Neue Plakate und Turm-Slam: Befürworter des Mainzer Bibelturms kämpfen weiter um jede Stimme
Die heiße Phase vor der Abstimmung über den Mainzer Bibelturm am 15. April ist angebrochen.
Zumindest läutet die Bürgerinitiative für den Bibelturm den Endspurt ein. Im Kampf um die entscheidenden Stimmen setzen die Befürworter auch auf Emotionen.
Von Paul Lassay
Lokalredakteur Mainz
Für den Endspurt: Die neuen Plakate der Pro-Bibelturm-Initiative. Foto Paul Lassay
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MAINZ - Hoffnung. Das Wort schwebt über der Pressekonferenz des Freundeskreises für Gutenberg. Hoffnung darauf, dass das Konzept des Bibelturms aufgeht, sich Spenden, Fördergelder und eine neue Trägerschaft für das Gutenberg-Museum finden lassen. Hoffnung darauf, dass die Argumente verfangen und Hoffnung, dass es am 15. April reicht. Dass genug Mainzer mit „Ja“ stimmen. Siegesgewissheit sucht man dagegen vergebens. „Es ist klar, dass wir um jede Stimme kämpfen müssen“, sagt Henning von Vieregge, der Sprecher der Bürgerinitiative für den Bibelturm. „Es wird sehr eng.“
Ein großes Problem des Bauprojekts sei, dass „jede Sünde der Stadt Mainz“ an den Turm gehängt werde – und dies von den Gegnern „gnadenlos ausgenutzt“ werde. „Da gibt es einen Aufmarsch des Populismus“, sagt von Vieregge. Die Befürworter hätten die besseren Argumente, gewännen an den Ständen an Zustimmung, aber es sei nicht klar, wie viele Menschen sie damit erreichten. Neben den Sachargumenten, die sie in Faktenchecks zu 15 Themen von „Bäumen“ über „Platzgestaltung“ bis „Finanzierung“ und „Fassade“ gebündelt haben, wollen die Turmfreunde im Endspurt aber auch auf der emotionalen Ebene im Stadtbild werben. Plakate mit Fotos bekannter und weniger bekannter Mainzer, die ein Modell des Bibelturms in die Kamera halten, sollen der Turm-Unterstützung Gesichter geben. 150 Porträts hat Markus Kohz dafür seit Januar bereits angefertigt, die zunächst nur für die Kampagne im Internet gedacht waren. Nun habe man sich aber entschlossen, sie auch auf der Straße zu präsentieren. Für den Wahlkampf im Netz gibt es derweil einen neuen Erklärfilm, der die Grundzüge des Bibelturm-Projekts darlegen soll.
Deutliche Kritik an Kostenrechnung der Gegner
Die Hoffnungslosigkeit, wie sie von den Gegnern kommuniziert werde, sei keine Perspektive, sagt von Vieregge. „Wir setzen auf Hoffnung und eine Politik, die ihren Job macht.“ Dass es ihnen vonseiten der Gegner zum Vorwurf gemacht würde, dass sie Kompetenz und Experten in ihren Reihen hätten, finde er hochproblematisch. Die Bürgerinitiative gehöre zur Zivilgesellschaft und müsse sich auf die Zusagen der Politik verlassen. Und doch werde man auch nach dem 15. April „nicht in Tiefschlaf fallen. Wenn der Turm gebaut wird, werden wir weiter Druck machen.“
BIBELTURM SLAM
- Am Montag, 9. April, lädt die Bürgerinitiative Mainz für Gutenberg um 19 Uhr zu einem Bibelturm-Slam in den Frankfurter Hof. Nach einer Einführung des Kabarettisten Lars Reichow und einem kurzen Vortrag des Mainzer Architektur-Professors Matthias Müller werden die Direktorin des Gutenberg-Museums, Dr. Annette Ludwig, Dezernentin Marianne Grosse, der Architekt des Bibelturm-Entwurfs Stephen Kausch und Hans-Peter Betz in sechsminütigen Slams erklären, warum der Bibelturm aus ihrer Sicht gebaut werden sollte. Einlass ist bereits ab 17.45 Uhr.
Ein Problem in der Auseinandersetzung sei, dass „alles, was das Museum oder die Stadt sagen, angezweifelt wird“, kritisiert Thomas Dang. Immer wieder würden die Kosten des ersten Bibelturms angezweifelt, obwohl es eine Kostenaufstellung gebe, wie es an diesem Punkt in einem Bauverfahren üblich sei. „Ich weiß nicht, was die Stadt noch machen soll.“ Den Schätzungen des Landtagsabgeordneten Gerd Schreiner (CDU), der die Finanzierung jüngst deutlich in Zweifel gezogen hatte, widerspricht der Architekt entschieden. Die Baukosten, die der finanzpolitische Sprecher der CDU-Fraktion genannt habe, seien mehr als doppelt so hoch wie üblich. Aus seiner eigenen Erfahrung, unter anderem mit dem Bau der Kunsthalle am Zollhafen, halte er die Kostenberechnung seiner Hamburger Kollegen für realistisch.
„Man kann sich von der Verwaltung nicht jeden Federstrich vorlegen lassen“, ergänzt Annette Müller. Diejenigen, die das Projekt getragen hätten, müssten sich am Ende auch politisch dafür verantworten. Angesichts der Gerüchte von ständig steigenden Baukosten bei öffentlichen Projekten gehe zudem unter, dass die Stadt zuletzt Kitas und Schulen für 240 Millionen Euro gebaut habe und dabei voll im Kosten- und Terminrahmen geblieben sei. In den letzten Tagen vor dem Bürgerentscheid gehe es nun darum, eine Blamage für die Stadt zu verhindern, fasst Johannes Strugalla, einer der Sprecher der BI, die Gefühlslage zusammen. „Wenn diese Chance verpasst wird, wird das Museum um Jahrzehnte zurückgeworfen.“