Nahverkehr rund um Mainz: MVG hebt Tarife zum 1. Januar 2018 um ein Prozent an
Es gehört für Bus- und Bahnfahrer bereits zum gewohnten Prozedere: Zum Jahreswechsel erhöht die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) ihre Fahrpreise. Die im Vergleich zu früheren Jahren geringere Anhebung hat mit dem Oberbürgermeister-Wahlwahlkampf in Frankfurt zu tun. Denn die Tarife des Verkehrsverbundes Mainz-Wiesbaden (VMW) sind an die Fahrpreise des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) angelehnt.
MAINZ - Es gehört für die Bus- und Bahnfahrgäste bereits zum gewohnten Prozedere: Zum Jahreswechsel erhöht die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) ihre Fahrpreise. Diesmal bedeutet dies zum 1. Januar 2018 über alle Tarife einen Anstieg von im Durchschnitt ein Prozent. Die im Vergleich zu früheren Jahren geringere Anhebung hat mit dem Oberbürgermeister-Wahlwahlkampf in Frankfurt zu tun. Denn die Tarife des Verkehrsverbundes Mainz-Wiesbaden (VMW) sind an die Fahrpreise des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) angelehnt, wenngleich es auch einige Unterschiede gibt. Und der sich im Wahlkampfmodus befindende Frankfurter OB Peter Feldmann (SPD) hat im RMV durchgesetzt, dass die Preise für das Tagesticket reduziert werden und auch, das betrifft aber nur die Main-Metropole, der Einzelfahrschein preisgünstiger wird.
Die Fahrpreise im wirtschaftlich prosperierenden Rhein-Main-Gebiet bewegen sich im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten im oberen Bereich. Das ist ärgerlich für die Fahrgäste und somit ein Thema, das im OB-Wahlkampf in Frankfurt angekommen ist. Nahezu alle Parteien und Kandidaten treten dafür ein, die Preisstruktur etwas fahrgastfreundlicher zu gestalten. Der RMV-Aufsichtsrat hat daher beschlossen, für die kommenden drei Jahre sollten die Tarife um maximal 1,5 Prozent pro Jahr angehoben werden. In früheren Jahren gab es auch Preissprünge von drei Prozent und mehr. Feldmann hat im RMV sogar durchgeboxt, dass der Einzelfahrschein in Frankfurt ab Januar nur noch 2,75 Euro anstatt 2,90 Euro kosten wird.
Einzelticket teurer als RMV, Tageskarten günstiger
Mit dieser Preisgestaltung bei den Einzelkarten zieht die MVG, die ihren Tarif im VMW mit Wiesbaden abstimmt, nicht mit. „Wir bleiben bei 2,80 Euro für den Einzelfahrschein“, sagt MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof im AZ-Gespräch. Eigentlich habe der RMV den Preis für dieses Ticket sogar auf 3 Euro anheben wollen, doch Feldmann habe sich als Aufsichtsratsvorsitzender durchgesetzt.
Verbünde
Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) hat als Stadtwerke-Tochter seit 1975 einen Tarifverbund mit der rechtsrheinischen Nachbarstadt: den Verkehrsverbund Mainz-Wiesbaden (VMW).
Der VMW wiederum kooperiert mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), in dem 27 Städte und Landkreise zusammengeschlossen sind.
Die Städte Mainz und Wiesbaden haben im RMV einen besonderen Status. Wiesbaden ist – wie die übrigen Landkreise und Städte Hessens auch – Gesellschafterin des RMV, Mainz jedoch nicht. Das Mainzer Stadtgebiet ist damit das einzige außerhessische Gebiet, welches zum regulären Tarifraum des RMV gehört, während alle anderen Gebiete außerhalb Hessens nur mit Übergangstarifen erreichbar sind.
Der VMW hat, obwohl dieser eine eigene Wabe im RMV-System ist, eigene Tarife, die aber mit dem RMV abgestimmt sind.
Gleichzeitig sind die Städte Mainz und Wiesbaden auch in den Tarifraum des Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbunds (RNN) integriert.
Erlhof verweist darauf, dass es in Mainz als Alternative für Wenigfahrer die Sammelkarte mit fünf Tickets gibt, wobei jede Fahrt dann rund 20 Prozent günstiger sei, als mit einem Einzelfahrschein – auch wenn der Preis pro Fahrt sich ab Januar von 2,24 Euro auf 2,28 Euro erhöht. Dieses Sammelkarten-Angebot ist eine Besonderheit im VMW, die es ansonsten im RMV und damit auch in Frankfurt nicht gibt. Bei den Tageskarten indes senkt auch die MVG wie Frankfurt den Preis von derzeit 6,70 Euro auf 5,35 Euro.
Preiserhöhungen bei Monats- und Jahreskarten
Die entgangenen Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf gleicht das finanzstärkere Frankfurt mit Mitteln aus dem städtischen Haushalt aus, im klammen Mainz ist das nicht möglich. Die MVG rechne im kommenden Jahr aufgrund dieser neuen Preisstruktur und nicht umgesetzten Tarifanhebungen zum Beispiel beim Einzelfahrschein mit Mindereinnahmen von 300.000 Euro, berichtet Erlhof.
Dass die MVG-Tarife dennoch im Schnitt um ein Prozent ansteigen liegt an den Preiserhöhungen bei den Zeitkarten. Die Monatskarte zum Beispiel kostet im kommenden Jahr 81,50 Euro statt 79,80 Euro. Auch die Clevercard als Jahreskarte für Schüler und Azubis wird teurer: Der Preis steigt von 550 Euro auf 562 Euro. In Hessen ist diese Jahreskarte bereits für 365 Euro erhältlich, da die dortige Landesregierung den Schülerverkehr massiv finanziell fördert.
Fahrgastzahlen steigen kontinuierlich
Im Jahr 2005 hatte der Stadtrat einen Deckel für das Defizit der MVG, das die „Mutter“ Stadtwerke ausgleicht, von 15 Millionen Euro im Jahr festgelegt. Dem stehen ständig steigende Kosten für Personal, Energie, Fahrzeuge und verbesserte ÖPNV-Angebote gegenüber. Ohne Tarifanhebungen sei die Deckung all dieser zusätzlichen Belastungen nicht möglich, betont Erlhof. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass es bei Preisanhebungen in einer Größenordnung von ein bis drei Prozent keinen Rückgang bei den Fahrgastzahlen gebe. Im Gegenteil: Die Zahl der MVG-Kunden steigt von Jahr zu Jahr kontinuierlich.