MAINZ - Zwei Menschen halten sich fest an den Händen, es spielt keine Rolle, dass es zwei Frauen sind, die adrett in Safran und Bleu gewandet, im raschen Tanzschritt synchron über die Bühne des Performance Art Depots in der Mainzer Leibnizstraße eilen. Es ist der letzte Abend der langen Performance-Woche und trotz guten Wetters und Walpurgisnacht sind viele gekommen, um den beiden letzten Performances und dem letzten Künstlergespräch beizuwohnen. Die Macher des “pad” Nic Schmitt und Peter Schulz sind zu Recht stolz auf die hervorragende Qualität der Tanz- und Kunstperformances, die sie ausgewählt haben. Auch die Geldgeber im Kultursommer Rheinland-Pfalz haben sich davon überzeugt, sodass die Finanzierung zukünftiger Internationaler Performance Festivals gesichert ist.
Inspiriert von dem Aufsatz „Warum Denken traurig macht?” von George Steiner hat die Choreografin Margarita Trikka mit den beiden Tänzerinnen Candy Karra und Hara Kotsali einen modernen „Pas de deux“ entwickelt, der unter dem Titel „Trajectory: A Tragedy of Victory“ menschliches Denkvermögen sinnlich erfahrbar macht. Tragödie und Sieg verschmelzen im Titel zu einer Einheit, und die beiden Tänzerinnen tanzen, zu einem hypnotisierenden Soundtrack, das Beziehungsgeflecht zweier Menschen. Miteinander, umeinander, mal in perfekter Harmonie, mal von Ausfallschritten gestört, zieht man sich immer wieder in die Beziehung zurück, bis man am Ende erschöpft voneinander lässt.
Wie einsam man zu zweit an einer üppig gedeckten langen Tafel sein kann, zeigen Anthi Kougia und Mafalda Miranda Jacinto in „Asparagus“, passend zur Spargelzeit. Doch der Spargel wird zu einem Stängelchen, ein Utensil, das eine Sardine penetriert und unter einem Haufen Sprühsahne verschwindet. Doch zuvor langweilt man sich am Tisch, und was liegt näher, als Besteck auf dem Gesicht zu balancieren und in Ermangelung eines Gesprächspartners sich einen zu bauen? Aus einer Ananas, aus zwei Parikahälften für die Augen, einer Karottennase und einem Obstmund, und im Gestrüpp des Ananasgrüns wird eine Lichterkette platziert.
Man greift nach Obst und Gemüse. Der Schwerpunkt des Tisches ist gebrochen, und so bricht er in der Mitte zusammen. Die Dekonstruktion der Esskultur hat begonnen. Der Tisch, unter dem die Protagonistinnen verschwinden, wird zum Versteck, pinkfarbene Flüssigkeit fließt über die Bühne. Was passsiert hier? Man weiß es nicht. Irgendwann sind beide wieder da und füllen sich die Kleider mit Obst, die Leggings mit Teller, Besteck und Gläsern.