Helga Nose und Steffen Knapp arbeiten als Seelsorger auf der Palliativstation des KKM und tauschen sich regelmäßig mit den anderen Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen aus.
(Foto: Lukas Görlach)
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MAINZ - Das Wohlergehen eines Menschen hängt von vielen Bedingungen ab. Wenn er krank wird, ist dieses Gleichgewicht gefährdet – erst recht, wenn es sich um eine schwere, unheilbare Erkrankung handelt. Um diese Menschen würdevoll zu begleiten, arbeiten in der Palliativmedizin verschiedene Berufsgruppen eng zusammen.
„Als Team können wir viel besser auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen“, sagt Stephan Beck, Leiter des Sozialdienstes der Universitätsmedizin. „Der Komplexität werden wir umso besser gerecht, wenn wir von verschiedenen Blickwinkeln ausgehen“, sagt auch Christina Demmerle, organisatorische Leiterin der Palliativmedizin am katholischen Klinikum (KKM).
Die Palliativstation – da sind sich die Kollegen aller Berufe einig – ist ein Arbeitsplatz, an dem der Teamgedanke wirklich lebt. „Multiprofessionalität“ lautet der Fachbegriff für diese berufsübergreifende Zusammenarbeit.
Helga Nose und Steffen Knapp arbeiten als Seelsorger auf der Palliativstation des KKM und tauschen sich regelmäßig mit den anderen Mitarbeitern der verschiedenen Abteilungen aus. Foto: Lukas Görlach
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Aber wie sieht das konkret aus? Psychotherapeutin Christina Demmerle und ihr Kollege Peter Friedrich-Mai geben ein Beispiel. Wenn ein Patient in seiner schweren Situation an Depressionen leidet, ist das natürlich eine Aufgabe für die Psychotherapie – aber nicht nur: So kann ein Physiotherapeut helfen, mit Massagen das Wohlempfinden zu verbessern. „Und Musiktherapie kann Emotionen lösen, sodass wir wiederum einen leichteren Zugang zu den Patienten haben“, sagt Friedrich-Mai.
„Viele Patienten wollen ihre Angehörigen nicht belasten“
Psychische Störungen machen für die Psychotherapie auf der Palliativstation aber nur einen Teil der Arbeit aus. Angst und Verzweiflung seien schließlich erst einmal normale Reaktionen, sagt Christina Demmerle. Bei den meisten Patienten sehen die Psychotherapeuten ihre Aufgabe darin, sie auf ihrem schweren Weg zu unterstützen, beraten und begleiten.
IHRE SPENDE
Die Allgemeine Zeitung Mainz sammelt in diesem Jahr im Rahmen ihrer „Leser helfen“-Aktion Spenden für die Palliativstationen an der Universitätsmedizin und am Katholischen Klinikum Mainz (KKM).
Ihre Spende erbitten wir an:
Empfänger: Leser helfen
IBAN: DE07 550 400 220 210 405 700
BIC: COBADEFFXXX
Kreditinstitut: Commerzbank Mainz
Verwendungszweck: Projekt 02 (bitte unbedingt angeben!)
Spendenquittungen erfolgen bei einem Betrag über 200 Euro automatisch, wenn die Adresse angegeben ist.
Eine wichtige Rolle spielt dafür das persönliche Umfeld. „Da erleben wir häufig eine große Sprachlosigkeit“, erzählt Demmerle. „Viele Patienten wollen ihre Angehörigen nicht belasten, indem sie über das eigene Sterben sprechen.“ Leichter fällt es den Betroffenen, darüber mit einem Fremden zu reden – zum Beispiel mit einem Psychologen, Arzt, Pfleger oder Seelsorger. „Das kann dann wieder das Gespräch mit den Angehörigen in Bewegung bringen“, sagt Steffen Knapp, Seelsorger am KKM.
„Die Angehörigen gehören mit zum palliativen System“, sagt auch Andreas Lehr vom Sozialdienst der Uniklinik. Der Sozialpädagoge steht den Patienten auf der Palliativstation bei rechtlichen und finanziellen Fragen zur Seite – von der Patientenverfügung über die Pflege- und Krankenversicherung bis zur Rente. „Man darf nicht unterschätzen, welche finanziellen Schwierigkeiten eine Erkrankung mit sich bringt“, sagt Sozialdienstleiter Stephan Beck.
Bei Palliativpatienten erfordern solche Themen besonderes Feingefühl. Der Austausch mit den anderen Berufen hilft dem Sozialdienst einzuschätzen, was möglich ist. „Die Patienten haben ihre Situation unterschiedlich verarbeitet“, sagt Lehr. Manche haben gerade erst erfahren, dass ihre Erkrankung unheilbar ist – andere haben schon eine jahrelange Krankheitsgeschichte.
Sie kennen viele Gesichter des Palliativteams bereits: „Für Patienten, die eine palliative Betreuung benötigen, aber nicht auf der Palliativstation sind, gibt es ein mobiles Palliativteam im ganzen Haus“, erklärt Heike Maagh, die daran in der Uniklinik als Physiotherapeutin mitwirkt. Im KKM ist die Palliativstation sogar aus dem mobilen Dienst heraus entstanden.
Eine gute Zusammenarbeit prägt die Palliativmedizin nicht nur nach innen, sondern auch nach außen: Die beiden Palliativteams von Unimedizin und KKM stehen miteinander, mit dem stationären Christophorus-Hospiz in Drais und dem ambulanten Hospiz- und Palliativdienst der Mainzer Hospizgesellschaft in engem Austausch. Das bestätigt Uwe Vilz, Geschäftsführer der Hospizgesellschaft: „Wir kennen uns gegenseitig, unsere Möglichkeiten und Grenzen.“ Sichtbarer Beweis dafür seien regelmäßige Treffen, Hospitationen der Mitarbeiter und gegenseitige Einladungen zu Fortbildungen.
„Unser Auftrag als ambulantes Hospiz ist es, unheilbar kranke Menschen zu Hause zu begleiten“, sagt Vilz. „Für die Palliativstationen sind wir besonders dann wichtig, wenn ein Patient entlassen werden soll.“ Denn – ein häufiges Missverständnis – nicht alle Menschen versterben dort. „Unsere Patienten sind zwar unheilbar krank“, sagt Christina Demmerle. „Aber sie können mitunter noch einige Zeit weiterleben.“
Dann ist die Frage, wie es nach dem Aufenthalt auf der Palliativstation weitergehen soll: ins Hospiz? Oder noch einmal nach Hause? Wieder ist es das berufsübergreifende Team, das gemeinsam mit Patienten und Angehörigen die Möglichkeiten auslotet und darauf vorbereitet. Wie immer mit Ruhe und Respekt, betont Stephan Beck: „Über allem steht der Wunsch des Patienten.“