Ostermarsch in Wiesbaden - Proteste gegen Atomwaffen und Cyberkrieg
Der Kampf gegen Atomwaffen vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen den USA und Nordkorea war eines der Themen bei den traditionellen Ostermärschen. In Wiesbaden waren laut Veranstaltern rund 350 Menschen auf der Straße, um ihren Protest gegen die atomare Eskalation auszudrücken.
Von Konstantin Müller
Die Ostermarschierer bei der Auftaktkundgebung am Wiesbadener Hauptbahnhof. Foto: Müller
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WIESBADEN - Nicht zuletzt das Fortschreiten des nordkoreanischen Atomprogramms und die Auseinandersetzungen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un wecken Befürchtungen um eine Eskalation im Atomkonflikt. Im Zuge der diesjährigen Ostermärsche beteiligten sich in Deutschland 13 Bundesländer an den Friedensdemonstrationen am Karsamstag, um aktiv ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen. Auch Wiesbaden machte mit – rund 350 Teilnehmer - und damit deutlich mehr als in den Vorjahren - sammelten sich nach Angaben der Veranstalter am Hauptbahnhof zu einer Kundgebung und marschierten anschließend gemeinsam zum Mauritiusplatz.
Marion Küpker, Internationale Koordinatorin der DFG-VK gegen Atomwaffen (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner), sprach zur Auftaktkundgebung am Wiesbadener Hauptbahnhof und kritisierte die inkonsequente Umsetzung der Bundesregierung des 2010 beschlossenen Abzuges der US-Atomwaffen aus Deutschland. „Die Bundesregierung spricht zwar gerne vom Ziel einer atomwaffenfreien Welt, aber das sind nur Lippenbekenntnisse“, so Küpker, „Wenn es konkret wird, beugt sich die Bundesregierung dem Druck der USA – und boykottiert deshalb den UN-Atomwaffen-Verbots-Vertrag.“
Laut Küpker glaubten viele Menschen, dass es seit dem Washingtoner Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme vom 8. Dezember 1987 keine Atomwaffen mehr in Deutschland gebe. „Das ist falsch“, sagte sie. „Es gibt bis heute noch den Atomwaffen-Stützpunkt in Büchel in der Eifel – keine zwei Autostunden von Wiesbaden“, sagte sie.
Etwa 20 Atomsprengköpfe in der Nachbarschaft
Ungefähr 20 US-Atombomben seien dort stationiert. Es müsse zu einer atomaren Abrüstung kommen – die sei auch der grundlegende Gedanke der seit 1958 bestehenden Ostermärsche.
Möchte man den Analysen amerikanischer Wissenschaftler Glaube schenken, dann sieht die Zukunft unserer Welt alles andere als rosig aus. Ende Januar stellte ein Gremium aus Nobelpreisträgern und Fachautoren des Fachmagazins „Bulletin of the Atomic Scientists“ die sogenannte „Weltuntergangsuhr“ oder auch „Doomsday Clock“ eine halbe Minute vor. Nun steht sie auf zwei Minuten vor Zwölf. Mithilfe dieser Symbolik möchten die Verantwortlichen zum Ausdruck bringen, wie knapp die Menschheit vor einer Vernichtung durch Atomwaffen oder Umweltkatastrophen stehe. Laut den Organisatoren des „Bulletin oft the Atomic Scientists“ sei die Lage so bedrohlich wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Zur Schlusskundgebung am Mauritiusplatz sprach Thomas Gruber von der Informationsstelle Militarisierung zum Thema Cyberkriege. „Cyberattacken sind als Spionage- oder Sabotagewerkzeug längst vollkommen normal.“ Gruber sprach von den weitreichenden Folgen, die durch die Auslagerung militärischer Aktivitäten auf den virtuellen Raum entstünden. So komme es zu einem weltweiten Wettrüsten, zunehmender Unsicherheit in der privaten Kommunikation, schließlich zur Eskalation und Kriegstreiberei.
Insgesamt 38 Verbände und Arbeitskreise riefen zum Ostermarsch auf, ihre Forderungen lauten wie folgt: „Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Krieg und Gewalt sind keine Lösung bei Konflikten. Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Krieg ist organisierter Massenmord. Krieg schafft die Voraussetzungen für neue Kriege und neue Gewalt.“