Mit der Leitung der Mainzer WSP-Station schließt sich für Torsten Ruhl ein Kreis
Als Kind verbrachte er seine Freizeit auf dem Boot seines Vaters in Heidenfahrt, heute leitet der 54-Jährige die Wasserschutzpolizeistation in Mainz.
Von Nicholas Matthias Steinberg
Lokalredakteur Mainz
Wenn es der enge Terminkalender zulässt, dann schaut Torsten Ruhl auch mal selbst an der Bootsanlegestelle im Mombacher Industriehafen vorbei.
(Foto: hbz/Judith Wallerius)
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MAINZ - Mit seinem Job als Leiter der Mainzer Wasserschutzpolizeistation schließt sich für Torsten Ruhl ein Kreis. Denn 1988 begann auf ebendieser Wache seine Karriere bei der Wasserschutzpolizei (WSP). „Es freut mich natürlich sehr, dass sich diese Möglichkeit noch einmal ergeben hat. Es hat einfach alles gepasst“, sagt der 54-Jährige.
Seit Anfang des Jahres lenkt er die Geschicke auf der Mainzer Station sowie der Außenstelle in Bingen. „Und ich genieße es schon, zumindest ab und an die Chance zu haben, einen Fuß auf ein Boot zu setzen“, sagt der zweifache Familienvater und lacht. Denn in den vergangenen sechs Jahren war er Teil der Führungsgruppe der rheinland-pfälzischen Wasserschutzpolizei. „Da musste ich mich eher mit Behörden und politischen Belangen auseinandersetzen. Das war spannend, aber schon viel Verwaltungsarbeit.“
Als sich schließlich die Chance bot, nochmal eine neue Herausforderung anzunehmen und dann auch noch die Leitung der Mainzer Station zu übernehmen, zögerte er nicht lange und verlegte sein Büro kurzerhand näher an den Rhein. Wasser, das war seit jeher sein Element. Aufgewachsen ist Ruhl in Heidesheim am Rhein, seine Großmutter lebte in Heidenfahrt, unweit des Hafens. Dort lag auch das Boot seines Vaters, mit dem die Familie häufig hinausfuhr.
Nach der Schulzeit am Mainzer Schlossgymnasium zog es Ruhl schließlich 1982 – mit 17 Jahren – zur Polizei. „Ausschlaggebend war vor allem die Aussicht auf spannende und abwechslungsreiche Einsätze“, sagt Ruhl schmunzelnd. Doch Einsätze erlebte er zunächst bei der Bereitschaftspolizei, bevor er schließlich bei einem Einsatz in Mainz mit Kollegen der Wasserschutzpolizei ins Gespräch kam. „Wenn ich ehrlich bin, hatte ich den Wunsch von Anfang an im Hinterkopf“, so Ruhl.
Nach den Erzählungen der Kollegen rückte dieser plötzlich weit in den Vordergrund. Das Hobby in den Beruf integrieren? „Klang super.“ Schließlich hatte Ruhl bereits Erfahrung auf dem Wasser, hatte sich zudem für 1000 D-Mark ein Sportboot gekauft. Aus Holz. Er restaurierte es eigenhändig. „Ein Boot zu besitzen, das war damals noch etwas Besonderes. Und ich wollte es unbedingt.“ Unvergessen sind die unzähligen Wochenenden, an denen er über den Rhein schipperte, von Strand zu Strand, von Insel zu Insel. Inzwischen ist das Anlanden an vielen Stellen entlang des Rheins verboten. „Zu Recht“, sagt Ruhl. Denn in den 1980ern habe es einen wahren Run auf Sportboote gegeben. Die Anzahl der Hersteller sei rasant gestiegen. Sie hätten eine Vielzahl an Booten auf den Markt geschwemmt. „Die Preise sanken, viele kauften Boote“, erzählt Ruhl. Nach einem Jahr an der Mainzer WSP-Station wechselte er schließlich an die damals noch eigenständige Station in Bingen, die inzwischen organisatorisch zu Mainz gehört. „Das war tatsächlich eine rationale Entscheidung, weil wir auf Grundstücke in dem Bereich spekuliert hatten.“ Aber in Bingen gefiel es ihm gut. So gut, dass er dort 24 Jahre lang blieb, sich einen Namen als Gefahrgut-Spezialist machte. „Damals war das in Bingen schon ein wichtiges Thema“, erzählt der 54-Jährige. War der Hafen zu diesem Zeitpunkt noch Umschlagstelle für Benzin und Heizöl. Und auch die Schiffsunfälle im Binger Bereich seien immer heikler. Wegen der felsigen Beschaffenheit des Grunds sei die Gefahr eines Schiffbruchs beim Aufsetzen deutlich höher als etwa auf dem kiesigen Grund im Mainzer Bereich. Nie vergessen wird Ruhl den Einsatz bei der Havarie des Säuretankers „Waldhof“ in St. Goarshausen, in der Nähe der Loreley. Da starben zwei Besatzungsmitglieder.
Entgegen dem Trend nahm Ruhls Drang, auch die Freizeit auf dem Boot zu verbringen, ab. Immer häufiger entschied er sich für das Motorrad. „Man wird ruhiger“, sagt Ruhl. Inzwischen genießt es der 54-Jährige, einfach mal zu Hause zu sein.
In eine andere Polizeiabteilung zu wechseln, das sei für ihn nie eine Option gewesen, erzählt er. „Wieso auch? Wir haben genug zu tun.“ Die Aufgaben wandeln sich, die Fahrrinne wird voller, die Wasserschutzpolizei wird immer mehr auch zur „Umweltpolizei“, sagt Ruhl. Der Rhein sei längst nicht mehr nur Durchfahrtsstraße für Güterschiffe und Anlaufstelle für Wassersportler. Gerade in den vergangenen Jahren ist auch die Anzahl der Flusskreuzfahrten auf dem Rhein stark angestiegen. Die Polizei reagiert: Regelmäßig komme es zu Problemen mit der Kläranlage an Bord, so Ruhl. Abwasser fließt ungefiltert in den Rhein. Bei dieser Menge an Schiffen sei es wichtig, die Fahrgastschiffe bei den Kontrollen nicht zu vernachlässigen. Zu außergewöhnlichen Verunreinigungen durch Güterschiffe komme es im Vergleich zu früher seltener. „Die verbesserte Technik und die hohen Auflagen spielen da sicherlich eine große Rolle“, sagt Ruhl. Das engmaschige Netz an Kontrollen ebenfalls.