dass auch die Vereine „klare Kante zeigen“, um Rassismus und Diskriminierung im Profifußball entschlossen entgegenzutreten. Das Fanprojekt leistet in diesem Bereich gemeinsam mit dem Verein Mainz 05 auch Präventionsarbeit in den Schulen und bietet Bildungsfahrten an.
Die Frage einer Schülerin, ob rassistische Beleidigungen früher schlimmer gewesen wären, beantwortete Jimmy Hartwig: „Früher war es unangenehmer, da war man allein. Das hat wehgetan, vor allem in jungen Jahren.“ Ein Beispiel für die positive Entwicklung im deutschen Fußball sieht Hartwig in der Zusammensetzung der deutschen Nationalmannschaft. Schon in den Juniorenauswahlen werde Wert auf Integration gelegt.
Auch Célia Šašic, in Deutschland geborene Tochter eines Kameruners und einer Französin, betont, Rassismus sei „kein speziell deutsches Problem“. Sie befürwortet, dass junge Spieler selbst entscheiden können, für welche Nation sie auflaufen wollen. Beide Ex-Profis sind als Integrationsbotschafter des DFB unterwegs und betonten vor ihren Zuhörern die Möglichkeiten, die insbesondere jungen Migranten durch Sport und andere Aktivitäten in Vereinen geboten werden. Dafür müsse jedoch mehr Mut und Unterstützung von allen Seiten gezeigt werden.