Per Anhalter über den Atlantik: Joshi Nichell aus Mainz trampt nach Südamerika
„Blaue Wellen türmen sich vor mir auf. Am Horizont erscheinen ein paar Wolken. Irgendwie durchfährt mich ein unglaublich starkes Gefühl der Dankbarkeit in diesen Minuten.“ Mit diesen Worten beschreibt Joshi Nichell das überwältigende Gefühl als er per Anhalter den Atlantik überquerte. Der Mainzer suchte eben einen günstigen Weg von Spanien nach Chile.
Von Vom Amelie Heß
Joshi Nichell aus Mainz trampt von Spanien bis nach Südamerika. Foto: Joshi Nichell
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MAINZ - „Blaue Wellen türmen sich vor mir auf. Am Horizont erscheinen ein paar Wolken. Irgendwie durchfährt mich ein unglaublich starkes Gefühl der Dankbarkeit in diesen Minuten.“ Mit diesen Worten beschreibt Joshi Nichell das überwältigende Gefühl als er per Anhalter den Atlantik überquerte. Aber noch einmal zurück, per Anhalter?
Als der Mainzer vor eineinhalb Jahren überlegte, was er nach dem Abitur machen möchte, spürte er relativ schnell „Fernweh“. Er wollte Südamerika entdecken. Aber einen Flieger buchen und innerhalb von zehn Stunden auf einem anderen Kontinent wieder auszusteigen, erschien ihm falsch. „Ich wollte erfahren, was dazwischen liegt. Die fremden Menschen, die Natur – langsam, ganz langsam wollte ich mich Südamerika nähern“, berichtet er per E-Mail. So entdeckte der 19-Jährige das Trampen.
„Eine großartige Möglichkeit, um von A nach B zu kommen, zumindest wenn nach B eine Straße führt“, sagt er. Der Atlantik schien ihm für sein Vorhaben im Weg zu stehen. Doch dann las er von einem Tramper, der die Segler in den Häfen ansprach und sie bat ihn mitzunehmen. „Wow, das will ich auch.“
Joshi Nichell aus Mainz segelte "per Anhalter" über den Atlantik. Foto: Joshi Nichell
Joshi Nichell aus Mainz segelte "per Anhalter" über den Atlantik. Foto: Joshi Nichell
Joshi Nichell aus Mainz segelte "per Anhalter" über den Atlantik. Foto: Joshi Nichell
Joshi Nichell aus Mainz segelte "per Anhalter" über den Atlantik. Foto: Joshi Nichell
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Aufbruch im Oktober
Am 4. Oktober vergangenen Jahres brach Nichell auf. Von Spanien aus wollte er Chile erreichen. Vom ersten Segelboot aus ging es per Anhalter an der spanischen Mittelmeerküste entlang, mit dem Ziel Marokko und dann auf die Kanaren. „Bei der siebentägigen Überfahrt von Marokko nach Teneriffa machte ich erste Bekanntschaften mit der Seekrankheit und überlegte doch tatsächlich, auf einen Flieger umzusteigen. Wie froh bin ich heute, es nicht getan zu haben.“
Auf Teneriffa strandete Nichell, der zeitweise in Begleitung reiste, zunächst für zweieinhalb Monate. „Nach vielen, vielen Absagen trafen wir im Hafen von Santa Cruz ein Schweizer Pärchen, das anbot, uns mit seinem Segelboot in die Karibik mitzunehmen“, erzählt er. Dann sei alles sehr schnell gegangen und „plötzlich war ich inmitten des Atlantischen Ozeans. Es fühlte sich magisch an, tagein tagaus nur die Sonne, die Wolken und das Meer zu sehen.“ Mittlerweile ist der abenteuerfreudige Mainzer auf der Karibikinsel Guadeloupe angekommen.
Es braucht nur Geduld und etwas Zeit
Sechs Monate ist er bereits unterwegs. Sein Tacho zähle 68 Autos, einen Lastwagen und vier Segelboote. Aber das Allerschönste seien „die ganzen Begegnungen, die wunderbaren Menschen, die ich auf dieser Reise treffe und die mich einladen, ein bisschen Zeit mit ihnen zu verbringen“. Zeit sei überhaupt das magische Wort für ihn während dieser Reise.
Bis nach Chile will er trampen. „Dafür werde ich sicherlich noch mindest ein weiteres Boot brauchen“, sagt er. Jetzt weiß er aber immerhin, worauf es beim nächsten Mitnahmeangebot ankommt: „Das Wichtigste ist wohl die Geduld und die damit verbundene Zeit. Aber wollte ich mich nicht möglichst langsam bewegen?“