Nach Streit mit dem Postboten: 18 Monate ohne Pakete
Seit einem Streit mit einem DHL-Boten werden in fünf Haushalten im Mainzer Stadtteil Hechtsheim keine Pakete mehr zugestellt. Eine Lösung konnte bisher nicht gefunden werden.
Von Annika Sinner
Redakteurin Rheinhessen Süd
Durch die Corona-Pandemie ist der Stress für Paketzusteller gewachsen.
(Archivfoto: dpa)
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MAINZ - „Völlig alleingelassen“ von der DHL fühlt sich Karl Heinz Menzer aus Hechtsheim. Seit Anfang 2018 bekommen sowohl er als auch die vier Mietparteien in seinem Haus keine Pakete mehr zugestellt. Grund dafür sei ein Streit mit einem Paketboten Ende 2017. „Der Bote hat sich damals von einem meiner Mieter verärgert gefühlt und das Einfahrtstor gewaltsam zugeworfen.“ Dadurch sei dieses beschädigt worden, die Angelegenheit landete vor Gericht, ging jedoch zugunsten des Boten aus. Seitdem habe dieser aufgehört, Pakete an das Wohn- und das dazugehörige Hinterhaus zuzustellen.
„Auch Zettel, dass unsere Lieferungen angekommen seien, bekommen wir nicht.“ Menzer und seine Nachbarn müssten daher immer im Internet überprüfen, ob ihre Lieferungen bei der lokalen Poststelle abgegeben wurden. „Meine Frau und ich können unsere Pakete ja noch abholen, aber die Parterremieterin ist gehbehindert und kann gar nicht mehr selbst zur Post.“ Andere Mieter hätten Lebensmittel bestellt, die verdorben gewesen seien, als sie das Paket endlich rückverfolgen konnten. Die Mieter aus dem Hinterhaus hätten bereits damit gedroht, auszuziehen.
„Wir wurden immer wieder vertröstet“
Seitens der DHL kämen keine Lösungsvorschläge: „Wir wurden immer wieder vertröstet, haben Gutscheine als Entschädigung bekommen, aber geändert hat sich nichts.“ Nur wenn ein anderer Bote eingesetzt würde, würden Pakete zugestellt. Dies sei jedoch selten der Fall. Für Menzer ist das nicht nachvollziehbar. „Ich kann nicht verstehen, warum dieser Bote immer wieder eingesetzt wird, wenn ja bekannt ist, dass er seine Arbeit nicht richtig erledigt.“ Auch ein persönliches Gespräch habe der betroffene Paketzusteller abgelehnt.
Aus Sicht der DHL stellt sich der Fall jedoch anders dar: „Unserem Mitarbeiter wurde vorgeworfen, das Tor zur Einfahrt des Kunden beschädigt zu haben. Daraufhin hat ihm dieser ein Hausverbot ausgesprochen,“ sagt Heinz-Jürgen Thomeczek von der Pressestelle der DHL. Obwohl das Gericht keine Schuld des Boten an der Beschädigung des Tors feststellen konnte, habe das Hausverbot für den Paketboten weiterhin bestanden.
„Wir stehen voll und ganz hinter unseren Mitarbeitern.“
Dass Pakete zu spät geliefert würden, halte er für unrealistisch. „Diese hätten ja tagelang im Lieferwagen liegen müssen. Das wäre aufgefallen, das lässt sich ganz einfach nachverfolgen.“
Trotz allem dürfte Karl Heinz Menzers Problem bald gelöst sein: Der betroffene Mitarbeiter sei befördert worden, so Thomeczek. Dank dessen Zusatzqualifikation als Lastkraftfahrer würde der Paketbote ab dem 29. Juli im Logistikbereich eingesetzt und keine Pakete mehr ausfahren. Mit Menzers Beschwerde habe dies allerdings nichts zu tun: „Das ist einfach eine zufällige Überschneidung. Wir stehen voll und ganz hinter unseren Mitarbeitern.“