Mit Jürgen Klopp auf dem Rasen für Mainz 05 geackert
„Wortpiratin“ Mara Pfeiffer plaudert mit Michael Müller über bewegte Zeiten: Erinnerungen an den einstigen 05-Kollegen „Kloppo“ und das Team der Nichtabstiegshelden 1995/96.
Von Mara Pfeiffer
Noch nie so viel gelaufen: Michael Müller erinnert sich an bewegte und kampfbetonte Zeiten unter dem früheren 05-Coach Wolfgang Frank.
(Foto: Malino Schust)
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MAINZ - Wie lange er eigentlich noch mit Jürgen Klopp gespielt habe, das ist eine Frage, die Michael „Schorsch“ Müller angesichts der gestiegenen Popularität seines einstigen Mainzer Kollegen manchmal gestellt bekommt. „Da muss ich immer ein bisschen korrigieren“, erklärt Müller gut gelaunt. „Er hat noch mit mir gespielt.“ Um sich schließlich lachend auf die Version festzulegen: „Wir haben Seite an Seite gespielt.“
Beide standen auch im legendären Abstiegskampf der Saison 1995/96 auf dem Platz, als der Verein unter Wolfgang Frank mit einer spektakulären Rückrunde in der zweiten Liga die Klasse hielt. Und das, nachdem die Mannschaft nach der Hinrunde auf dem letzten Platz gestanden hatte. „So viel bin ich in meinem ganzen Leben nicht gelaufen wie bei Frank“, erinnert sich Müller, durchaus mit gewissem Grausen. „Der hat’s uns einfach reingehämmert.“ Womit nicht nur das Laufen gemeint ist, sondern ein komplett neues Spielsystem, schließlich schaffte Frank bekanntermaßen den Libero ab und ließ das Team mit Viererkette auflaufen.
Das war für Müller eine besondere Herausforderung, schließlich hatte er bis dahin eben jene Position bekleidet, die der Trainer abschaffte. „Wir waren eine schwierige Mannschaft, aber Frank hat uns gestrietzt, und wir sind auch als Team zusammengewachsen“, schaut Müller, der zuletzt im Scouting des SV Wehen Wiesbaden arbeitete, zurück. Der Nichtabstieg hielt Mainz 05 im Profifußball, dem er seither ununterbrochen angehört.
Es waren bewegte Zeiten, die Müller bei den 05ern erlebte, in denen dem Verein „das Wasser bis zum Hals gestanden hat. Das haben wir Spieler mitbekommen, nicht zuletzt, weil es auch mit den Gehaltszahlungen manchmal nicht lief.“ Für ihn selbst war ohnehin immer klar: Seinen erlernten Job würde er nicht aufgeben. Der ausgebildete Polizist arbeitete teilweise bis sieben Uhr morgens im Schichtdienst und stand um drei wieder zum Training auf dem Platz. „Das war eine bewusste Entscheidung. Ich wusste, dass der Fußball irgendwann vorbei ist, und da war mir dieses Standbein wichtig “, erzählt er.
Mit dem Profifußball habe er rückblickend „vielleicht ein bisschen früh aufgehört, wenn ich das heute nochmal überdenke“, sagt Müller. Damals jedoch veränderten sich mit der Geburt seines Sohnes die Prioritäten des jungen Vaters. Tim Müller hat inzwischen bei Mainz 05 das Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen. Sein Debüt gab er unter Sandro Schwarz in der U23. „Er ist ein Fußballer mit Herz“, sagt Müller über den Sohn, mit dem er sich gerne und eng über dessen Karriereplanung austauscht. „Das geht ihm manchmal auf die Nerven“, sagt er lächelnd.
An Fußballkompetenz mangelt es ohnehin nicht im Umfeld des Sohnes, dessen Patenonkel Moppes Petz in Mainz ebenfalls ein guter Bekannter ist. Müller ist umgekehrt Pate von Petz’ Tochter, überhaupt ist der Kontakt der ehemaligen Teamkameraden durchaus eng: „Moppes, Charly Mähn, Norbert Hönnscheidt, da hat einiges gehalten.“ Die bewegten Zeiten haben sie verbunden, untereinander und mit dem Verein, dessen Geschichte sie mitgeschrieben haben. „Ein Haus wird vom Keller nach oben gebaut, und bei dem Hausbau hat meine Generation schon einiges mitgebaut.“ Darauf sind Müller und die Seinen zurecht stolz.